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Graz ist nun noch attraktiver geworden

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Graz ist wohl eine der wenigen Städte Österreichs, die sich in kein eindeutiges Klischee zwängen lassen. Ist es die Stadt am Südost-Punkt, die Residenzstadt, die Pensionistenstadt, die Stadt mit den schönsten Frauen, die Steiri-sche-Herbst-Stadt, die größte Altstadt-Stadt des deutschsprachigen Raumes, die Grüne Stadt, die österreichischste Stadt, die Stadt mit der bekanntesten Uhr und dem berühmtesten Zeughaus, die Universitätsstadt, die Sprungbrettstadt, die Stadt, die von kultureller Potenz nur so strotzt, die liebenswerte Stadt?

Dafür einen gemeinsamen Nenner zu finden, wird nicht leicht sein. Die Olympiastadt Innsbruck, die Festspielstadt Salzburg, der Nimbus, den Wien umgibt, das sind alles eindeutige Profile. Es genügt die Namensnennung dieser Städte, und jeder In- und Ausländer wird in eine gewisse Vorstellungswelt versetzt. Er weiß, was ihn dort erwartet, welchen Nutzen er erfährt. Und dieses Profil nach außen hin ist die Grundvoraussetzung für eine gesunde Fremdenverkehrspolitik.

Was kann nun das neue Kongreßzentrum - der Grazer Congress, welcher zum Teil schon seine Pforten geöffnet hat, zu diesem noch zu findenden Profil beitragen?

Mit einem Budget von 150 Millionen Schilling wurde vom Land Steiermark der Grazer Congress in Angriff genommen. Das ehemalige Gebäude der Steiermärkischen Sparkasse mitten im Zentrum der Altstadt Graz war für dieses Projekt geradezu prädestiniert. Der historische Trakt mit dem 1200 Personen fassenden Stefaniesaal, dem Kammermusiksaal und dem Blauen Salon und die neuen Einheiten, die jedem Kongreß- und Veranstaltungswunsch entsprechen sollen, werden eine Gesamtkapazität von 2000 Personen haben. Ein eminent wichtiger Faktor für die Infrastruktur dieser Stadt und ihre . Fremdenverkehrsbemühungen.

Graz ist dadurch attraktiver geworden. Wo man bislang auf das Messegelände ausweichen mußte, Fachkongresse in die Hochschulen und auf die Kliniken transferieren mußte, wird man in Zukunft im geeigneten Rahmen unter besten Bedingungen jede Art von Veranstaltung abwickeln können.

Vielleicht ist dieser Grazer Congress der Anstoß für manchen neuen Beginn. Die Hotellerie wird mehr Mut zu Investitionen haben, um Graz jene Bettenkapazität zu geben, die es auch in den Spitzenmonaten ermöglicht, Gäste gleich gut unterzubringen, die internationalen Kontakte von Hochschulen und Kliniken, Kunst- und Wirtschaftstreibenden werden effizienter ausgenützt werden können, den kulturellen Aktivitäten werden mit neuem Raumangebot mehr Möglichkeiten geboten und nicht zuletzt wird dieses Zentrum Anlaß für neue Ideen der internationalen Begegnung sein.

Nur wird man immer bedenken müssen, daß jedes Kongreßzentrum nur so gut akquirieren kann, wie es die Stadt und das Hinterland zuläßt.

Jeder, der schon einmal nach Graz hineingeschaut hat, spürt diese undefinierbare Liebenswürdigkeit, das Flair dieser pulsierenden Stadt. Was ihr fehlt, sind nicht Fremdenverkehrsobjekte, Historie oder beispielgebende Aktivitäten. Es ist das Selbstverständnis ihrer Bürger, das nicht artikulierte Profil, die Strategie, die jede Stadt, jedes Land braucht, um im heutigen Konkurrenzkampf zu bestehen. Der Grazer Congress soll und wird ein wichtiger Bestandteil jener Strategie sein, die Graz mehr in den Mittelpunkt Österreichs und vielleicht sogar Europas führen wird.

Der Autor ist einer der beiden Geschäftsführer der Grazer Kongreßzentrum GesmbH.

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