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Zeichen und Gesten

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Mehr als fünfzehn Jahre sind bereits vergangen, seit Arbeiten der Malerin Grete Yppen in einer Personalausstellung zu sehen waren. In der Galerie der Wiener Secession sind nun Bilder und Graphiken zu sehen, die ihre Entwicklung in den letzten zwanzig Jahren veranschaulichen und sinnfällig machen. Den Auftakt dazu liefern gewissermaßen die sehr dichten Monotypien aus dem Jahre 1955 des „Revolutionszyklus“, evokative und emotionelle Zeichensetzungen, die das dramatische und tragische Geschehen der Französischen Revolution dn spannungsreichenKompositionen symbolhaft komprimieren. Sind in sie locker verknüpfte Elemente der Formenwelt Picassos eingeflossen und behauptet sich in ihnen ein fast lyrischer Ton, so steht das zwei Jahre später entstandene Bild der „Frau am Morgen“ deutlicher in der Nähe des Werkes von Arshile Gorky, nicht nur durch seine Verbindung von graphischen und malerischen Elementen, sondern auch durch seine eigenartige, nahezu „mystische“ Farbigkeit. Mit ihm stellt sich die Malerin entschieden auf den Boden eines abstrakten Expressionismus, in dem die „Wirklichkeit“, der Bildgegenstand, in einer Art von Identifikation erlebt und in symbolhafte Zeichen, Farben und Formen umgesetzt wird, in einer freien Niederschrift, die die Emotionen bannt und beschwört:

Formen, Zeichen und Farben beginnen sich damit bei ihr in wechselndem Verhältnis zu bedingen und zu durchdringen, die Bilder werden zu existentiellen > Gleichnissen, zu Existenzerhellungen, deren düsterer, ja tragischer Ton die Einsamkeit und die Ausgesetztheit des Lebens mit nahezu sakraler Eindringlichkeit unterstreicht. In der letzten Zeit beginnt sich die vergleichsweise Komplexität der Bildersprache der sechziger Jahre wieder zu klären; der zurückgelegte Weg wird an den jeweils beiden Fassungen von Bildern wie „Daniel“ oder „Die Zeit“ deutlich. Ein malerisches Werk von großer emotionaler Intensität und Ehrlichkeit, in dem signifikante Signale der Zeit wie aus dem Dunkel aufzusteigen scheinen.

In den Schauräumen der Villa Wertheimstein in der Döblinger Hauptstraße zeigte die Malerin Elisabeth hürzer-Zeltner Arbeiten aus zehn Jahren. Aus expressionistischen Anfängen hat sich bei ihr eine Malerei entwickelt, die, weitgehend die Möglichkeiten der Kunstharzfarben nutzend, die Zufälligkeiten des Tachismus und die expressive Gestik des abstrakten Expressionismus mit figurativen Elementen verbindet und dadurch zu Bildergebnissen kommt, die symbolistisch und allegorisch Stellung zu Problemen der Zeit beziehen. Dort, wo die Farbigkeit nicht zu unmittelbar, sondern differenzierter eingesetzt wird, auch in den in freier Form abgehandelten Kompositionen, gelangt sie zu durchaus interessanten und ansprechenden Ergebnissen, weil die Emotion stärker als die manchmal rein literarischen Anlässe wirkt.

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