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Erlebnis und Expression
Die schweren Erlebndsse seines Lebens haben die Bilder Carl Zahrad-dniks bestimmend in ihrem Ausdruck geprägt. Zahraddnik — Jahrgang 1909 — mußte als österreichischer Widerstandskämpfer die ganzen Schrecken der nationalsozialistischen Konzentrationslager erleben, und die Spuren dieser Zeit sind ohne Zweifel in der fahlen, manchmal irisierenden Farbigkeit, der Düsternis und der Melancholie der Arbeiten zu finden, die Amelie Mensshengen-Themberg derzeit in ihrer Kunstgalerie und Werkstätte an der Mölkerbastei präsentiert, Ihre Form ist bei aller persönlichen Aussage doch dem Expressionismus zuzuordnen, der bei dem Maler aber verschiedene Abwandlungen erfährt. Während das „Stilleben“ mit seinen Flaschen durch die malerische Realisation beeindruckt, ist es bei der „Premiere“ die implizierte Gesellschaftskritik, die geschickte Farbverteilung und die an Münch erinnernde Form, in der „Konferenz“ die Satire, die sich in den dem Amerikaner Levine nahestehenden Köpfen ausspricht. Während das „Bistro“ und das „Frauenbildnis“ wieder von der Impulsivität ihrer Malerei leben. Die oft nur hingeschriebenen Zeichnungen und die Aquarelle fügen sich diesem wesentlichen Gesamteindruck ein.
An der Grenze des Gegenständlichen stehend, aber in einem starken Sinn ebenso dem Expressionismus verpflichtet, sind auch die Bilder von Erich Frey, der seine Arbeiten in der Galerie „Autodidakt“. im Porrhaus zeigt. Frey, ein gelernter Gärtner, hat als Achtundvierzig-j ähriger vor acht Jahren begonnen zu zeichen und malen und sich nun zu einer elementaren, stark abstrakten Darstellung durchgerungen. In allen seinen Bildern bringt er vor allem das innere Erlebnis zum Ausdruck, das er mit stark religiöser Intensität sowohl in der Landschaft wie in den ewigen Zyklen der Verwandlungen, im Werden und Vergehen, im zeugenden Anruf des Lichtes und der gebärenden Fruchtbarkeit der Erde findet.
Das älteste Beispiel der Batik-Technik ist 1200 Jahre alt und findet sich auf Figuren in einem javanischen Tempel, die mit typischen Batikmustern dekoriert wurden. Die kunsthandwerklichen Grenzen dieser alten, hochentwickelten Kunstform sprengend, hat Lore Heuermann sowohl die Technik wie die formale Gestaltung weiterentwickelt und zeigt nun in ihrer Ausstellung in der Mensa academica und den Ausstellungsräumen des Internationalen Studentenheims in Döbling, welchen Weg sie seit ihrer ersten Wiener Ausstellung in ihren Bildbatiken zurückgelegt hat. Ihre Formkonstellationen, die früher an die Tantra-Kunst erinnerten, haben sich bereichert und sind nun „flgu-rativ“, und ihre großflächigen Panneaus sind regelrechte „Wand“-Bilder von lebendigem, höchstem dekorativem Reiz geworden. Vor allem in ihren Zyklen über „Die Frau“ und „Hexen“ hat sie symbolhafte Gebilde von lapidarer magischer Eindringlichkeit geschaffen. Während in ihren Frauenformen die Kunst der Naturvölker und Hinweise auf alte Bedeutungsformen anklingen, hat die Farbigkeit in den neueren Arbeiten, sonor und leuchtend, die Fläche überwunden und lebt aus sich heraus in noblen und unerhört raffinierten Kombinationen. Die äußerst sehenswerte Ausstellung ist noch bis 9. Jänner zu-gänglich.
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