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Von ubermorgen und vorgestern
Der Italiener Aldo Nicola) ist eine Art Hausdichter des Theater in der Josefstadt geworden. Nun sieht man von ihm nach den Ehegeschichten „Die Zwiebel“ und „Das Pendel“ bereits die dritte Uraufführung, das zweiaktige Schauspiel: „Schwarz wie ein Kanarienvogel.“ Gemeint ist der Smog in der Industriestadt Cavamo einer vielleicht nicht mehr allzu fernen Roboterzukunft, der die gelben Kanarienvögel schwarz färbt, weshalb man Singvögel durch Plastikimitationen (mit Nylonfedern und eingebauter Singautomatik) ersetzt und auch Bäume, Sträucher, Blumen serienweise aus Plastik herstellt. Denn: „Heutzutage werden die Irrtümer der Natur von Technik, Wissenschaft und Fortschritt korrigiert.“ Inmitten dieser fast vollkommenen Automatenwelt finden zwei altmodische Menschen — ein mysteriösen Giftmorden nachforschender Polizeikommissär und eine verdächtige, aber attraktive Witwe — im Happy-End zueinander. Also eine etwas kuriose Mischung von ernst warnender Satire und Kolportage, von witzigen und makabren Pointen.
Regisseur Friedrich Kaiina, der auch für Bühnenbearbeitung im Kleinen Theater im Konzerthaus verantwortlich zeichnet, fand in Senta Wengraf und Fritz Muliar zwei Darsteller, welche die Möglichkeiten der dankbaren Hauptrollen wohl nützen. Die Gegenwelt der nach chemischer Reinheit strebenden Marionetten kann weit weniger überzeugen, weil sie auch vom Autor wenig überzeugend ausgestattet worden sind. So gab es nur einen mäßig amüsanten Abend.
Die Geschichte von der „Pariser“ Kokotte (aus Hernais), die sich der Nachstellungen eines peruanischen Multimillionärs kaum erwehren kann, am Ende aber selbst ihr freigebiges Herz an ihn verliert, war schon in den vierziger Jahren nur dank einiger netter Melodien von Alexander Steinbrecher und den beiden dankbaren Hauptrollen erträglich. Nunmehr präsentieren die Kammerspiele „Meine Nichte Su-zanne“ von Hans Adler in der Bearbeitung von Hans Weigel und unter der Regie von Edwin Zbonek. Elfriede Ott in der Titelrolle gibt sich bei reichlichem Toilettenwechsel und einigen Gags (Schaumbad und neckisches Spiel mit den großen Zehen, singend durch den Zuschauerraum spazieren u. ä.) zu „weanerisch“. Ihre Lustigkeit wirkt eher forciert, wie Frau Ott in letzter Zeit auf der Bühne leider immer mehr in Routine erstarrt. Der sympathische und ausgezeichnete Schauspieler Peter Vogel hat in der Rolle des feurigen Peruaners zu wenig Möglichkeiten, um sich als Darsteller zu entfalten. In größeren Nebenrollen sind noch Erich Nikowitz als Kammerdiener und Aushilfsonkel sowie Peter Matit als verhinderter Liebhaber und in „schwärzlichem Humor“ sich tummelnder Seltost-mordkandldat zu erwähnen. Das Stück bedeutet auch in den Kammerspielen einen Tiefstand an Anspruchslosigkeit.
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