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SPÖ-Kulturpolitik wahlentscheidend
Mehrfach warnte ich hier vor der sozialistischen Kulturpolitik mit dem Burgtheater und deren Folgen. Natürlich wird niemand der Verantwortlichen diese Worte ernstgenommen haben — denn, so meinte man wohl, wenn auch etwas Wahres darin liegen sollte, welche Auswirkungen auf Parlamentswahlen käme schon den Entscheidungen fürs Burgtheater zu? Auch wenn zahlreiche und sogar prominente Genossen gegen die derzeitige Direktion und deren leichtfertigen Umgang mit Schließtagen, mit Spielplangestaltung, gegen die mangelhafte Vorausplanung, gegen die Auflösung des Ensembles lautstark protestierten, das alles beträfe doch nur einen winzigen Anteil des Wählervolkes.
Nun gab es aber gerade in Wien für die sozialistische Partei einen katastrophalen Stimmenverlust. Und daran werde - so glauben manche Politiker — wohl kaum die miserable und das Publikum provokant verachtende Programmierung und Führung der „Burg“ ausschlaggebend gewesen sein. Schon möglich. Aber als sicher kann man annehmen, daß die hartnäckige Verärgerung des Publikums (und zwar auch der Sozialisten unter ihnen) zu der Wahlniederlage Vranitzkys nicht wenig beigetragen hat: das Publikum dieses Theaters besteht nämlich zu nicht geringem Teil aus Multiplikatoren.
Der Ärger und die bewußte Verachtung jener, die das Theater besuchen oder besucht haben, ziehen Kreise. Die Überheblichkeit des Direktors, der längst aus einer ernstzunehmenden Avantgarde ausgeschieden ist und nun als ausgebrannte Fackel von gestern nur noch die Arroganz in die Gegenwart gerettet hat, hat sehr konkrete Folgen. Man merkt die Inkompetenz, die Uninformiertheit jener, die ihn in ahnungsloser Nibelungentreue obsessiv stützen. Natürlich durch eine gigantischen Subvention, die der Steuerzahler zahlt. Man möge sich nur keiner Täuschung hingeben: Claus Peymann hat zum Wahlverlust der Sozialdemokraten zumindest in Wien massiv beigetragen.
Vielleicht wird es zu den positiven Anstößen aus dieser Parlamentswahl zählen, daß sich die Verantwortlichen im sozialistischen Lager endlich realitätsnahe und professionell sinnvolle Gedanken über eine neue Direktion machen. Auch hier, nicht nur bei der Arbeiterkammer, wird es sich zeigen, ob auf alten starren Geleiseri weitergefahren wird oder Neuerungen geschehen.
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