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Meinungsforscher

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Demokratisierung des Theaters könne nicht auf die Leute beschränkt bleiben, die das Theater machen, teilt Gerhard Klingenberg, der Direktor des Burgtheaters, dessen Besuchern mit Demokratisierung des Theaters, heißt es auf dem vom Direktor unterzeichneten, an die Besucher verteilten Zettel, müsse „vor allem jene einbeziehen, für die das Theater gemacht wird, nämlich .Sie’, unser Publikum“.

So und nicht anders steht es dort, das „Sie“ zwischen Gänsefüßchen, deren Funktion unklar bleibt. Burgtheaterdeutsch ist halt eben ein gesprochenes Deutsch, dessen Beherrschung Schwierigkeiten mit einem geschriebenen Deutsch nicht ausschließt. Wobei gesprochene Ge- stelztheiten zu gedruckten Stilblüten erstarren: „Wir dürfen Sie herzlich bitten, den ausgefüllten Bogen bei Ihrer Garderobe in die dafür vorgesehenen Behälter abzugeben.“ Natürlich dürfen sie bitten, aber warum tun sie es nicht, sondern begnügen sich mit der Feststellung, daß sie’s dürfen? Und was das Abgeben in die Behälter betrifft — das hat sogar Größe. Die Größe einer klassischen Stilblüte.

Aber wie lauten nun die Fragen, um deren Beantwortung Herr Klingenberg bittet?

Er hat, weitere sollen ja folgen, diesmal nur eine einzige Frage: „Wie hat Ihnen die heutige Vorstellung gefallen?" Vier Antworten sind vorgesehen: Sehr gut, gut, mittelmäßig, schlecht ‘

Meint Klingenberg nun tatsächlich die Vorstellung? Oder meint er das Stück? Oder meint er beides? Das darf jeder nach eigenem Gutdünken interpretieren.

Fragen an Herrn Klingenberg: Wer hat diese hanebüchene Frage erdacht, wer hat sie so unklar formuliert? Würde es, angesichts eines solchen Grades von Unfähigkeit auf dem Gebiet der Meinungsforschung Im eigenen Haus, nicht doch dafür stehen, sich vor neuen Fragestellungen fachlich beraten zu lassen? Würden Sie selbst, als Theaterbesucher, sich nicht gefrozzelt fühlen, würden Ihnen solche Fragen gestellt? Oder halten Sie Ihr Publikum tatsächlich für so dumm, daß es durch eine etwas differenziertere Fragestellung überfordert würde?

Denken Sie manchmal an den berühmten Satz von Bertoli Brecht, der lautete: „Wäre es da nicht besser, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?" — Denken Sie noch manchmal daran?

de die zu ihren Gunsten abgegebene Wahlempfehlung der KPÖ gewesen ist, der von der SPÖ nur halblaut murmelnd widersprochen wurde. Wie ja auch der nunmehrige Erfolg sicher nicht im Zeichen eines auch nur andeutungsweisen Zusammengehens erreicht worden wäre. Vielleicht hilft so ein Hinweis Servan- Schreiber und Mitterand? Sicher könnte er Kreisky und der SPÖ nicht schaden!

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