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Kampf gegen Verdunstung des Christlichen
Wie können christliche und humane Werte wieder stärker in die Gesellschaft hinausgetragen werden? Unausgesprochen prägte diese Frage die Beratung der Frühjahrskonferenz der Katholischen Aktion Österreichs in St. Gabriel bei Mödling, ganz gleich, ob es um das Verhältnis zu den politischen Parteien, die Seelsorge an den „Fernstehenden“ oder das in Diskussion stehende, .Nationalkomitee der Katholiken“ (siehe oben) ging.
Gerade in einer Gesellschaft, die sich in ständigem Wandel befindet, käme es darauf an, immer wieder das Bild der Wirklichkeit einzufangen und für die Christen in Österreich neu zu interpretieren. Daß die KAÖ gewillt ist, hier Vorarbeiten zu leisten, zeigte sich in St. Gabriel deutlich. So wurde beschlossen, die programmatischen Standpunkte der drei Parlamentsparteien unter die Lupe zu nehmen, denn gerade im Verhältnis von Christ und Politik ergeben sich ständig neue Reibungsflächen. Nicht zuletzt soll diese Bestandsaufnahme der politisch-weltanschaulichen Landschaft dazu dienen, das Gespräch mit den politischen Parteien in halbwegs geordnete Bahnen zu lenken und eine echte geistige Auseinandersetzung an Stelle wahltaktisch geprägter Dialog-Umarmungen anzubahnen.
Sehr deutlich wurde herausgearbeitet, daß es der Katholischen Aktion bei ihrer Sorge .um die Grundwerte nicht um die Verteidigung überkommener Einflußpositionen geht, sondern darum, daß das Leben angesichts neuer Bedrohungen, aber auch neuer Chancen lebenswert und menschenwürdig bleibt. Von diesem Grundtenor werden auch die Schwerpunktthemen der KAÖ in den kommenden Jahren geprägt sein.
In diesem Zusammenhang möchte die Katholische Aktion mit aller Entschlossenheit den Kampf gegen die „Verdunstung des Christlichen“ aufnehmen und sich wieder verstärkt dem Gespräch mit den „Fernstehenden“ widmen. Schließlich waren ja die Vorgänge der zunehmenden Entfremdung breiter Schichten von der Kirche Mitursachen für die Gründung der Katholischen Aktion, wie es Pater Alois Kraxner, der geistliche Assistent der Katholischen Aktion formuliert.
Kraxner lieferte eine recht schonungslose Analyse des „Fernstehen-den“-Problems. Weil sich die „Fernstehenden“ mit den herkömmlichen Mitteln nicht erreichen ließen, sei es die Aufgabe der katholischen Laien, „die Kirche an jenen Stellen anwesend und wirksam zu machen, wo die Kirche nur durch sie Salz der Erde sein kann“, zitierte Kraxner das Zweite Vatikanische Konzil und warnte davor, daß die Angehörigen der Katholischen Aktion „in den innerkirchlichen Raum oder ins Ghetto flüchten, statt in der Welt zu bleiben, in der sie leben und arbeiten. Womit Pater Kraxner eine Tendenz beim Namen genannt haben dürfte, die den österreichischen Katholiken in den letzten Jahren zunehmend zu schaffen macht. Genau eine Woche vorher war im selben Sitzungssaal einer Studientagung des Pastoralen Diözesanrats beklagt worden, daß in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel zu viel Katholiken in die Sakristei geflüchtet seien, statt die Kirche in der Öffentlichkeit als Anwalt eines menschenfreundlichen Gesellschaftsbildes zu profilieren.
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