7226477-1993_47_08.jpg
Digital In Arbeit

Ein Sieg der Radikalen

Werbung
Werbung
Werbung

Sprachlich an der Realität vorbei schreiben manche Kommentatoren der Ergebnisse der italienischen Kommunalwahlen vom vergangenen Sonntag. Die große „Frankfurter Allgemeine” beispielsweise sieht die bisherigen Regierungsparteien, die allesamt in den sechs Großstädten Rom, Neapel, Genua, Venedig, Triest und Palermo zur Bedeutungslosigkeit verkommen sind, als „Opfer des politischen Erdbebens” in Italien. Das verschleiert die Tatsache, daß die Ex-Großen selbst dieses Erdbeben ausgelöst haben nach dem jahrzehntelang extrem gelebten Motto „Der Staat gehört uns” - mit Selbstbedienungshaltung.

Der Wahlbürger rettete sich in Extreme, die überspitzt und verbal-radikal - und damit leicht verständlich - ein Ausmisten des Augiasstalles verheißen.

Regional unterschiedlich wählten die Italiener in erster Linie jene Persönlichkeit, und nicht so sehr die durch sie repräsentierte politische Bewegung, die den unmittelbar erfahrbaren Bedrohungen Paroli zu bieten versprach. Bezeichnend dafür der neue Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, der diesmal auf das „Rete” (Netzwerk)Signet verzichtete und ganz Einzelkämpfer war.

Auch die Neofaschisten (MSI), die neben Rom und Neapel auch in Südtirol enorm gut abschnitten, setzten auf attraktive (Alessandra Mussolini) Persönlichkeiten. Die zur PDS gewandelten Kommunisten befinden sich in Verbindung mit Grün-Elementen stark im Aufwind. Dies auch in Norditalien, wo die „Lega Nord” zwar unbestritten die erste Geige spielt, aber wohl wegen der gewaltgeladenen Sprache Umberto Bossis an Sympatniegrenzen stößt.

Südtirol signalisiert eine gewisse, nicht ungefährliche Polarisierung: die Neofaschisten sind als zweitstärkste Kraft - die Grünen haben dieses angepeilte Ziel verfehlt - zu einer echten Herausforderung der Autonomie und der SVP geworden. Diese kann zwar mit einer noch-absoluten Mehrheit der Landespolitik weiterhin den Stempel aufdrücken. Aber wie hält sie's mit den Italienern? Nach innen steht der SVP die Auseinandersetzung mit Roland Atz noch bevor, der persönlich - hinter Durnwalder und Brugger liegend -trotz oder wegen seiner Radikalsprache hoch punktete.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung