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Paris hat wieder das Wort

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Die Uniform junger Damen, nämlich Hose, Bluse und Pullover, scheint allmählich wieder einmal ausgespielt zu haben. Die Modemetropole hat ein erfolgssicheres Lieblingskind propagiert: das Che-misierkleid.

Das Hemdblusenkleid ist es wert, als „Glücksidee“ bezeichnet zu werden. Nach all den mehr oder minder erfolgsbescherten Modeabenteuern der letzten Jahre, gewährt der Chemisierstil bei allen dabei möglichen Formen der Verarbeitung und der Trägerin doch niemals ein Ausgleiten an den Rand des guten Geschmacks. Das Chemisierkleid ist nicht neu — es feiert höchstens ein Comeback zu einem wahrhaft günstigen Zeitpunkt und erscheint — ausgestattet mit vielen neuen Details, wie Passenteilen, Smokeein-sätzen und raffinierten Faltenpartien — schwungvoll und überzeugend auf den derzeit eher morschen Brettern der Modebühne. Der aggressiv-sexystrammen Blue jeans etwas müde geworden, mit dem Nachgeschmack der Hot pants und jener Miniröcke, die von vielen Damen besser niemals getragen worden wären, bedeutet das Hemdblusenkleid für Modemacher und Trägerin genau das, was man sich gerade wünscht.

Der Chemisierstil ist aktuell von früh bis spät, sportlich und frisch am Tag, elegant, raffiniert und schwungvoll am Abend. Genau deshalb findet sich dieser Stil von Paris bis Wien in allen Kollektionen — von Haus zu Haus mit dem persönlichen Etikett der indivudellen Linie versehen.

Für Hosen ist — es ist nicht zu leugnen — die Glanzzeit vorbei. Dennoch sind sie aus dem heutigen Modeprogramm noch nicht wegzudenken, sie werden aber eher stiefmütterlich behandelt. Total „out“sind ganz enge Hosen. Die modische Hose sitzt an der Hüfte knapp, hat aber einen geraden Beinschnitt. „Topmodisch“: Fältchen an der Seite.

Paris zeigt zwar noch dickere Schuhabsätze, aber keine einzige dicke Sohle mehr. Die Schuhe sind eher zierlich, vorne spitz-rund und nicht mehr in Carreeform. Helle Schuhe in Eierschale oder Beige (wieder mit hellen Strümpfen) lassen sich zu allen Kleiderfarben kombinieren und sind hochaktuell.

Die Saumlänge variiert wieder; abends gibt es alle Längen, tagsüber bleibt sie rund ums Knie.

Wieder einmal ist die große Modefarbe Weiß mit allen Abwandlungen über Eierschale, Elfenbein, Kreide bis Beige und Spagat. Kombiniert mit aktiven Farben wie Mohhrot, Elektroblau und Maigrün, entstehen muntere Farbenspiele. Fahle Farben sind absolut passe. Sogar Pastelltöne haben jetzt eine gewisse Brillanz.

Bei Baimain zum Beispiel wird ein bezaubernd gemustertes Seidenkleid mit plissiertem Rock, langen Blusenärmeln und schmalem Bindegürtel, an den Kanten in den dominierenden Kleiderfalben eingefaßt.

Dior unterteilt das Hemdblusenkleid mit einer hohen Taillenpasse, die einige Zentimeter unter der Taille beginnt und bis fast unter den Busen reicht. Der Rock liegt meistens in Falten. Fast überall schmale Stoffbindegürtel.

Von oben bis unten fältelt Ungaro seine Chemisierkleider. Ein besonders aparter viereckiger Ausschnitt und wieder ein schmaler Bindegürtel ergänzen dieses hochelegante Modell.

Es ist fast selbstverständlich, daß diese Linie in den bekannten Wiener Couture-Salons nicht nur vertreten, sondern geradezu gepflegt wird. Sie ist Häusern wie Adlmüller oder Faschingbauer auf den Leib geschneidert, besser noch: in die Schere gelegt.

Die Wiener Boutiquen dagegen betrachten die Linie der Saison nicht nur von der eleganten Seite und demonstrieren wieder einmal gekonnt viele erfreuliche Ideen. Assortiert gutgeschnittenen federleichten Mänteln oder Jacken im Cardigan-Stil (hüftlang ohne Revers mit Taschen) oder taillenkurzen Jäckchen und Blousonrücken, finden sich diese Lieblingskleider der Pariser Coutu-riers auch in den Kollektionen von Etoile, Trixi Becker, Ines International, bis zu Adlmüller und Faschingbauer. Bei Faschingbauer wird mit viel Liebe zum Detail damenhafte Eleganz mit der Raffinesse fliegender Teile und Faltenpartien gepaart.

Als Modestoffe dominieren Crepe, Crepe de Chine, Twill und natürlich Baumwollbatist und Leinen. Hier kann man fast alle Sommermaterialien zum Chemisierstil verarbeitet sehen. Sogar herrlich-weiches Leder in leuchtenden Farben läßt sich in diesem Stil zu Mänteln, Kleidern und phantastischen Abendkleidern verarbeiten, wie das Haus Mitzou, Spanien, in seiner Kollektionsvorführung in Wien überzeugend bewies.

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