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Am Wiener Brunnenmarkt soll ein neues Kapitel der Auseinandersetzung von Kirche und Gesellschaft beginnen.

Der Wiener Brunnenmarkt/Yppenmarkt ist ein markanter Ort in der Bundeshauptstadt, wenn auch kein kirchlicher: Im weitläufigen Geschehen des größten Wiener Marktes spiegelt sich das kulturelle Gemisch, die ethnische Vielfalt, die eine urbane Gesellschaft im 21. Jahrhundert ausmacht, wider. In den letzten Jahren ist das Grätzel aber auch ein interessanter Wohnort für Junge - beileibe nicht nur mit "Migrationshintergrund“ - geworden.

An diesem Ort werden am kommenden Samstag, 5. Oktober, 11 Uhr, Kardinal Christoph Schönborn und Gerda Schaffelhofer, die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) den Startschuss zum "Zukunftsforum“ geben. Die katholische Kirche des Landes will sich mitten in die Gesellschaft begeben und die Menschen fragen: "Wo drückt der Schuh?“ Das Motto der Startveranstaltung ist gleichzeitig die programmatische Ansage: Kirche soll (zu)hören und lernen, was die Menschen bewegt.

Von daher speist sich die Idee, einen Dialogprozess mit der Gesellschaft zu beginnen, indem man auf den Markt geht, und das hat für Christen Tradition - schon von Anbeginn: Auch Paulus ging auf die Marktplätze, um von seinem Gott zu künden …

KAÖ und Bischöfe

Abgesehen von den inhaltlichen Fragen stellt das Zukunftsforum seit langem die erste österreichweite Aktivität zwischen der Katholischen Aktion und den Bischöfen dar. Auch dieses Zueinander knüpft an langjährige Tradition an, die allerdings in den letzten Jahren in Vergessenheit geriet. Beim Katholikentag vor 30 Jahren, der letzten Manifestation des österreichischen Nachkriegskatholizismus in seiner ganzen Breite (vgl. FURCHE 36/2013) hatte die KAÖ eine tragende Rolle gespielt. Und als vor 15 Jahren mit dem "Dialog für Österreich“ der größte Kirchenkrise des Landes begegnet werden sollte (wegen der Oberhand der konservativen Kirchenkräfte in Österreich wie in Rom erfolglos), war die KAÖ ebenfalls an vorderer Stelle mit dabei.

Ein neuer Anlauf

Ein neuer Anlauf also, nach Jahren des Stillstands. KAÖ-Präsidentin Schaffelhofer legt Wert darauf, möglichst viele mit im Boot zu haben, wenn die Kirche auf den Markt geht. Die Katholische Aktion versteht sie in der Moderationsrolle für das "Zukunftsforum“, aber: "Wir haben nicht das alleinige Sagen“, betont sie. Schon für die Startveranstaltung sind unterschiedliche Gruppierungen - von "Wir sind Kirche“ bis zur Gemeinschaft Emmanuel, von den Bischöfen und Ordensgemeinschaften bis zu Pfarrgemeinderäten und Caritas als Mitarbeitende angeführt. Bei der KAÖ-Herbstkonferenz, die letztes Wochenende in Batschuns/Vorarlberg stattfand, sei das Projekt ohne Gegenstimme angenommen worden, berichtet Schaffelhofer.

Der Start am Wiener Brunnenmarkt, aber auch Veranstaltungen wie das "Konzilsgespräch“ im oberösterreichischen Stift St. Florian ( www.konzilsgespraeche.at), das gleichfalls am 5. Oktober stattfindet, leiten zur Bestandsaufnahme zu den Fragestellungen in vier Themen- bzw. Lebensbereichen ein (siehe oben). (Online-)Umfragen sollen diese Bestandsaufnahme erhärten ( www.wodruecktderschuh.at).

In einer zweiten Phase werden, so Schaffelhofer, Expertenteams eine Diagnose zu den einzelnen Bereichen erstellen, die dann als dritte Phase in Verbesserungskataloge münden.

Diese Vorschläge werden innerkirchlich wie extern in Hearings breit diskutiert werden. Diese Hearings sollen eine Zwischenbilanz darstellen. Sie sollen im Herbst 2014 beginnen, so ist nach den Worten von Gerda Schaffelhofer der Zeithorizont gedacht.

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