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Ein Wechselbad väterlicher Gefühle

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Michael Grant Jaffe schrieb einen Roman über die Schwierigkeit einer alltäglichen Beziehung.

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Michael Grant Jaffe schrieb einen Roman über die Schwierigkeit einer alltäglichen Beziehung.

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Der amerikanische Journalist Michael Grant Jaffe erzählt in seinem ersten Roman eine leider alltägliche Geschichte: Nach Liebe, Wonne, Waschtrog und der Geburt des ersten Kindes verläßt ein Elternteil die Idylle, weil er feststellt, daß das Leben plötzlich voll von Pflichten ist und wenig eigene Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Ungewöhnlich in diesem Fall: Es ist die Mutter, die den zweijährigen Buben und seinen Vater verläßt, um „sich selbst zu suchen".

Anhand dieser Geschichte rollt der Autor die Vaterwerdung eines modernen jungen Mannes auf, der nach und nach nicht nur in die Verantwortung hineinwächst, sondern neben seiner innigen Liebe zu seinem Sohn auch mit den Schattenseiten des Vaterseins zu kämpfen hat: Uberforderung, Aggression, Hilflosigkeit und

das Gefühl, mit seinen Problemen völlig alleingelassen zu sein.

Recht geschickt überblendet er dieses Wechselbad der Gefühle mit der Erinnerung an den eigenen Vater und das eigene Sohnsein, in dem er wenig Anleitung entdeckt und aus dem er letztendlich doch mehr übernimmt, als ihm lieb ist. Als die Mutter seines Kindes unerwartet wieder auftaucht und ihre „Rechte" geltend machen will, wird ihm bewußt, wie zerbrechlich sein mühsam geflicktes Glück bleibt.

Der Autor versteht es, die Sprache der Erwachsenen und die Sprache der Kinder als „Fremdsprachen" darzustellen, aus denen nur mit viel Zeit und Mühe Kommunikation entstehen kann. Indem er noch eine weitere sprachliche Welt die von halbwüchsigen jugendlichen Basketballern - einbezieht, macht er die verbale Fremdheit zwischen den Gene rationen noch deutlicher. Hinter glei-

chen Worten verbergen sich ganz verschiedene Botschaften, die nur aus dem jeweiligen Lebensgefühl verständlich werden können.

Der Roman ist eine schöne Lektü re, gut für eine lange Bahnfahrt oder einen ruhigen Abend. Er rührt an viele Probleme des Elternseins jenseits der zuckersüßen Außenseite.

Er vermittelt, wie kompliziert das Zusammenleben der Menschen geworden ist und wie damit das Leben kommender Generationen immer weiter kompliziert wird. Letztendlich ist der Roman ein Plädoyer, Kindern nicht leichtfertig ein Nest zu zerstören, zu dem idealerweise - für alle Beteiligten - noch immer Vater und Mutter gehören.

MOM

Roman von Michael (Irani Jaffe

g Aus dem Amerikainst heu von Michaela H Grabinger

wllm Limes Verlag, München 1996 264 Seiten, geh., öS266,-

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