Bis 2010: Alles digital

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Die Rundfunk- und Telekomregulierungs-GmbH, rtr, arbeitet mit Hochdruck an den Voraussetzungen zur Einführung von flächendeckendem Digitalfernsehen in Österreich.

Die Vision ist ebenso simpel wie konkret: Ab dem Jahr 2010 sollen alle fernsehenden Österreicher ihre Programme digital empfangen, die analoge Abstrahltechnik, also der gegenwärtige Standard, soll von der Bildfläche verschwunden sein. Fernsehen wird durch die digitale Übertragung nicht nur qualitativ besser, weil Bildstörungen wie Rauschen endgültig der Vergangenheit angehören, sondern auch interaktiv: Sendungsbegleitende Infos und interaktive Dienste (etwa Votings oder Bestellvorgänge et cetera) eröffnen neue Möglichkeiten in der Programmgestaltung und -nutzung und können letztlich die Konvergenz zwischen Fernsehen und internetähnlichen Anwendungen herstellen. Der Konsument soll die Möglichkeit haben, beim Fernsehen mitzumachen.

Via Satellit und dazugehörige Set-Top-Box (kleine Geräte, die das digitale Signal im Wohnzimmer des Sehers für den Fernseher aufbereiten) ist der digitale Empfang von Fernsehen bereits heute Realität. Auch die großen Kabelnetzbetreiber in Österreich bieten ihren Kunden Digital-tv-Pakete zu monatlichen Zusatzgebühren an. Für die flächendeckende Verbreitung von Digitalfernsehen in Österreich wird der internationale Standard dvb-t (digital Video Broadcasting auf terrestrischer Basis) durchgesetzt. Damit können die Österreicher künftig digitale tv-Signale via Hausantenne empfangen. Trotz der beinahe flächendeckenden Versorgung Österreichs mit Kabel- und Satelliten-Anschlüssen ist die terrestrische Verbreitung von Fernsehen notwendig. Denn von rund 3 Millionen tv-Haushalten sehen etwa 1,5 Millionen via Satellit fern, 1,1 Millionen via Kabel. Rund 400.000 sind exklusiv auf die Hausantenne angewiesen.

Terrestrisches Digital-TV

Bei den Sat-Kunden mit herkömmlichen analogen Sat-Empfängern (rund 1 Million Teilnehmer) müssen die orf-Programme weiterhin via Hausantenne empfangen werden, weil die Programme von orf und atvplus verschlüsselt via Digitalsatellit abgestrahlt werden. Rund 1,4 Millionen Haushalte sind also für den Empfang der österreichischen Programme auf die Terresktrik angewiesen. "Unsere Aufgabe ist es, die Digitalisierung insgesamt voranzutreiben", meint rtr-Chef Alfred Grinschgl. Die rtr, die 2001 gegründet wurde, fördert Projekte, die sie diesem Ziel näher bringen kann, durch den hauseigenen Digitalisierungsfonds, dem jährlich 6,75 Millionen Euro zur Verfügung stehen. "Die Gelder werden plattformneutral eingesetzt, also für Projekte auf sämtlichen Plattformen für digitalen Rundfunk", so Grinschgl.

Erfolgreicher Testbetrieb

Eines dieser Projekte war ein breit angelegter, dreimonatiger Testbetrieb der dvb-t-Technik im Grazer Stadtgebiet im Frühjahr 2004. Insgesamt 150 Testhaushalte wurden mit Set-Top-Boxen ausgestattet. Die digitale Abstrahlung erfolgte über nur einen Probekanal, auf dem dank der digitalen Technik orf 1 und 2 sowie atvplus und ein interaktiver "Mischkanal" Platz hatten. Geprobt wurden nicht nur die Interaktivität des neuen Fernsehens, sondern auch digitale Datendienste (Nachfolger des Teletextes mit Darstellungsmöglichkeit von Bildern und Grafik) und ein elektronischer Programmführer. Als offener Standard für derlei Zusatzdienste hat sich die "Multimedia Home Platform" (mhp) durchgesetzt. Die Grazer Testphase wurde von der rtr mit rund 4 Millionen Euro gefördert.

Nach diesem erfolgreichen Testbetrieb begann die Medienbehörde KommAustria, deren Geschäftsapparat die RTR darstellt, im heurigen Jahr mit der Ausschreibung für eine so genannte "Multiplex"-Zulassung. Als Multiplexer bezeichnet man jene technische Einrichtung, die die unterschiedlichen Programmangebote zusammenfasst und in einem Datenstrom bündelt. Bislang gibt es mit der orf-Tochter ors (Österreichische Rundfunksender GesmbH) einen Bewerber um die Lizenz für digitales terrestrisches Fernsehen. Die ors will mit ihrem Konzept bereits bis Ende 2006 in allen Landeshauptstädten digitales tv ermöglichen.

2008: 90 Prozent Bedeckung

70 Prozent der heimischen Haushalte sollen dann orf 1, orf 2 und atvplus digital empfangen und eventuelle Zusatzdienste nutzen können. Im Dezember 2008 will man schon 90 Prozent "Bedeckung" erreichen, Ende 2010 will die ors mit 95 Prozent die Vollausbau-Stufe erreicht haben.

Doch damit nicht genug: Denn im Rahmen einer zweiten "Bedeckungswelle" mit digitalen tv-Signalen soll auch der Strom sparende dvb-h-Standard Einzug im Land halten. Damit könnte erstmals mobiles digitales Fernsehen ermöglicht werden. Als Endgeräte dienen dem Konsumenten kleine Taschen-pcs und Handhelds, auf deren Bildschirmen künftig auch in der Straßenbahn, beim Zahnarzt oder im Schwimmbad ferngesehen werden kann. Das Fernsehen wird mobil - und soll unseren gesamten Lebensraum durchdringen.

Bonus für Frühumsteiger

Damit die Pläne der rtr aufgehen, ist man auf eine rasche technologische Umstellung auf das Digital-System angewiesen. Diese will die ors durch eine enge Zusammenarbeit mit Herstellern, Programmanbietern und Händlern erreichen. In Planung ist auch ein Förderkonzept für dvb-t-Empfangsgeräte in sozial schwächeren Haushalten, "Frühumsteiger" will man mit speziellen Bonus-"Zuckerln" locken. Da die rtr in den vergangenen Jahren nicht das gesamte Budget des Digitalisierungsfonds genutzt hat, stehen 2006 rund 12 Millionen Euro zur Verfügung. Und das zu jenem Zeitpunkt, in dem Digital-tv tatsächlich breit angelegt starten soll. Das Budget des Fonds soll bis 2010 zu 40 Prozent in Förderungen für Konsumenten fließen, um den Umstieg auf digitales Equipment zu beschleunigen.

Jeweils 20 Prozent fließen in Forschung, Verwaltung und in die Abfederung von Mehrkosten der Rundfunkveranstalter. Diese haben durch den Umstieg auf digitale Verbreitungstechnik und den zeitgleichen Betrieb von analogem und digitalem Fernsehen höhere Kosten. Dass der Umstieg auf das digitale Fernsehen kommt, ist sicher. Grinschgl: "KommAustria und rtr haben das klar definierte Ziel, digitales tv in Österreich bis 2010 umzusetzen." Ab 2007 sollen analoge Sendeanlagen nach und nach abgeschaltet werden. Bis zum Vollausbau werden in vielen Gebieten simultan analoge und digitale Signale ausgestrahlt.

Die Eile hat einen Grund: Während man in den usa bereits im kommenden Jahr flächendeckendes Digitalfernsehen anbieten wird, arbeiten auch in Europa Staaten wie Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien sowie Ungarn und Tschechien massiv an einer Umstellung. "Das digitale Zeitalter hat begonnen, und wir wollen ganz vorne mit dabei sein", so Alfred Grinschgl.

Der Digitalisierungsfonds

Der Digitalisierungsfonds der rtr hat den Zweck, digitale Übertragungstechniken und Anwendungen in Zusammenhang mit Rundfunkprogrammen zu fördern. Die Einführung des digitalen Fernsehens soll dadurch beschleunigt werden. Die rund 6,75 Millionen Euro Jahresbudget des Fonds werden technologieneutral vergeben. Das heißt: Verschiedene digitale Techniken und Verbreitungswege (etwa terrestrisch, Kabel oder Sat) werden berücksichtigt. Die Fördergelder sollen nicht nur in Pilotprojekte fließen, bei denen Übertragungstechniken oder interaktive Zusatzdienste erprobt werden, sondern auch in Anreize für die Konsumenten, möglichst schnell auf die neue Technik umzusteigen. Da für den Empfang digitalen Fernsehens neue Endgeräte (Set-Top-Boxen) angeschafft werden müssen, kann der Fonds hier vor allem in sozial schwächeren Haushalten Zuschüsse beim Erwerb solcher Geräte gewähren.

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