"Zwischen Brüdern": Die Schuld des Lebenskünstlers
Wolfgang Böhm erzählt in seinem Roman „Zwischen Brüdern“ eine packende Familiengeschichte und zugleich vom gesellschaftlichen Aufbruch und den politischen Abgründen der 1920er und 1930er Jahre.
Wolfgang Böhm erzählt in seinem Roman „Zwischen Brüdern“ eine packende Familiengeschichte und zugleich vom gesellschaftlichen Aufbruch und den politischen Abgründen der 1920er und 1930er Jahre.
Zwei ungleiche Brüder leben in Wien nach dem Ersten Weltkrieg. Viktor, der ältere, wählt den sicheren Beruf des Geografielehrers. Hans wird Künstler und gestaltet Lampen als Schüler des Begründers der Wiener Werkstätte, Josef Hoffmann. Wolfgang Böhm hat für sein Romandebüt „Zwischen Brüdern“ den grundlegenden Plot seiner Familiengeschichte entnommen. Böhms Großvater war Innenarchitekt und Designer, der in den zwanziger Jahren zahlreiche Hotels und Kaffeehäuser in Österreich gestaltete. Er verschwand nach dem Zweiten Weltkrieg nach Schweden und kümmerte sich auch zuvor kaum um seine heranwachsende Tochter.
Eine Geschichte, die fehlt
Böhms Mutter litt, so der Autor, darunter ihr Leben lang. „Ein verschwundener Mensch ist kein verstorbener Mensch, der mit Trauerarbeit verabschiedet werden kann“, heißt es im Nachwort. „Er fehlt. Seine Geschichte fehlt. Meine Mutter, geb. Maria Schembera, hat ihr Leben lang am Verschwinden ihres Vaters gelitten. Ihre ständigen Verlustängste verfolgten sie bis ins hohe Alter.“
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!