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„Nuggets“ made in Äustria

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Mit der Ausgabe des „Philharmoniker“ macht die „Münze Österreich AG“ den ersten Schritt in Richtung Liberalisierung des Goldhandels. Die Konkurrenz für die Münze ist groß.

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Mit der Ausgabe des „Philharmoniker“ macht die „Münze Österreich AG“ den ersten Schritt in Richtung Liberalisierung des Goldhandels. Die Konkurrenz für die Münze ist groß.

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Wenn in diesen Tagen für die neue österreichische Goldmünze „Der Philharmoniker“ in den Medien geworben wird, so ist dies der äußere Ausdruck eines seit wenigen Monaten eingetretenen Wandels in der österreichischen Münzpolitik. Mit Jänner 1989 kaufte die Oesterreichische Nationalbank von der Republik Österreich das Münzregal, und das Hauptmünzamt wurde in die Münze Österreich AG umgewandelt. Damit kehrten in die Münze Österreich AG privatwirtschaftliche Grundsätze ein, und es wurden neue Wege der Münzemissionen beschritten.

Zuletzt hatten die Österreicher 1976 Gelegenheit, eine Goldmünze

in Form eines kurranten Zahlungsmittels zu erwerben. Der Goldtausender mit dem Babenbergermotiv fand reißenden Absatz, begann auch bald über den Ausgabewert von 1.000 Schilling zu steigen und erreichte einen Wert bis zu 3.700 Schilling. Damit hatte er sich vom reinen Goldwert abgekoppelt und sozusagen einen numismatischen Wert erhalten. In den Jahren seit 1976 verblieb dem Österreicher legal nur der Erwerb der Nachprägungen von Goldmünzen der Monarchie, Dukaten, Gulden und Kronenmünzen. Diese mit attraktivem Doppeladler und Kaiserporträt geprägten Münzen waren in der Habsburgermonarchie Zahlungsmittel, heute sind sie jedoch mit einer Mehrwertsteuer von 20 Prozent belegt und sind daher zur Goldanlage nur bedingt geeignet, da dem privaten Anleger die beim Kauf anfallende Mehrwertsteuer nicht vergütet wird.

Der Kauf von ausländischen kurranten Goldmünzen ist dem Österreicher verwehrt. Nach den geltenden devisenrechtlichen Vorschriften darf der Österreicher Goldmünzen, die im Ausland gesetzliches Zahlungsmittel darstellen, nicht erwerben. Gleiches gilt für Gold in Barrenform. Die Liberalisierung im Devisenrecht wird aber auch hier die überholte Reglementierung voraussichtlich mit Jänner 1990 abschaffen, und dann sind die Wettbewerbsnachteile für den kanadischen „Maple Leaf“ oder den australischen „Nugget“ gegenüber dem „Philharmoniker“ wieder beseitigt.

Findige Österreicher hatten auch

bisher Wege gefunden, die begehrten „Bullionmünzen“ zu erwerben. Da wurden ausländische „Tanten“ und „Onkel“ beim Einkauf bemüht, da Devisenausländer Gold in Österreich unbeschränkt erwerben konnten. Einige Österreicher hatten auch die kleinen, aber schweren Goldstücke in der Hosentasche über die Grenze nach Österreich gebracht. Den meisten unserer Bürger war aber damit der Besitz von mehrwertsteuerfreien „Bullionmünzen“ verschlossen.

Was versteht man unter „Bullion“ oder ins Deutsche übersetzt „Barrenmünzen“. Dies sind Feingoldmünzen mit einem Gewicht von einer Unze Feingold (31,105 Gramm), die entwederineinerFeinheitvon999,9 oder mit 915 ausgeprägt werden. Sie werden zum jeweiligen Goldpreis gehandelt und mit einem Aufschlag über den Goldpreis von etwa sechs Prozent für Prägekosten und Handelsspanne angeboten.

Als erste und jahrelang einzige Münze kam Anfang der siebziger Jahre der Krugerrand auf den Markt. Später und zwar genau vor zehn Jahren begann die Royal Canadian Mint mit der Ausprägung des „Maple Leaf“, in den achtziger Jahren folgten Australien mit dem „Nugget“, die Amerikaner mit dem „Eagle“ und Großbritannien mit der „Brit-tania“. Seit Südafrika 1987 infolge der Boykottmaßnahmen der westlichen Industrieländer die Produktion des Krugerrand einstellen mußte, ist das kanadische „Maple Leaf“ der Marktieader auf diesem Markt. Jährlich werden weltweit zwischen 1,5 und zwei Millionen Stück von Bullionmünzen verkauft.

Die Münze Österreich AG hat mit dem „Philharmoniker“ neue Wege im Design und in der Namensgebung beschritten. Die Münze zeigt

auf der einen Seite die Orgel des Wiener Musikvereins und auf der anderen Seite Musikinstrumente. Als Name wurde mit den Wiener Philharmonikern der eines weltweit bekannten Marktartikels gewählt. Das in aller Welt begehrte Orchester wirbt daher überall für die österreichische Goldmünze, andererseits bringt in der Zukunft das weltweit zu betreibende Marketing für das Qualitätsprodukt aus den Pressen der Münzprägeanstalt am Wiener Heumarkt auch den Wiener Philharmonikern weitere Bekanntheit.

Warum begibt sich die Münze Österreich AG mit dem „Philharmoniker“ auf den bereits stark be-

setzten Markt der Bullionmünzen? Sicherlich ist die Emission einer so glänzend ausgefallenen Goldmünze ein spektakulärer Neubeginn der österreichischen Münze nach langen Jahren von eher unattraktiven und vom Münzsammler nicht akzeptierten Programmen. Bei entsprechendem Marketing und einem leichten Rückenwind durch steigende Goldpreise kann sich der „Philharmoniker“ international einen respektablen Marktanteil sichern und damit auch zu einem finanziellen Erfolg für die Münze Österreich AG werden.

Der Autor ist Direktor der Schoellerbank. Er leitet den Bereich Rechnungswesen und Münzen.

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