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Spätestens bei der Fußball-EM 2008 sollen die Fans über ein umfangreiches Handy-Fernsehangebot jubeln können.

Der Test-Betrieb läuft bereits seit März: In der Wiener City strahlt der ORF gemeinsam Mobilfunkanbieter "3", sowie der Telekom Austria ein digitales Handy-Fernsehprogramm aus, das mit dem Kürzel DVB-H bezeichnet wird und von Multimediahandys empfangen werden kann. Überall und jederzeit. Das Fernsehen soll mobil werden und spätestens zur Fußball-Europameisterschaft 2008 flächendeckend angeboten werden. Damit man als Konsument im schattigen Biergarten sitzen und gleichzeitig via Handy die spannenden Fußballspiele mitverfolgen kann.

Das wünscht sich zumindest Medien-Ministerin Doris Bures, die nun via Gesetzesnovelle die rechtlichen Grundlagen für DVB-H schaffen will. Im Privatfernsehgesetz soll geregelt werden, welche Programme übers Handy laufen und welche Programmpakete Mobilfunkbetreiber anbieten sollen. Das ORF-Gesetz muss laut Bundeskanzleramt ebenfalls angepasst werden, weil es darin noch keine Regelungen zu mobilem TV gibt. Ermöglicht werden soll dem ORF die Ausstrahlung seiner bestehenden TV-Programme via Handy, zusätzlich soll der Staatsfunk "die Möglichkeit zur Gestaltung eines spezifisch auf die mobile Nutzung ausgerichteten, ausschließlich kommerziell finanzierten Programms" bekommen.

ORF vs. Privatanbieter

Das wiederum ruft Kritiker auf den Plan: Sowohl ÖVP, allen voran deren Mediensprecher Franz Morak, als auch Privatrundfunkanbieter orten eine Bevorzugung des ORF durch die SPÖ. Martin Blank vom Vorstand des Verbandes Österreichischer Privatsender (VÖP): "Es ist nicht einsichtig, wieso der ORF in einem potenziellen Markt, den wir uns mit privaten und wirtschaftlichen Mitteln erschließen müssen, die Möglichkeit bekommt, zusätzlich auf mobiles TV zugeschnittene Programme anzubieten."

Auch Corinna Drumm, Geschäftsführerin von Sat.1-Österreich, sieht das in einer FurcheAnfrage ähnlich: "Die vorgelegte Gesetzesnovelle bevorzugt einmal mehr den öffentlich-rechtlichen Mitbewerber. Obwohl durch die Gebührenfinanzierung grundsätzlich schon bevorzugt, wird der ORF mit diesem Entwurf nochmals besser als die privaten Mitbewerber gestellt. Das betrifft unter anderem den Must-Carry-Status, die kostenlose Abstrahlung von ORF 1 und ORF 2 oder die Möglichkeit, zusätzliche, werbefinanzierte Kanäle zu betreiben, was einer konsequenten Marktverstopfung Vorschub leistet", meint Drumm und gibt sich skeptisch: "Ob mit der vorgelegten Novelle alle Marktteilnehmer sinnvoll integriert werden können und DVB-H damit schlussendlich attraktiv genug für die Konsumenten ist, um ein Erfolg zu werden, muss bezweifelt werden."

Ganz anders sieht den Konflikt freilich der ORF. Thomas Prantner, Direktor für Online und Neue Medien am Küniglberg: "Wir haben Interesse, als modernes Medienunternehmen auf allen medialen Plattformen mit Content vertreten zu sein. Wir wollen keinen österreichischen Kleinkrieg zwischen den Privaten und dem ORF. Wir werden Mitte Mai unsere Stellungnahme zur geplanten Gesetzesnovelle abgeben."

Dem Vorwurf des VÖP, es wäre dem ORF schwer möglich, ein DVB-H-Programm ausschließlich kommerziell und nicht (zusätzlich) durch Gebühren finanzieren zu müssen, entgegnet Prantner: "Da zerbrechen sich die Privaten unseren Kopf. Natürlich engagieren wir uns bei DVB-H nur nach den vom Gesetzgeber vorgegebenen Richtlinien."

Fernsehen in der Bim

Während über die Rahmenbedingungen noch gestritten wird, machen sich die Fernseh-Produzenten auch Gedanken, wie das mobile TV der Zukunft eigentlich auszusehen hat. "Wirklich wissen wird man das wohl erst in ein paar Jahren", meint Corinna Drumm von Sat.1-Österreich. "Es spricht aber vieles dafür, dass Fernsehprogramme über DVB-H anders konsumiert werden als das "klassische" Fernsehen. Dies liegt zum einen an den anderen Endgeräten, die deutlich kleinere Displays haben, was für kürzere Programmformate spricht. Zum anderen wird die Mobilität den Fernsehkonsum über DVB-H mitbestimmen. Fernsehen kann dadurch in Situationen erlebt werden, in denen bisher kein TV genutzt wurde, etwa in der Straßenbahn oder in einem Wartezimmer." Thomas Prantner vom ORF: "Wichtig ist, den Konsumenten dort abzuholen, wo er gerade ist."

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