„Zerstörung weit fortgeschritten“
Wirtschaftshistorikerin Andrea Komlosy hält die Maßnahmen in der Corona-Krise für historisch einzigartig – und überzogen.
Wirtschaftshistorikerin Andrea Komlosy hält die Maßnahmen in der Corona-Krise für historisch einzigartig – und überzogen.
DIE FURCHE: Die aktuellen Schritte westlicher Regierungen sind wirtschafts-historisch betrachtet einzigartig, nicht?
Andrea Komlosy: Oh ja. Auch einzigartig beängstigend. Als Wissenschaftlerin hat es einen gewissen Reiz, so eine Entwicklung zu beobachten, obwohl ich keine distanzierte Perspektive einnehme, weil ich ja auch betroffen bin als freiheitsliebende Bürgerin.
DIE FURCHE: Dann halten Sie die Einschränkungen für destruktiv?
Komlosy: Ich finde sie unverhältnismäßig. Letztlich entscheiden natürlich die medizinischen Szenarien, aber auch bei der letzten Schweinegrippe haben Politik und Medien unnötig aufgebauscht und Panik verbreitet.
DIE FURCHE: Gab es ein vergleichbar drastisches Durchgreifen in der jüngeren Geschichte?
Komlosy: Nein. Es gab zwar immer wieder ein Zusammenbrechen des Kapitalismus und einen darauf folgenden Neuanfang, etwa 1873, 1929 oder 1973, aber prinzipiell waren das Krisen aus der wirtschaftlichen Dynamik heraus, die zu hohen sozialen Kosten geführt haben. Dass aber eine Wirtschaftskrise durch Verordnungen herbeigeführt wird und dem gesamten sozialen Gefüge die Luft zum Atmen genommen wird, finde ich ausgesprochen unverantwortlich.
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