Breite, aber nuancierte Zustimmung

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Das Ja zu einem flächendeckenden Ethikunterricht war fast allgemein, wenn auch in der Nuancierung nicht deckungsgleich: So kann das Ergebnis der parlamentarischen Enquete zum Thema Ethikunterricht am 5. Mai zusammengefasst werden. Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SP) meinte in ihrer Wortmeldung, dass die Werte, die im Ethikunterricht vermittelt werden sollten, "sorgfältig und präzise“ definiert werden müssten; aufgrund der Trennung von Staat und Religion sei "auf weltliche Art und Weise“ an die Grundwerte heranzugehen, ohne damit "die anerkannten Religionen infrage“ zu stellen. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (VP)betonte, dass es "keinen wirklichen Gegensatz zwischen Ethik und christlicher Religion“ gebe und plädierte in Bezug auf Ethik- und Religionsunterricht für ein "kluges, ergänzendes Miteinander“.

Das Resümee der politischen Parteien nach dem Expertenhearing ging in eine ähnliche Richtung. Für SP-Bildungssprecher Elmar Mayr steht der Ethikunterricht außer Streit, es gehe nur darum, wie er finanziert und organisiert werden könne. Silvia Fuhrmann, Kultursprecherin der VP, betonte, dass auch diejenigen, die sich vom Religionsunterricht abgemeldet hätten, einen alternativen Ethikunterricht brauchen würden. Einen verpflichtenden Ethikunterricht für alle will hingegen der grüne Bildungssprecher Harald Walser, der allerdings bedauerte, dass der Bundesfinanzrahmen dafür kein Geld vorsehe.

Befürchtungen kleinerer Religionen

Skeptischer zu einem Ethikunterricht äußerte sich hingegen Walter Rosenkranz, FP, der jeder Gefährdung des Religionsunterrichtes eine Absage erteilte und sich gegen einen verpflichtenden Ethikunterricht aussprach, da dieser nie "unabhängig“ sein könne. Als einziger Politiker sprach sich Stefan Petzner vom BZÖ klar gegen den Ethikunterricht an sich aus und verwies auf den Weltanschauungsunterricht in kommunistischen Diktaturen sowie auf den "Lebenskundeunterricht“ im Dritten Reich.

Zuvor hatten in der Diskussion Experten und Religionsvertreter Stellung genommen. Auch hier war die breite Zustimmung zur Einführung eines Ethikunterrichtes augenfällig. Der evangelische Oberkirchenrat Karl Schiefermair befürchtet zwar, dass der Ethikunterricht den konfessionellen Religionsunterricht schwächt, plädierte aber dennoch für dessen Einführung, weil auch Schüler, die sich von "Religion“ abgemeldet hätten, eine Werterziehung benötigten.

Vergleichbare Einwände äußerten andere, kleinere Religionsgemeinschaften. Der griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos betonte, dass ohne Religion eine Integration nicht möglich sei: Orthodoxer Religionsunterricht sei wichtig für die Identitätsbildung. Auch der syrisch-orthodoxe Chorbischof Emmanuel Aydin wandte sich dagegen, dass Ethikunterricht den Religionsunterricht ersetzen könnte. Fast wortgleich argumentierte Muslimen-Präsident Anas Schakfeh, der meinte, ein Ethikunterricht könne die Orientierung nicht bieten, welche die Religion gerade für Heranwachsende bereithalte.

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