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Schöne Stimmen

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(Innsbruck, Festwoche der Alten Musik) Als Solisten und als Partner gleichermaßen meisterhaft, ausdrucksstark und technisch perfekt spielten Christophe Coin und Johann Sonnleitner kammermusikalische Werke des 18. Jahrhunderts, vorwiegend Bach.

Die Steigerung des dramatischen Ausdrucks vokaler Musik demonstrierten die folgenden drei Veranstaltungen: Das „Consort of Musik-ke“ Heß teilhaben an einem entscheidenden Moment der Musikgeschichte, nämlich dem Übergang bei Monteverdi von der strengen kontrapunktischen Auffassung des Madrigals zurfreienBehandlung der Themen, d.h. zur Hervorhebung von einzelnen Affekten und Stimmen. Von strahlenden Stimmen gebracht, wurde diese Lehrstunde zum großen Hörvergnügen.

Die Grenze zwischen Oratorium und Oper in Alessandro Scarlattis „La Guiditta“ ist fließend Das narrative Element wird vom szenisch-dramatischen verdrängt Jeder Sänger ist auf sich selbst gestellt. Zart und rein gestaltete Emma Kirkby die Titelrolle, doch Loma Anderson war die ihr ebenbürtige strahlende Überraschung als Ozia. Absoluter Höhepunkt wurde auch in diesem Jahr die szenische Oper: Rene Jacobs war als Bearbeiterund Dirigent von Händeis „Flavio“ wieder einmal der Star der Festwoche. Durch sein sensibles Einfühlen wurde aus keineswegs lange aufeinander eingespielten Sängern, dem erweiterten „Ensemble 415“ und einer feinnervigen, zartheiteren Inszenierung eine perfekte Einheit, in der die sehr schweren Arien in der typisch Händeischen Verzierungstechnik einfach mühelos erschienen. Strahlende Stimmen wie die von Jeffrey Gall, Derek Lee Ragin, Lena Lootens und Gloria Banditelli trugen zu dem großen Erfolg bei, den diese „opera seria“ bei der Uraufführung 1723 als zu unheroisch nicht gefunden hatte.

Das glückliche Zusammenspiel von Sommerakademie und Festwoche bringt Spitzenkräfte aus alter Musik nach Innsbruck. Die Qualität der Darbietungen ist wohl kaum noch zu übertreffen - ganz kleine Einwände wird es immer geben -, die größere Quantität im nächsten Jahr ist ein reizvolles Versprechen.

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