Maria Theresia - © Foto: Getty Images / VCG / Corbis / Ali Meyer

Maria Theresia: Nicht bloß irgendeine Mutter

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In ihrem neuen Buch über Maria Theresia beleuchtet die französische Philosophin und Publizistin Élisabeth Badinter eine andere Rolle als jene der Monarchin. Sie deutet die Herrscherin als Vorläuferin eines neuen Typs von Mutter.

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In ihrem neuen Buch über Maria Theresia beleuchtet die französische Philosophin und Publizistin Élisabeth Badinter eine andere Rolle als jene der Monarchin. Sie deutet die Herrscherin als Vorläuferin eines neuen Typs von Mutter.

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Die französische Publizistin Élisabeth Badinter bemühte sich bereits in ihrem 2017 auf Deutsch erschienenen Buch „Maria Theresia. Die Macht der Frau“, die namhafte österreichische Fürstin zur Ausnahmegestalt zu stilisieren (was ja in einem kleinen Land, das selbst von seiner Ausnahmerolle eingenommen ist, immer gern gelesen wird).

Maria Theresias historische Bedeutung lag laut Badinter darin, dass sie als erste Frau der Weltgeschichte in nur einem Leben drei konträre Rollen auszufüllen gehabt habe: die der Ehefrau, der Mutter und der Herrscherin. Sie sei mithin die Erste gewesen, die jene Quadratur des Kreises zu schaffen hatte, an der sich die moderne Frau seither aufreibt: Kinder und Karriere unter einen Hut (oder vielmehr eine Krone) zu bringen.

Dass einer Großaktionärin wie Badinter, deren Vermögen auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt wird, die Lebensrealitäten vormoderner Bauers- oder Handwerkerfrauen fremd sind, wird ihr niemand ankreiden wollen. Kritikerinnen merkten jedoch an, dass Maria Theresia selbst in ihren Kreisen nicht völlig aus dem – vergoldeten – Rahmen fiel, war es doch für Fürstinnen im dynastischen Europa der Frühen Neuzeit eher die Regel als eine Ausnahme, Herrschaft auszuüben. Und natürlich waren viele Fürstinnen auch Mütter.

Eine moderne Mutter

Allerdings sei Maria Theresia – wie Madame Badinter in einem weiteren, heuer auf Deutsch erschienenen Büchlein zu zeigen versucht – nicht bloß irgendeine Mutter gewesen, sondern eine für ihre Zeit ungemein fürsorgliche, weil: Sich intensiv um die eigenen Kinder zu kümmern, sei damals nicht à la mode gewesen. Somit habe Maria Theresia „einen neuen Abschnitt in der Geschichte der Mütter“ begründet, „der sich bis ins 20. Jahrhundert fortsetzte: die bürgerliche, aktive Mutter, die sich für Leben und Zukunft jedes ihrer Kinder verantwortlich fühlte“. Und das waren im Falle Maria Theresias bekanntlich nicht wenige, brachte die Habsburgerin doch immerhin 16 Sprösslinge zur Welt.

Wie schon in ihrem früheren Werk stützt sich Badinter auch in „Macht und Ohnmacht einer Mutter. Kaiserin Maria Theresia und ihre Kinder“ vornehmlich auf zeitgenössische Korrespondenzen, die sie offenbar gründlich exzerpiert hat: Briefe Maria Theresias an ihren Nachwuchs, an deren Erzieherinnen, an ihre Höflinge sowie deren Antwortschreiben und Briefe an Dritte, ferner auch vereinzelt Gesandtschaftsberichte und Memoiren. In diesem Konvolut sind die 16 Kinder der Fürstin oft genug Thema, sodass Badinter sich animiert fühlte, anhand ihrer Exzerpte eine „intime Betrachtung“ von Maria Theresias „Mütterlichkeit“ anzustellen.

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