Puls 4 und ATV vereint

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Als 2017 die Gruppe um Puls 4 Konkurrent ATV gekauft hat, wurde das von der Wettbewerbsbehörde mit Auflagen verbunden. Dieser Zwang zur Trennung der Programmleitung und Redaktionen von Österreichs damals größten Privat-TV-Sendern ist vorbei. Geschäftsführer Markus Breitenecker und Infodirektorin Corinna Milborn verfügen nun über einen gemeinsamen Newsroom für die vier Austro-Sender der deutschen ProSiebenSat.1-Gruppe. Ihre Nachrichten- und Talk-Formate haben schon bisher einen großen Beitrag zur hiesigen Meinungsvielfalt geleistet. Sie sind sowohl Gegenpol zum ORF wie zum mittlerweile stärksten Privatanbieter ServusTV und zum Boulevard von oe24.tv. Durch die Fusion der journalistischen Abteilungen entsteht einerseits die Chance, dieses Angebot noch mehr zu diversifizieren. Zum anderen droht aber ein weiterer Verlust an Vielfalt in der ohnehin hochkonzentrierten Medienlandschaft. Breitenecker und Milborn versichern, Letzteres werde nicht geschehen. Ihre bisherige Arbeit macht diese Beteuerung glaubwürdig. Doch die professionelle Integrität der beiden ist kein Schutz gegen eine Veränderung ihrer Sender. Die Familienfirma von Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi will den Mutterkonzern von Puls 4 und ATV übernehmen. Breitenecker sagt dazu dem Standard, er habe in 25 Jahren als Austro-Chef schon viele Eigentümer erlebt. Alle hätten die redaktionelle Unabhängigkeit respektiert. Dass Berlusconi anders ist, weiß aber wohl auch er. Nicht von ungefähr warnt sogar Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vor einer solchen Übernahme und prüfen die deutschen Medienregulierer bereits das Ansinnen. Öffentliche Transparenz für solch fragwürdige Hintergründe ist kein Angriff auf die betroffenen Sender sondern Hilfestellung für politische Unabhängigkeit. Das gilt für ORF-Strukturen, Servus-Eigentümer, oe24-Missststände und Puls4-Gruppe.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst.

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