Neuer TV-Sender rund um Wien

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Der Wiener Bohmann-Verlag erhielt für sein "Schau TV“ den Zuschlag bei der freien Regional-TV-Frequenz für Wien, Niederösterreich und Nordburgenland. Mitbewerber "Okto“ zürnt ob der Zulassungsbedingungen.

Der Osten Österreichs bekommt voraussichtlich bis Jahresende einen neuen TV-Sender via Antenne ins Haus geliefert. Die entsprechende Sendefrequenz ging an den Wiener Bohmann-Verlag. Schau-TV soll der neue Sender mit auffällig buntem Logo heißen, der Wien, Niederösterreich und das nördliche Burgenland mit Regionalberichterstattung versorgen will. Zwei Stunden Programm sollen täglich neu produziert und in einer Dauerschleife ausgestrahlt werden. Schau-TV wird überdies über Kabel und Satellit zu empfangen sein.

Bohmann ist renommierter Verlag, der eine Reihe von Print-Fachtiteln herausgibt und auch Online-Dienste betreibt. Für sein Unternehmen sei es eine "Strukturentscheidung“ gewesen, erläutert Gerhard Milletich, Geschäftsführer und Hälfteeigentümer des Verlages: "Wir haben bis aufs Fernsehen alle Bereiche abgedeckt, die es in einem Medienhaus gibt. Jetzt kommt das letzte Medium dazu, das wir noch nicht betreuen.“

Die digitale Plattform Multiplex B, auf welcher der neue Kanal gesendet wird, wird von Österreichischen Rundfunksender GmbH & Co KG (ORS) betrieben, die zu 60 Prozent dem ORF und zu 40 Prozent der Raiffeisen-Gruppe gehört. Insgesamt vier Bewerber haben sich um die Frequenz bemüht.

Das Konzept von Schau-TV habe die vorgegebenen Auswahlkriterien wie Regional- bzw. Österreichbezug bei Information, Bildung, Kultur, Gegenwartskunst, Unterhaltung und Sport, Anteil eigengestalteter Programme oder Beitrag zur Steigerung der Programm- und Meinungsvielfalt am besten erfüllt, sagt ORS-Sprecher Michael Weber.

Warum Okto leer ausging

Einer der vier Bewerber war Okto, das nicht-kommerzielle Wiener Community-TV, das in zwei großen Kabelnetzen verbreitet wird und theoretisch immerhin eine Million Menschen erreichen kann. Dort ist man not amused. Ginge es allein nach inhaltlichen Kriterien, so hätte sein Sender den Zuschlag erhalten müssen, ist Okto-Geschäftsführer Christian Jungwirth überzeugt. "Wir bringen in einem De-facto-24-Stunden-Programm drei bis vier Stunden täglich neu produziertes Programm und wir erfüllen einen gesellschaftspolitischen Auftrag“, betont Jungwirth. Die über 110 Sendereihen drehen sich um zeitgenössische Kultur, den österreichischen Film, zivilgesellschaftlich engagierte Gruppen und diverse Communitys mit Migrationshintergrund.

"Das Finanzierungskriterium ist nach der Rechtslage das alles toppende Kriterium. Und da können wir nicht mithalten“, erklärt sich Jungwirth. Sein Groll ist allerdings grundsätzlicher Natur: Der Gesetzgeber habe ureigene staatliche Aufgaben privaten Betrieben überantwortet. "Früher waren Sendefrequenzen ein öffentliches Gut, das im Interesse der Öffentlichkeit von Behörden nach inhaltlichen Kriterien vergeben wurde“, kritisiert der Geschäftsführer: "Jetzt stellt ein privates Wirtschaftsunternehmen die Frequenzen einem anderen privaten Unternehmen unter einer finanziellen Transferleistung zur Verfügung.“ Die entsprechenden gesetzlichen Grundlagen seien mit der Digitalisierung des terrestrischen Fernsehens einhergegangen. Seither sei die Vergabe eine "reine Versteigerung einer technischen Dienstleistung“ an den Bewerber mit der besten Finanzierung, klagt Jungwirth. Dies begünstige große Häuser gegenüber kleineren Anbietern.

Eindringlich warnt Jungwirth davor, dass sich auch bei einer Radio-Digitalisierung die gesetzlichen Grundlagen in diese Richtung verändern könnten. "Ich kann meinen Kollegen im Radiobereich nur raten, gemeinsam alles zu unternehmen, um die Digitalisierung des UKW-Bandes zu verhindern. Denn damit hätten die Radios das gleiche Problem wie wir jetzt.“

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