Zukunft: hoch auflösend?

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Fernsehen - von den Anfängen bis zur kommenden Digitalisierung.

Es gab einmal eine Zeit, da konnten die Österreicher nur wenige Stunden täglich Fernsehprogramme empfangen, mussten sich mit einem schwarz-weißen Bild zufrieden geben und ließen den Tag mit der Bundeshymne ausklingen. Wen untertags die Langeweile quälte, der konnte sich mit dem Zählen der Linien des berühmten Testbilds die Zeit vertreiben. Als das Fernsehen vor 50 Jahren auch in Österreich eingeführt wurde, war keine Rede von Satelliten- oder Kabel-tv mit bis zu 500 Fernsehkanälen.

Dass das einst neue Medium gar nicht so neu war, verrät ein Blick in die Geschichtsbücher der Technik. Bereits 1884 meldete ein gewisser Paul Nipkow sein "elektrisches Teleskop" beim Patentamt an, mit dem er ein an einem Ort X befindliches Objekt an einem Ort Y sichtbar machen wollte. Doch erst die Erfindung der Braun'schen Röhre (1897) und die 1923 erfolgreich erprobte Möglichkeit, mittels dieser Technik Bilder zu übertragen, verhalf dem Fernsehen zu einer rasanteren Entwicklung. Die Nationalsozialisten starteten in Deutschland bereits 1935 den ersten tv-Sender. Zeitgleich wurde die Technik auch in "Fernsehtelefon-Übertragungsstellen" eingesetzt. Ab 1936 konnte man von einem Berliner Postamt in ein Leipziger Postamt "fernsehtelefonieren" und sein Gegenüber dabei live zu Gesicht bekommen - allerdings nur nach Voranmeldung, damit die Post den gewünschten Gesprächspartner ausfindig machen konnte, um ihn zur Bildtelefon-Zelle zu bestellen.

Siegeszug des Fernsehens

Als Massenphänomen (und als stärkster Feind des Kinos) kam das Fernsehen nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Während es Anfang 1951 in den usa bereits 10 Millionen tv-Zuschauer gab, waren es in Deutschland ein Jahr später gerade 300. Doch die Entwicklung ging rasant voran: Als das Fernsehen 1955 in Österreich startete, sahen schon 500.000 Deutsche fern. Hierzulande dauerte es 13 Jahre, bis der orf eine Million Teilnehmer registrierte. Noch 1959 waren es nur 50.000, 1961 schon 250.000 und erst 1968 eine Million. Zu den Höhepunkten des frühen Fernsehens in Österreich zählten unter anderem die Übertragung der Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper am 5. November 1955, die erste Eurovisionssendung am 27. Jänner 1956, die Einführung eines Sieben-Tage-Programms ab Oktober 1959 und die ersten Testprogramme in Farbe ab 1965. Übrigens: Werbung im österreichischen Fernsehen gab es ab 1. Jänner 1959 - damals wurden die meisten Werbeslogans noch gesungen.

Der Siegeszug des Fernsehens war eng verknüpft mit der technischen Entwicklung auf dem Gebiet der Bildübertragung und -darstellung. Der große Popularitätsschub kam mit den ersten Experimenten des Farbfernsehens. Bereits 1951 wurde in New York von der cbs (Columbia Broadcasting System) das erste Farbfernsehprogramm der Welt ausgestrahlt, war aber inkompatibel für Schwarzweiß-Geräte. Deshalb wurde in den usa 1953 die ntsc-Norm (für National Television System Comittee) verabschiedet, die es ermöglichte sowohl Farbsignale auf Schwarzweiß-Geräten als auch umgekehrt dazustellen. Leider hatte dieses - in den usa bis heute gültige - tv-System gravierende Probleme mit der gleichmäßigen Farbdarstellung, weshalb man ntsc bald mit "Never the Same Color" (Niemals die gleiche Farbe) verspottete. Außerdem war die Auflösung des Systems mit 720 x 480 Bildpunkten nicht besonders hoch.

In Europa beschloss man, dieses System zu übertrumpfen. Die Antwort kam Anfang der 60er Jahre mit dem pal-System (Phase-Alternating Line, ebenfalls bis heute gültig), das nicht nur stabilere Farben, sondern auch 720 x 576 Bildpunkte vorweisen konnte.

In der Erprobungsphase von pal konnten pal-Signale noch nicht magnetisch aufgezeichnet werden; alle Fernsehsendungen aus dieser Zeit waren also Live-Übertragungen. Spielfilme wurden mittels optischer Systeme projiziert und dann ebenfalls live von dieser Projektion übertragen. Die so genannte maz (Magnetaufzeichnung), also Bänder, die Sendungen aufzeichnen konnten, wurden erst Mitte der 60er Jahre von der us-Firma rca vorgestellt und in Deutschland beim Kölner Karneval 1966 erfolgreich getestet. Zu den Meilensteinen der tv-Geschichte, die das Medium an sich als weltumspannendes Informationsnetzwerk legitimierten, gehörten u.a. die Übertragung der Mondlandung 1969 aber auch so illustre Ereignisse wie Elvis Presleys via Satellit übertragenes Hawaii-Konzert im Jahre 1973.

Immer noch "Uralt"-Technik

Im Zeitalter ständig wechselnder technischer Systeme ist es erstaunlich, dass sich die Technik der Fernsehwelt mit pal und ntsc kaum verändert hat. Ein neues tv-System hätte auch die Neuanschaffung sämtlicher Geräte bedeutet - doch die Prämisse bei der Einführung des Fernsehens war, dass das Bild stets auf jedem tv-Gerät darstellbar war. Ohne dieses Bekenntnis zur universellen Verfügbarkeit hätte das Fernsehen in einem Normen- und Formate-Streit womöglich viel länger gebraucht, um seine heutige Verbreitung zu erreichen.

Seit einigen Jahren drängt die Industrie auf einen neuen Fernsehstandard - wohl auch, weil man vor allem in den Industrienationen einen Sättigungsgrad erreicht hat, der weit über 90 Prozent liegt (Immerhin verkaufte man in der Anfangszeit des Fernsehens allein in Deutschland bis zu 5000 Geräte täglich). Bereits in den späten 80er und frühen 90er Jahren beschäftigte man sich mit hdtv (High Definition Television), einer hochauflösenden, detailreichen Darstellung von Bildinhalten. Doch diese Experimente liefen mangels vorhandener Empfangsgeräte und Inhalte beinahe unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Anders in Japan: Dort hatte man unter dem Namen "HiVision" bereits 1991 acht Stunden täglich hochauflösendes Fernsehen übertragen, seit dem Jahr 2000 werden sieben hdtv-Programme digital über Satellit ausgestrahlt. Der Vorteil von hdtv: Die bisher üblichen 720 x 480 ntsc- und die 720 x 576 pal-Bildpunkte werden bei hdtv um ein Vielfaches übertroffen. So stellen Fernseher der neuesten Generation Bilder in einer Auflösung von 1280 x 720 bis zu 1920 x 1080 Pixel dar. Das entspricht im Fall von pal eine 2,2 bis 5-mal höhere Auflösung - und lässt dementsprechend auch größere Bildschirme zu.

Aber auch heute hat die Fernsehindustrie ein gewaltiges Problem: Um hdtv flächendeckend durchzusetzen, müssen die Konsumenten neue Geräte anschaffen - etwa teure lcd- oder Plasma-Flachbildschirme, von denen viele schon für die hdtv-Technik gerüstet sind. Die Politik hilft da nach: Per Gesetz versuchen viele Nationen, die Übertragung von digitalen, möglichst hochauflösenden Fernsehbildern zum Standard zu machen. Kein Wunder, dass die usa sich als Vorreiter erweisen: Dort ist das Fernsehbild durch die ntsc-Norm seit jeher viel schlechter als das europäische pal-System, weshalb auch der Wunsch nach einem besseren tv-Bild ausgeprägter ist. In den usa senden bereits 40 Kanäle in hdtv, in Europa sendet seit 2004 mit Euro1080 immerhin bereits ein High-Definition-Kanal.

Zukunft Digitalfernsehen?

Nicht zu verwechseln: Der Umstieg auf digitales Fernsehen, der in Europa bis 2010, in den usa schon einige Jahre früher, erfolgt sein soll: Die digitale Übertragungstechnik soll dafür sorgen, dass auf jenen Plätzen, auf denen bislang ein analoger Sender ausgestrahlt wurde, später bis zu zehn digitale Kanäle Platz finden. Außerdem können Fernsehzuschauer via Votings oder tv-Shopping künftig auch interaktiv ins tv-Geschehen eingreifen. Dafür müssen bisherige Fernseher nicht zwingend entsorgt, sondern können mit kleinen Set-Top-Boxen nachgerüstet werden.

Die Entwicklung von Digital-tv und hdtv laufen allerdings gegeneinander: Denn um die Frequenzen für mehrere Kanäle auszunutzen, müssen Digital-tv-Bilder etwa beim terrestrisch empfangbaren dvb-t-Standard komprimiert werden - auf eine Auflösung von gerade einmal 480 x 576 Pixel. Damit ist das digitale Bild um einiges schlechter und unschärfer als sein alt gedienter, analoger Vorfahre. Um hdtv digital auszustrahlen und zu empfangen, müssten andere Kompressionstechniken als das bereits seit 1992 verwendete mpeg-2 (etwa mpeg-4; vgl. dazu Kasten links unten) zum Einsatz kommen.

Es scheint, als ob die große tv-Revolution vorerst auf sich warten lässt. Immerhin soll die Fußball-wm 2006 in Deutschland zur Gänze auch als hdtv-Version verfügbar gemacht werden. Der Pay-tv-Sender Premiere will hier Vorreiter sein, und hofft auf rechtzeitig verfügbare Geräte. - Ein Anlass, sich einen neuen Fernseher zuzulegen?

Infos zum Thema:

www.hdtvmagazine.com

www.euro1080.tv

So funktioniert Digital-TV

Fernsehbilder bestehen aus 25 Einzelbildern pro Sekunde, wobei ein Bild in zwei Schritten übertragen wird: zuerst alle ungeraden Zeilen, dann alle geraden Zeilen. Anstatt jedes dieser Bilder vollständig zu übertragen, wie es beim analogen Fernsehen der Fall ist, macht sich das Digital-tv die mpeg-2-Datenreduktion zunutze, dass sich von einem Bild zum anderen oft nur wenig ändert. Beispiel "Zeit im Bild": Während der Hintergrund gleich bleibt und sein Aussehen nicht oft verändert, bewegt sich nur der Sprecher. Einzig diese Veränderungen des Bildes werden digitalisiert und übertragen.

Die Einsparungen an Datenmengen sind erheblich und liegen bei über 90 Prozent. Die "Set-Top-Box" beim Empfänger errechnet aus den ankommenden Informationen wieder vollständige 25 Fernsehbilder pro Sekunde. Zwei Bilder je Sekunde werden jedoch vollständig übertragen, damit auch neu zugeschaltete Zuschauer sofort etwas sehen können. Die weiter entwickelte mpeg-4-Technik könnte auch eine digitale, hochauflösende tv-Übertragung ermöglichen. MG

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