6997703-1987_14_15.jpg
Digital In Arbeit

Jenseits von Reichenberg

Werbung
Werbung
Werbung

Auch wenn sich die Intendanten von Österreichs Bundesländerbühnen und die Direktoren der Stadttheater von den überregionalen elektronischen und Printmedien vernachlässigt und von den Lokalzeitungen unqualifiziert kritisiert fühlen: Sie haben einen hohen Grad an Selbstbewußtsein entwickelt, verstehen sich als ernstzunehmende Sachwalter der Kunst und mit Einschränkungen als Nachkommen der Förderer junger Autoren, Schauspieler und Sänger, wie sie früher in und um Teplitz-Schönau und Reichenberg zu finden waren.

Zu diesem Ergebnis kamen die Teilnehmer des 13. österreichischen Theatertages in Salzburg: Intendanten, Direktoren, Regisseure, Dra-

maturgen, Schauspieler, Autoren, Journalisten, Verlagsleiter und Vertreter der Ministerien und Kulturämter aus Österreich, der Deutschen Bundesrepublik und der Schweiz.

Dieser Einstellung entspricht denn auch die unisono abgegebene Absichtserklärung, 1988 im Rahmen eines österreichischen Theatertreffens mit einer Reihe von Vorstellungen in die Bundeshauptstadt zu ziehen.

Einschlägige Erfahrungen hat man vor allem in Deutschland gemacht. Konkret bedeutet das: Spielen die Künstler aus der „Provinz" vor überregionalem Publikum und finden bei der überregionalen Presse Beachtung, lernen mehr Theaterinteressierte die künstlerischen Aktivitäten des Landes kennen, und marktorientierte Verlage sind eher bereit, Theatern außerhalb der Metropolen Ur- und Erstauf-. führungsrechte einzuräumen.

Mit Ur- und Erstaufführungen hervortreten konnten nämlich bislang Städte wie Graz, Salzburg und Bregenz oder ein Ort wie Ossiach lediglich im Zusammenhang mit Festivals. Linz und Klagenfurt etwa dann, wenn sie das Werk eines heimischen Autors oder Komponisten auf die Theaterbretter stellen wollten. Brachten sie Auftragswerke heraus, spielte sie zumeist niemand nach, außer es handelte sich um Stücke bereits anerkannter Schriftsteller wie Peter Tur-rini oder Wolfgang Bauer. Abzuwarten ist die Resonanz auf die Uraufführung von Heiru-ich Gattermeyers, JCir-bisch" im Linzer Landestheater und Gerhard Wim-bergers „Fürst von Salzburg - Wolf Dietrich" in der Salzburger Felsenreitschule.

Worunter Länderbühnen mit ihrem Dreispartenbetrieb noch mehr zu leiden haben als andere Spielstätten, sind die Auswirkungen der Arbeitszeitverkürzung sowie die mangelhafte Nachwuchs-Ausbildung in den Schauspielschulen.

Als Sprungbrett oder als Endstation betrachtet werden die außerhalb von Wien etablierten Theater jedoch kaum mehr. Eine Ausnahme bildet Salzburg, wo manch ein Künstler nur deshalb ein Engagement annimmt, weil er sich eine Mitwirkung bei den Festspielen erhofft.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung