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Moskau baut auf Pazifisten

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Moskau verlangt in Erwartung eines „heißen Herbstes“ in der Auseinandersetzung um die Raketennachrüstung der NATO von den kommunistischen Parteien, ihren Einfluß in der Friedensbewegung zu verstärken, diese auf einem prosowjetischen Kurs zu halten und den „Friedenskampf mit dem „Kampf gegen Arbeitslosigkeit“ zu verbinden. Noch nie zuvor hatte die Sowjetführung ihre Absichten so klar und hochoffiziell enthüllt wie in dem Leitartikel der neuesten Nummer des Parteijoumals „Kommunist“.

Der Artikel behandelt von einem dogmatischen Standpunkt aus die Kräfte und Aufgaben der Friedensbewegung, wobei hinter dem massiven doktrinären Eingriff eine wachsende Unzufriedenheit in Moskau mit der Entwicklung und Wirkung der Friedensbewegung zu stehen scheint…

Sowjetische Stellungnahmen lassen keinen Zweifel daran, daß die Demonstrationen von pazifi

stischen und religiösen Gruppen und „kleinbürgerlichen Massen“ für den Frieden in Moskau nur als Mittel für die eigenen Zwecke betrachtet werden …

Ausführlich berichtet „Kommunist“ über die im Herbst in der Bundesrepublik, in Österreich und in Holland vorbereiteten Demonstrationen gegen die Nachrüstung der NATO und spendet den Plänen für Streiks, für Blockaden von Raketenbasen, für die Abhaltung von Volksabstimmungen wie auch den Beschlüssen von Stadtoberhäuptern, die ihre Städte zu atomfreien Zonen erklären, Beifall. Was würde das Parteiorgan sagen, wenn gleiches in der Sowjetunion geschähe?

Die wichtigste Aufgabe für die „Antikriegsbewegungen“ ist nach „Kommunist“ die „bessere Koordinierung ihrer Aktionen im internationalen Maßstab“ … Die Bruderparteien werden aufgefordert, durch aktive Teilnahme an der Friedensbewe

gung „die Verbindung mit den Massen zu festigen und ihren Einfluß auf sie zu stärken“.

Sie müssen die Massen davon überzeugen, daß der Ursprung der Kriegsgefahr in Amerika liegt, und ihre Unterstützung für die Friedensinitiativen der Sowjetunion gewinnen; vor allem sollen sie der „gefährlichen Konzeption von den zwei Supermächten“ entgegentreten, die der UdSSR und den USA gleichermaßen die Schuld am Wettrüsten zuschreibt.

Als beispielhaft stellt Moskau die Aktivität der DKP in der Bundesrepublik sowie jene der französischen, österreichischen und griechischen KP heraus. Besondere Bedeutung wird der europäischen Sozialdemokratie zugeschrieben, die nach „Kommunist“ trotz ihrer „Inkonsequenz und Widersprüche“ einen entscheidenden Beitrag zur Entspannung in den siebziger Jahren geleistet hat…

vom 7. September 1983

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