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Erklären bedeutet nicht entschuldigen", mahnte ein britischer Kommentator nach den Terrorakten in den USA eine ernsthafte und von ideologischen Untergriffen möglichst freie Debatte ein. Nach den Ursachen für den Aufstieg Hitlers zu fragen komme keiner Leugnung des Holocaust gleich. Ebensowenig sei, wer den größeren politischen Hintergrund der Angriffe in New York und Washington zu verstehen versuche, ein "Apologet des Bösen". Die Frage, warum in vielen Teilen der Welt ein derart großer Hass auf die USA gehegt werde, dürfe nicht nur gestellt werden, ihr müsse man heute dringender als je zuvor nachgehen, forderte der Autor.

Er bezog sich damit auf eine Debatte, die in den britischen Medien unmittelbar nach den Anschlägen vom 11. September begonnen hatte. Der links der politischen Mitte angesiedelte "Guardian" ließ eine Reihe von Analysten zu Wort kommen, die in einer teils gemäßigten, teils durchaus auch härteren Sprache auf die Rolle verweisen, die Washington in den vergangenen Jahrzehnten in der Welt gespielt hat. Was sie alle verbindet, ist die Betonung darauf, wie oft die USA despotische und autokratische Regime gegen deren eigene Bevölkerungen unterstützt haben. In all diesen Fällen sei es Amerika jedenfalls nicht um jene Demokratie und Freiheit gegangen, als deren Symbol sich das Land so gerne sehe und die es nun im Visier der Terroristen vermutet.

"Kindischer Anti-Amerikanismus der britischen Linken" kontert der im rechten politischen Spektrum angesiedelte "Daily Telegraph". "Erwachsene Politiker" und reife Briten außerhalb des Dunstkreises der "liberalen Intelligentsia" wüssten, worum es gehe: Geschlossenheit und Einheit. "Schulter an Schulter" mit Washington hat es der vom Telegraph ansonsten wenig geliebte New Labour Premier Tony Blair genannt.

Aber heißt das wirklich, dass andere Meinungen zu unterdrücken sind? Stellt sich, um mit George Bush zu sprechen, tatsächlich auf die Seite der Terroristen, wer nicht uneingeschränkt die Politik der Vereinigten Staaten gutheißt? Oder geht es um die Wortwahl? Darf man von Mitverantwortung der USA sprechen, ohne des Anti-Amerikanismus bezichtigt zu werden?

Diese Fragen bewegen neben den großen Tageszeitungen des Landes auch die führenden TV-Sender wie BBC und Channel 4. Noch zeichnet sich kein Dialog ab, sind die Fronten zwischen Amerika-Kritikern und Unterstützern klar gesteckt.

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