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Genossen aus Turin

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Schen Gastarbeitern begruBt. Wah-rend sich die eidgenossischen Mini­ster seit Monaten redlich Miihe geben, eine Periode des Tauwetters mit Italien in Sachen der Gastarbei­ter herbeizufiihren, miissen sie mit verstarkter Intransigenz seitens der eigenen Landsleute als neuer Front-linie rechnen.

Wagt sich dieser Zuzug fiir die Schweizer Kommunisten erst lang-sam an die Offentlichkeit, so ist der Fall des Nationalrats Villard, Mit-glied der sozialdemokratischen Frak-tion, erklarter Dienstverweigerer und von seiner Partei ausgerechnet zum Deputierten in der Militarkommission erkoren, weitaus mehr publik gewor-den. Hier wird den Kommunisten direkt in die Hande gearbeitet, die ja jede Landesverteidigung in demokratisch regierten Landern um so inten-siver ablehnen, je extensiver sie die Bewaffnung der ostlichen Friedens-freunde fordern. Villard, so lautet das allgemeine Urteil, mag fur seine Per­son den Militardienst ablehnen und daraus die Konsequenzen Ziehen — in eine Militarkommission, die fur die gesamte Bewaffnung und auch innere Zuriistung der Armee zustan-dig ist, paBt der Mann, der sich von vornherein nicht einmal auf die Ein-haltung der Geheimhaltungspflicht festlagen wollte, auf jeden Fall nicht. Seine Fraktion aber wird endlich Farbe bekennen miiissen, wieviel ihr als zweitstarkster Parted im National-rat wirklich an der Grundstruktur des Landes gelegen — oder wie sehr sie bereits den Volksfrontverfech-tern in ihren Reihen horig ist.

Von Hans Kanitz / Locarno

Die Nationalratswahlen in der Schweiz haben kurzlich der Partei der Arbeit, wie sich hierzulande die Kommunisten nennen, ein auBerst bescheidenes Ergebnis beschert. Ledigdich in zwei Westschweizer Kantonen konnten sie in das Kan-tonsparlament einziehen — im Nationalrat in Bern sind sie nicht vertreten. Viele Kantone verzichteten uberhaupt darauf, eine Wahlliste der PdA den Bungern vorzulegen

Von zwei Seiten haben sie jedoch in letzter Zeit Zuzug bekommen, der nicht zu unterschatzen ist. Der eine ist sehr direkt und hat inzwischen alle Tarnung fallengelassen. Zwar wuBte man schon lange, daB die KPI, die Kommunistische Partei Italiens, ihren EinfluB auf die bald eine Mil­lion Gastarbeiter in der Schweiz aus-zudehnen versucht; wer aber standig mit eben diesen Italienern Tuchfuh-lung hat, wuBte auch, daB sie fast ausnahmslos keine Lust hatten, die Freund-Feind-Methoden ihrer Hei-mat auch im Gastland zu praktizie-ren. Nichts ist so gut, daB es nicht besser sein konnte — das gilt auch fiir die Lage der Italiener in der

Schweiz, die zum erstenmal seit Fort-zug aus ihrer Heimat ohne Streiks, Gruppenerpressung und in relativem Wohlstand leben konnen.

Jetzt aber soli ihnen mit massiver Hilfe der KPI, vornehmlich von Turin aus, die Lust am Arbeitsfrie-den grundlich auagetrieben werden. In Genf wurde ohne jede Scheu eine Zweigstelle der KPI eroffnet, und die dortigen Schweizer Genossen wurden von der „Unita“, dem Organ der italienischen KP, often als Verbun-dete in der nun verstarkt beginnen-den Subversion unter den italieni-

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