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Bergs „Wozzeck“ in Linz

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Für viele erschien die Aufführung der Alban-Berg-Oper „Wozzeck“ am Linzer Landestheater ein Wagnis. Prof. Kurt Wöss riskierte es und gewann. Bei der Linzer Erstaufführung hatte die Musik Prioritätsrecht. Frederik Mirdita hatte sich beim Regiekonzept sichtlich von der Klangwelt Bergs inspirieren lassen. Der Expressionismus der Musik und der klare Realismus Büchners fanden eine synthetische Gleichberechtigung, obwohl seine dramatische Differenzierung mehr von der Musik beeinflußt kam. Sie war also realistisch einfach und psychologisch griffig. Auch Hannes Raders mit geringen Aufbauten versehene Bühnenbilder dienten für die Musik und deren bannende Dämonie. Sehr differenzierend, selbst im starken Appassionato noch flüssig und In den lyrischen Stellen mit klanglicher Diskretion und dennoch die großen psychologischen Steigerungen markierend, die musikalische Leitung. Die extreme Kompliziertheit der Partitur drängte sich nirgends irritierend auf. Im Verein mit dem exakt spielenden Bruckner-Orchester, dem intensiv atmosphärischen Chor hatte auch ein durchaus perfektes Solistenensemble großen Anteil am Erfolg gehabt. Allen voran Günter Gützlaff in der Titelpartie. Wenn er auch gesanglich noch wachsen muß, war sein Spiel, der eindrucksvoll geformte Charakter der Partie, neben der vorbildlichen Deutlichkeit der Deklamation zu bewundern. Durchaus ebenbürtig Nora Jungwirt als Mäsie, der man nur etwas mehr Triebhaftigkeit gewünscht hätte. Sehr profiliert die skurrilen Partien mit Leonhard Päckl (Hauptmann) und Arwed Sundera. G. (Doktor). Recht erfreulich auch der draufgängerische Tambourmajor Oskar Schimonecks. Die Episodenrollen verdienen ein Pauschallob. Wozzeck, der Kardinalfall eines ganzheitlichen Kunstwerkes, das in Wirkung und Bedeutung bahnbrechend wirkte, ermöglichte auch den Linzer Skeptikern, die gerne di? moderne Musik mit einer Handbewegung abtun, einen echten Zugang. Der herzliche Schlußbeifall bestätigte einen vollen Erfolg.

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