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Leder wirkt keineswegs „ledern“

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Eine typisch österreichische Modeschöpfung - Elegantes und Sportliches aus Wien und Salzburg

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Eine typisch österreichische Modeschöpfung - Elegantes und Sportliches aus Wien und Salzburg

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Es ist ein recht warmer Sommertag. Bei der Jause im Park-Restaurant trifft man eine junge Dame, frisch und kühl anzusehn in einem blaßblauen, ärmellosen Jumperkleid, sehr gut geschneidert und mit schmalen Fransen aus gleichem Material verziert. Aber was für ein Material ist das? Es hat Körper und glänzt diskret. Schwere, satinierte Baumwolle? O nein, das zartblaue Kleid ist aus Nappaleder. Ist das nicht schrecklich heiß? Keine Spur, erklärt die Trägerin, sie hat es sogar schon an viel wärmeren Tagen auf einer Orientreise getragen. Aber — fragen wir zaghaft, was man an warmen Tagen im Orient trägt, möchte man doch immer wieder frisch haben, gut gewaschen, wie die Wäscherinnen im Süden es so fabelhaft verstehen. Ja, natürlich wurde es gewaschen, sagt die Trägerin, es ist ja waschbares Nappaleder. Für eine Autofahrerin ein höchst praktischer Anzug. Vor allem weil es gegen Schmutz, sogar gegen Schmierflecken unempfindlich ist. Das klingt sehr verlockend. Wer aber nicht solch waschbares Spezialleder noch eine gute Wäscherin besitzt, sollte sich doch wohl lieber an eine Putzerei wenden.

Diese Art modisch-elegante Lederkleidung präsentiert sich jetzt auch, zusammen mit sommerlichen Baum- woll- und Seidenmodellen, in den Wiener Schaufenstern und man sagt, sie sei für Flugreisen sehr beliebt. Zartrosa, Zitronengelb, Birkenweiß und leuchtendes Rot sind Lieblingsfarben. Man kann auch schon verraten, da ß für den kommenden Herbst Kompositionen von Strick- und Jerseystoffen mit Leder in vielen Varianten vorbereitet wurden. Auch ganze Lederkostüme wird man tragen. Aus Nappa in lichten-Tönen wie auch in Braun, Grün, Beige und Maulbeerrot. In diesen milden Tönen sind auch weiche Veloursleder längst in die Straßenmode eingegangen, die Qualität eigenartig seidig und die Fassons hochmodisch.

In schwarzes Veloursleder kleidet man sich seit letztem Winter auch . gern des Nachmittags, ja, sogar der abendliche Mantel und das Cocktäil- und Theaterensemble bietet man den Frauen in Leder. Da gibt es lichte Jumper mit schwarzer Wolle bestickt, ein sehr anspruchsvolles Jum- permodell ist aus Goldleder, mit Jet und Perlen bestickt, und wird zu einem Rock und Mantel aus schwarzem Veloursleder getragen. Ein Cocktailkleid zeigt Stickerei aus Per len und blitzenden Steinen am Ausschnitt und Rocksaum. Auch einen ganzen Goldleder-Abendmantel bringt eine Wiener Firma, bekannt für aparte Pelze und Lederkleidung. Das Brokatfutter solch eines Luxusmantels ist dann wohl im abendlichen Kleid wiederholt.

Zum Ausgleich dieser Extravaganz bringt dasselbe Haus Strapazmäntel aus Rauhleder, manche sehr flott mit glänzendem Leder an Taschen oder

Kragen gerandet, andere Mäntel aus Lammfell mit warm-wolliger Innenseite. Sie werden immer gern im ungarischen Stil, mit Verschnürungen auf der Front, bestellt, besonders auch von Amerikanerinnen. Man sieht sie in Wien im Winter viel des Vormittags auf der Straße. Ein guter Rat, der einem gegeben wird: einen nassen Rauhledermantel nicht in Hitze trocknen.

Übrigens, was wir auf dem Gebiet der Lederkleidung ganz besonders interessant fanden, war eine Salzburger Spezialität, von der wir, wir müssen es gestehen, zuerst durch eine amerikanische Zeitung hörten: Jagdoder Sportkostüme in „Salzburger Schwarz“, das in eine bräunliche Nuance hinüberspielt, wodurch es ein wenig übertragen, auf jeden Fall nicht mehr blitzneu aussieht. Mit diskreter Handstickerei an Schultern und Taschen stellen diese Kostüme eines altbekannten Salzburger Hauses etwas Einzigartiges in der Ledermode vor, das von Kennern wahrer, unauffälliger Trachteneleganz voll gewürdigt wird.

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