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Ein Altösterreicher
Im Glänze dichterischen Miterlebens die Vergangenheit zu erwecken, bildet für den zu München ansässigen Altösterreicher Czibulka den Wesenskern seines Schaffens. Und hier vor allem ist es der große Donaustaat von einst, den er liebt und dem er seine schönsten Werke gewidmet hat. Wir erinnern uns mit Freude an seine Romane, die diesem weiten Thema gelten, „Der Kerzeimacher von St. Stephan“, „Das Ab-schiedskanzert“, „Die Brautfahrt nach Ungarn“, „Reich mir die Hand mein Leben“ und wie sie alle heißen mögen, und an seine Erzählungen und Essays, „Prinz Eugen von Sa-voyen“, „Mozart in Wien“ ... Aber wie manche andere Großen der Kunst sich zuweilen aus dem Monumentalen ins Miniaturenhafte zurückziehen, sucht auch Czibulka die Einkehr in die kleine Form der geschichtlichen Dichtung. Dies erweist er jetzt mit der anmutigen Erzählung „Maria Drei Eichen“. Sie spielt gegen Ende des 18. Jahrhunderts in unseren Alpen, in dem Ländchen eines regierenden Grafen. Die Türkenkriege haben viel Geld verschlungen, und nun beschließt der junge Landesherr, den Wald abholzen zu lassen, der für die Köhler, Brenner und Jäger Heimat und Brot bedeutet. Da er sich lieber in der Kaiserstadt Wien aufhält als in seiner kleinen Residenz, dringen die Bedrohten mit ihren Bitten nicht zu ihm vor. Sie wenden sich daher an eine weit höhere Instanz, an die Muttergottes. In bezaubernder Verbindung des Realen mit dem Legendenhaften bringt es der Dichter zuwege, Maria als Helferin erscheinen zu lassen. Die mit aller Meisterschaft erzählte Geschichte endet aufs beste, nicht nur daß der Wald erhalten bleibt, der Graf gewinnt auch die Försterstochter zur Frau. Hier verdichtet sich in einem Brennspiegel die Kunst des Altösterreichers Czibulka, es ist die von feiner Heiterkeit aufgelockerte Kraft der Darstellung, die liebevolle Einfühlung ins Einstige, das Festhalten und Gestalten jenes unvergleichlichen Wesens des alten Reiches.
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