ORF - © Foto: APA / Robert Jaeger

Nach der Wahl: "Die Quadratur des ORF"

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Nach der Wahl der neuen Direktoren am 18. September kann zumindest eines gesagt werden: Der ORF des Roland Weißmann wird tatsächlich weiblicher! Ein Gastkommentar.

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Nach der Wahl der neuen Direktoren am 18. September kann zumindest eines gesagt werden: Der ORF des Roland Weißmann wird tatsächlich weiblicher! Ein Gastkommentar.

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Nun hat der ORF auf Vorschlag von Roland Weißmann ein neues Führungsteam – was können wir erwarten?

Finanzdirektion: Eva Schindlauer formuliert ihre Arbeit über Projekte und nicht (nur) an Hand von Excel Listen. Spannend wird die Frage, ob sich die bisherige ORF III Co-Geschäftsführerin in Zukunft an den peinlich niedrigen Budgets des Spartensenders orientiert, oder ob sie als Finanzchefin des „großen Hauses“ auch angemessene Mittel im Sinne der Qualität möglich macht.

Radiodirektion: Eigentlich schade, dass ORF III-Chefredakteurin Ingrid Thurnher ihrer erfolgreichen Tätigkeit nun nicht mehr nachkommen wird. Warum sie und nicht der objektiv betrachtet für die Radiodirektion qualifiziertere oe3-Chef Georg Spatt bestellt wurde, erschließt sich aus fachlicher Betrachtung (noch) nicht wirklich.

Programmdirektion: Auf den ersten Blick könnte man fragen, warum die Programmdirektion denn von einer Persönlichkeit aus dem Privat.TV mit Stefanie Groiss-Horowitz bestellt werden muss - gibt es denn am Küniglberg niemanden, der dafür geeignet ist? Aber Puls4 steht für das „gute“ Beispiel eines Privatsenders. Dort werden seit Jahren Formate entwickelt, die auch dem ORF durchaus gut zu Gesicht stehen würden, wie „Bist Du Deppert“ oder auch die journalistischen Formate mit Corinna Milborn und Alexandra Wachter. Herausfordernd wird die Frage, wie die unsägliche Organisationsstruktur mit einer Programmdirektorin, aber eben von dieser unabhängigen Channel Managerinnen für die TV Sender funktionieren soll?

Vielleicht wird Groiss-Horowitz ja auch gleich mit den Agenden der Channel Managerin für ORF 1 betraut, was sicher Sinn machen würde. Wie man aber dann den selbstbewussten und von Roland Weißmann wohl sehr geschätzten ehemaligen Leiter der Seitenblicke und inzwischen ORF 2 Channel Manager Alexander Hofer „in den Griff bekommen“ möchte, wird eine Herausforderung. Hier bahnt sich schon vom ersten Tag der Amtsübergabe ein Machtkampf an.

Technik und Digitales: Das Direktorium rund um Roland Weißmann ist tatsächlich weiblicher geworden. Denn rund um ihn finden sich die oben genannten drei Frauen und nur für den Technik- und Digitalbereich steht ein Mann, der bisherige GIS Chef Harald Kräuter. Er hat bei der Antrittspressekonferenz mit einer Aussage aufhorchen lassen: „Der ORF sei ein TechnologieUnternehmen“. Nein bitte nicht. Es geht um inhaltliche und nicht um technische Innovationen.

Informationsdirektion: Und dann gibt es ja einen Direktionsposten, den übt Roland Weißmann – so wie schon sein Vorgänger das tat – gleich persönlich aus, den des Informationsdirektors. Hier wird Weißmann schon beim Handling der anstehenden Personalbesetzungen zeigen müssen, ob er ein unabhängig agierender Journalist mit Herz und Hirn ist. Hoffentlich sorgt er dafür, dass durch eine ausgewogene Besetzung des zentralen Newsrooms (die noch Alexander Wrabetz, aber in Abstimmung mit Weißmann macht) die Vielfalt von Blickwinkeln und Positionen auch in Zukunft gewährleistet ist.

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