Puls schlägt schneller

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Der Wiener Stadt-Sender Puls TV, soeben drei Jahre alt geworden, wird vom deutschen Privatriesen ProSiebenSat.1 übernommen.

Noch steht die kartellrechtliche Zustimmung aus, aber dann ist die ProSiebenSat.1 Media AG endgültig mit ihrem TV-Engagement in Österreich angekommen. Denn die Übernahme des Wiener Stadtsenders Puls TV, der seit drei Jahren via Kabel und auch analog terrestrisch zu empfangen ist, lässt auf ein reges Interesse am heimischen Werbemarkt schließen. "Das Unternehmen geht davon aus, dass sich der österreichische TV-Werbemarkt insbesondere für kommerzielle TV-Anbieter durch die steigende Verbreitung des digitalen Satellitenempfangs überdurchschnittlich entwickeln wird", hieß es aus der ProSiebenSat.1-Konzernzentrale.

Strategisches Mitnaschen

Dass Puls TV vom Verbreitungsgebiet im Großraum Wien "nur" ein Drittel der heimischen Haushalte erreicht, dürfte für die neue Mutter ProSiebenSat.1 bloß Nebensache sein. Viel wichtiger scheint das strategische Mitnaschen am kommenden Digital-TV-Markt, und zwar sowohl auf terrestrischer, als auch auf mobiler Basis. Stichwort: Handy-TV (die Furche berichtete). Bereits jetzt betreibt Puls TV mit dem Mobilfunkanbieter 3 ein Pilotprojekt, bei dem "handykonforme Inhalte, also kürzere Clips, News und Wetter übertragen werden", berichtet Puls-TV-Geschäftsführer Martin Blank. Und hofft, dass sein Sender nach der Übernahme "weiterhin seine Eigenständigkeit bewahren kann. Das ist uns sehr wichtig. Denn bisher floss viel Herzblut in das Programm."

Dank dieses Herzblutes steht Puls TV heute nach eigenen Angaben gut da: Operatives Plus im Jahr 2006, bei der Morgensendung Café Puls bis zu 20 Prozent Marktanteil. "Die quotenstärkste Sendung im Privat-TV", lobt Blank seine vor zwei Jahren gestartete Frühstücksfernseh-Offensive. "Außerdem befinden wir uns mit den Austria Top News um 20 Uhr bereits auf Augenhöhe mit der ZiB 20", sagt Blank. "Und das, obwohl der ORF viel mehr Haushalte erreicht als wir."

Konkurrent "ZiB 20"

Genugtuung für den Puls TV-Chef, denn: "Von Anfang an hieß es immer, eine Morgensendung oder private TV-News würden in Österreich nicht funktionieren. Wir haben mit unseren Sendungen das Gegenteil bewiesen", so Blank, der die Zielgruppe seines Senders bei den "jungen, urbanen Leuten" ortet. Wie übrigens die meisten anderen TV-Sender auch.

Einen monetären Aufschwung durch die potente Muttergesellschaft erwartet Blank allerdings nicht. "Es wird kaum zur Ausschüttung des großen Füllhorns kommen, aber wir erwarten uns natürlich, dass wir unser Programm entsprechend weiterentwickeln können." Dazu gehören nicht nur die Sendungen von ProSieben, Sat.1 oder Kabel 1, die Puls TV bereits für den österreichischen Markt produziert. Laut Münchener Konzernzentrale liegt das Hauptinteresse darin, auch die Reichweiten und Marktanteile von Puls TV signifikant zu steigern.

Doch auch das Mitnaschen am Megatrend "Digital TV" (DVB-T) erklärt den Einstieg der Münchner. Blank: "Derzeit stellen wir von analog auf digital um, denn wir wollen nach der endgültigen Analog-Abschaltung weiterhin die 40 Prozent der Haushalte erreichen, die dann via Digital-Satellit fernsehen werden." So ist DVB-T die oberste Priorität - und natürlich auch das Handy-Fernsehen DVB-H. Martin Blank, selbst im Vorstand des Verbandes österreichischer Privatsender: "Wir wollten erreichen, dass der ORF in dieser Technik nicht die völlige Handlungsfreiheit erhält. Das ist nur bedingt gelungen." Der VÖP will durchsetzen, den Zugang zu DVB-H auch für alle privaten Rundfunkveranstalter zu öffnen.

Umkämpftes DVB-H

Bei ProSiebenSat.1 ist man jedenfalls guter Dinge, was die Entwicklung neuer Technologien betrifft. Konzernsprecherin Katja Pichler gegenüber der Furche: "Für uns ist Österreich ein interessanter Markt. Puls TV ist sehr modern, vor allem die Arbeitsweise im Produktionsprozess ist höchst effektiv. Vom digitalen Fernsehen versprechen wir uns eine deutliche Erhöhung der Verbreitung von Puls TV".

Aber auch der mobile Content reizt ProSiebenSat.1. "Wir sind schon jetzt der größte Anbieter bei mobilen TV-Inhalten in Deutschland", so Pichler. "Dieser Distributionsweg hat unser Interesse geweckt - auch in Österreich."

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