Nicht Ungehorsam, sondern fünfmal Nein

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Längere Zeit war es still um die Pfarrer-Initiative. Nun haben sich die streitbaren Kleriker mit einer neuen Erklärung zu Wort gemeldet. Diesmal ist es kein "Aufruf zum Ungehorsam“, den die Pfarrer vorlegen. Das Reizwort "Ungehorsam“, an dem sich die Debatte entzündet hatte und dem (nach übereinstimmender Einschätzung vieler Beobachter) auch ein Gutteil der kircheninternen wie öffentlichen Aufmerksamkeit zu verdanken ist, ist in dem fünfmaligen "Nein“ des neuen Papiers nicht enthalten.

"Protest für eine glaubwürdige Kirche“ ist die Erklärung der Pfarre-Initiative übertitelt. Es geht den Pfarrern vor allem um Widerstand gegen ein "Aushungern der Gemeinden und der Seelsorge unter dem Druck des Priestermangels und der Überalterung des Klerus“, das die Initiative beklagt.

• "Wir sagen NEIN, wenn wir zusätzlich immer weitere Pfarren übernehmen sollen, weil uns das zu reisenden Zelebranten und Sakramentenspendern macht, denen die eigentliche Seelsorge entgleitet.“ So lautet der Kern der ersten Forderung.

• Um ihren Dienst nicht zu einer "hohlen Routine“ zu machen, ist die zweite Forderung zu verstehen: "Wir sagen NEIN zu immer mehr Eucharistiefeiern am Wochenende, weil so die vielen Dienste und Predigten zu oberflächlichem Ritual und allzu routinierter Rede werden, während Begegnung, Gespräch und Seelsorge verkümmern.“

Mangel darf nicht Gesetzgeber sein

• Als drittes mahnen die Pfarrer einmal eine Änderung des Kirchenrechts aufgrund pastoraler Nöte ein: "Wir sagen NEIN zur Zusammenlegung oder Auflösung der Pfarren, wenn sich keine Pfarrer mehr finden. Hier wird der Mangel zum Gesetzgeber erhoben.“

• Schließlich machen sie auf die Überbeansprung der verbleibenden Priester aufmerksam: "Wir sagen NEIN zur Überforderung der Pfarrer, die man in einen mehrfachen Pflichterfüllungsstress drängt, deren Zeit und Kraft für ein geistliches Leben wegadministriert wird und deren Dienste weit über das Pensionsalter hinaus beansprucht werden.“

• Das letzte "NEIN-Sagen“ bezieht sich auf einige schon im "Aufruf zum Ungehorsam“ angesprochene "unbarmherzige Urteile“ des Kirchenrechts - explizit werden "Geschiedene, die eine neue Ehe wagen“, "gleichgeschlechtlich Liebende, die in Partnerschaft leben“ sowie "Priester, die am Zölibat scheitern und deshalb eine Beziehung eingehen“, genannt.

In seinen ersten Wortmeldungen begründete Helmut Schüller, der Obmann der "Pfarrer-Initiative“ das neue Papier mit der Situation der Gemeinden, denen das Leitungspersonal abhanden komme. Dieser dramatischen Seelsorge-Situation würden sich die initiativen Pfarrer erneut entgegenstellen.

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