6861670-1977_39_12.jpg
Digital In Arbeit

FILM

Werbung
Werbung
Werbung

Nach Jahren wieder: Religiöse Filmwoche

Zu Fixpunkten im Wiener Kulturleben der Nachkriegszeit gehörten durch viele Jahre die „Internationalen Festwochen des religiösen Films,” die von der Katholischen Fümkommission zwischen 1949 und 1963 als Biennale veranstaltet wurden: zuerst im jeweüs kurzfristig für Kinovorführungen adaptierten Großen Konzerthaussaal, später im Apollo-Theater, das damals noch mehr als 1400 Plätze aufwies und das größte Kirto Wiens war.

Bei diesen Fümwochen gelangten Streifen zur Aufführung, die für Österreich neu waren, ja es gab darunter sogar einige „Welturaufführungen. So brachte allein die bisher letzte Festwoche im Jahre 1963 Werke ganz Großer, wie Ingmar Bergman, Robert Bresson, Luis Bunuel und Carl Theodor Dreyer. Leider versiegte mit dieser Veranstaltung die Tradition des religiösen Füms in Wien. Die Produktion in diesem Genre, die in der Nachkriegszeit eine Blüte erreichte und vor allem in französischen Beiträgen, wie „Monsieur Vincent”, „Gott braucht Menschen”, „Das Tagebuch eines Landpfarrers” und „Der Abtrünnige” gipfelte, sank fast auf den Nullpunkt. Religiöse Filme waren nur in seltenen Fällen - etwa „Das Lied von Bernadette”, „Nachtwache”, „Opfergang einer Nonne” und „Menschenfischer” - Kassenschlager, und unsere auf materiellen Gewinn und schnellen Konsum orientierte Zeit bot offenbar keinen geistigen Nährboden mehr für Stoffe, die aufgrund ihrer spirituellen Ansprüche sicher nicht leicht zu gestalten waren, aber auch Künstler der siebenten Muse immer wieder zu Höchstleistungen inspirierten.

Anläßlich ihres dreijährigen Bestehens startet nun die Katholische Filmkommission nach Jahren wieder einen - wenn auch bescheideneren - Anlauf zu einer Woche des religiösen Films”, die von 3. bis 9. Oktober in den ambitionierten „Neubauer-Lichtspielen” (Wien VII, Lerchenfelderstr. 75) stattfinden wird.

Zwar kann nicht eine Palette neuester Filme geboten werden, dafür soll das Publikum mit einem Querschnitt durch die Geschichte des religiösen Füms konfrontiert werden, der von Carl Theodor Dreyers berühmter „Passion der Jeanne d’Arc” (1928), einem der Meüensteine der Fümkunst, bis zu Werken neuer Problematik und Ausdrucksform wie dem durch dęn Fall Lefebvre aktuellen Drama „Catholics” (USA/England 1973) und der Musical-Verfilmung „God- spell” (USA 1973) reicht. „Catholics” ist übrigens in den österreichischen Kinos noch ebenso unbekannt wie Roberto Rossellinis „Franziskus - der Gaukler Gottes”. Neben Dreyer und Rossellini werden noch zwei weitere große Füm- regisseure zu Wort kommen: Ingmar Bergman mit „Licht im Winter”, einem seiner gedanklich tiefsten pnd stärksten Werke, und Pier Paolo Pasolini mit seinem berühmten „Menschenfischer”. Die österreichische Produktion „Der Fall Jägerstätter” (Regie: Axel Corti) wird das Programm abrunden.

Dieses präsentiert sich in folgender Reihenfolge:

Mo. 3.10.: MENSCHENFISCHER Di. 4. 10.: CATHOLICS Mi. 5. 10.: DIE PASSION DER JEANNE D’ARC Do. 6. 10: GODSPELL Fr. 7. 10: DER FALL JÄGERSTÄTTER

Sa. 8. 10.: FRANZISKUS - DER

So. 9. 10: LICHT IM WINTER

Für alle Vorführungen Vorverkauf im Neubauer-Kino, telephonische Reservierungen unter der Rufnummer 93 57 172, täglich ab 16 Uhr. R. E.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung