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Konzert und Oper in Linz

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Die Linzer Konzertsaison eröffnete Kurt WöJ3 mit einem Sinfoniekonzert des Linzer Bruckner-Orchesters mit Werken von Bruckner (III. Symphonie), Lutoslawsky (Trauermusik) und Alban Berg (Violinkonzert). Das gut musizierende Orchester erwies bei allen drei Werken Klangkultur und innere Teilnahme. Wöß fand bei den so grundverschiedenen Klangwelten den richtigen Stil und eine ebenso starke Kontrastierung. Der Geiger Yjörg Pauk (Budapest) glänzte mit technischer Akkuratesse, Noblesse und Vitalität.

Der Abend mit den Prager Sinfonikern unter der Leitung Zdenek Koslers mit Sascha Vectomov (Cello) als Solisten war ganz dem Schaffen Dvoraks gewidmet. Das Orchester kann keinesfalls zur Spitzenklasse gezählt werden. Im Zusammenklang der einzelnen Instrumentalgruppen fehlte es noch da und dort an Homogenität, auch der Streicherklang ist etwas stumpf, so daß eigentlich der Abend etwas Enttäuschung brachte.

Der Abend des Frankfurter Aßmann-Quartettes erhielt Seltenheitswert, weil er nicht nur einen aufschlußreichen Querschnitt aus dem Schaffen der Avantgarde bot, sondern auch gut besucht war. Neben Werken von Krenek, Boulez und Webern kamen auch Helmut Eders „Impressioni" für Streichquartett zur Uraufführung. Sie waren konzentriert in der musikalischen Erfindung und ansprechend in Geste und Ausdruck. Das Konzert litt nur unter ermüdender Länge.

Schiskes Oratorium „Vom Tode" brachte der Linzer Singakademie allerhand Ehre ein. Der junge, bewährte Dirigent Wilfried Koch legte sich energiegeladen ins Zeug und führte die gut klingende Singakademie, das in großer Besetzung spielende Bruckner-Orchester und ein

Günther Gutzlaff als weiser Bose- wicht (Sir John), Hans Lättgen als unübertrefflicher Ford und die Damen Heide Maria Ferch (Alice) und Mary O’Brien (Ämnchen) mit Einsatz hoher Stimmkultur beteiligt waren. Die wohldurchdachte, sehr musikalische Regie, zu eindrucksvollen Bühnenbildern von Hannes Rader, stammte von Werner Esser.

Nicht unter demselben glücklichen Stern stand die Oper „Martha“, die vor allem vom Pult her (Gerhard Geist) jene Gründlichkeit missen ließ, die einen Erfolg garantierte. Es fehlte an allen Ecken an Intensität und Liebe zur Sache. Unter den Mitwirkenden bemühten sich redlich Mary O’Brien, Hans Krotthammer und Albert Messany, während Vera Belkova und Friedhelm Rosendorff sichtlich abfielen. Regie führte Werner Esser, die Bühnenbilder steuerte Heinz Bruno Gallė bei.

Ein Lichtblick dagegen war die Aufführung der Oper „Ariadne auf Naxos“. Prof. Kurt Wöß, als Strauss- Interpret bewährt, hatte das Werk gut vorbereitet. Obwohl ihm nicht immer der der zauberhaften Partitur anhaftende Kammerton mit klarer Durchsichtigkeit gelang, war dem Ganzen Intensität und Hingabe nicht abzusprechen. Reinhold Schuberts Inszenierung war ganz auf den Geist dies Stückes, der Commedia dell’arte ausgerichtet und den grazilen musikalischen Ausdrucksformen angepaßt. Auch Heinz Köttels Bühnenbilder manifestierten den Zauber dieser Oper. Das solistdsche Ensemble war zum Teil hervorragend. Allen voran Heide Maria Ferchs leidenschaftlicher Komponist. Die kapriziöse Zerbinetta sang bei allem Charme blitzsauber Mary O’Brien, Susanne Corda war eine in allen Stadien ihrer Verwandlung glaubhafte Ariadne. Nur der Bacchus machte eine gewisse Ausnahme; denn Oskar Schimonecks Tenor besitzt zwar Strahlkraft, ist aber nie ganz saüber. Alle übrigen boten gute Leistungen, ohne jenes Niveau zu erreichen, das nur Großstadtbühnen Vorbehalten ist.

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