Erfolgreiche TV-Unterhaltung mit Uralt-Programmen

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Der Privatsender "Austria 9 TV" setzt auf alte heimische Spielfilme und Serien, verdient Geld mit Call-In-TV und will künftig regionale Beiträge aus allen Bundesländern ausstrahlen.

Wer die Rechte an vielen Filmen und Serien besitzt, braucht einen Kanal zur Ausstrahlung seiner Unterhaltungsware - und genau diesen Zweck erfüllt seit gut einem Jahr der österreichische Privatsender "Austria 9 TV" mit Sitz am Wiener Rosenhügel. Der Sender, der derzeit via Sat und Kabel in rund 1,8 Mio. Haushalten empfangbar ist, bringt vor allem Spielfilmklassiker und Serien aus dem Archiv. Von Hans Moser über Peter Alexander bis hin zu US-Serien wie "Roseanne" (wovon teilweise bis zu vier Folgen hintereinander gezeigt werden) reicht das Angebot an Unterhaltung. Ein Programm, dessen Inhalt man schon lange nicht mehr im Fernsehen gesehen hat. "Wiedersehen macht Freude" wäre die freundliche Bezeichnung, "Resteverwertung" die bissige.

Der Programm-Mix aus Filmen wie "Verlobung am Wolfgangsee" oder "Rendezvous im Salzkammergut", dazu auch deutsche Serien wie "Der Bergdoktor" kämen vor allem beim jungen Publikum an, meint Austria 9 TV-Geschäftsführer Conrad Heberling (früher Marketingleiter bei RTL II). "Es war für uns sehr überraschend, dass unser Programm gerade in der Gruppe der 12- bis 29-Jährigen so gut angenommen wird", sagt Heberling. "Unsere Idee von, Wiedersehen macht Freude' gefällt der ganzen Familie. Und Filmwiederholungen wie, Winnetou' begeistern besonders die jüngsten Zuschauer."

Guter Marktanteil von 0,8 Prozent

Nach einem Jahr auf Sendung liegt der Marktanteil von "Austria 9 TV" in der wichtigsten Sendezeit zwischen 18 und 23 Uhr bei 0,8 Prozent. "Andere Sender brauchten Jahre für diesen Marktanteil, noch dazu in einem derart gesättigten Markt", so Heberling. Grund für den Erfolg sei das Senderkonzept: "Der Neuner in, Austria 9' steht für die neun Bundesländer. Wir stellen österreichische Inhalte - von Filmklassikern bis zu Serien - in den Vordergrund."

Ab Februar 2009 sollen in der neuen Vorabend-Sendung "Die 9" auch regionale Bundesländer-Beiträge on air gehen. "Wir übernehmen Beiträge regionaler Sender, um diese überregional auszustrahlen", erläutert Heberling das Konzept. Sein Ziel: 2009 soll der Marktanteil zwischen 18 und 23 Uhr auf 1,2 Prozent gesteigert werden. "Und: Sollte es den Bedarf nach neuen Sendungen geben, so können wir Entscheidungen darüber hier bei uns fällen. Bei den deutschen Privatsendern, die mit Österreich-Fenstern agieren, müsste die Entscheidung in Deutschland fallen. Das macht uns flexibler."

Angetreten ist Heberling mit dem Ziel, einen Distributionskanal für Filmware zu schaffen und dadurch auch Werbeeinnahmen zu generieren. "Der Werbemarkt ist 600 Mio. Euro schwer, ein Drittel davon fließt nach Deutschland in die Werbefenster. Da macht es Sinn, der Werbewirtschaft einen weiteren österreichischen Sender zu bieten", so Heberling. Die RTL-Tochter IPA-plus sorgt für die Werbezeitenvermarktung.

Geld verdient wird bei Austria 9 TV auch mit sogenannten Call-In-Shows ("Anrufen und gewinnen"), die einen Gutteil der Sendezeit belegen. Eine weitere Geldquelle: Via "Glückwunsch TV" können Seher für 99 Euro einen kurzen Spot platzieren, in dem man Verwandte, Familie, Freunde grüßt oder zu runden Jubiläen, zur Matura oder zur Hochzeit gratuliert.

Interessant ist die Gesellschafterstruktur dieses "österreichischen" Privatsenders: Haupteigentümer ist die deutsche Hubert Burda Media, die TV-Magazine wie "Focus TV" oder etliche Radiostationen in Deutschland betreibt, vor allem aber im Printsektor ("Bunte", "TV-Spielfilm") stark ist. Des Weiteren an Bord: die Medienpool TV GmbH rund um "Focus"-Chefredakteur und Burda-Manager Helmut Markwort, die Andmann Media Holding des früheren RTL II-Geschäftsführers Josef Andorfer sowie Heberling selbst. "Die Synergien daraus betreffen vor allem das Know-how", so Heberling. "Burda, Markwort und Andorfer bringen sich mit ihrer reichen Medienerfahrung ein." Und dieser Erfahrungsschatz hat vor allem einen Trend geortet: Ein Nischenprogramm mit klarer Ausrichtung kann profitabel sein. Die Nische von "Austria 9 TV": Auch mit Uralt-Programmen lässt sich unterhalten.

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