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Österreich
Mitte des Abendlandes, Brücke der Völker, sind wir's? Wer weiß es?
Aber qewiß ist der Wind, der uns von überall weht.
Manchmal wächst er zum Sturm. Und brennt wo ein Winkel der Erde, spüren auch wir den Gestank, zünden die Funken bei uns. Und wir sehen, wie viele das Feuerchen schüren und löschen. Flammt unser Haus, brennt die Welt? Zweimal schon habt ihr's erprobt. Laßt uns allein. Wir hüten die Flammen, wir wärmen uns lieber. Kommt ihr zu uns auf Besuch, steht dann das Gastmahl bereit. Jedem sein Lieblingsgericht aus Nord und Süd, nur gemildert, westlich und östlich gemischt, daß es den Gaumen erquickt. Setzt euch zu Tisch ohne Zwang und vergeßt, was draußen euch scheidet, trinkt, eh' ihr redet, und singt mit uns ein fröhliches Lied! Auch ein besinnliches. Alles klingt hier. Die Tischmusikanten lachen und weinen zugleich. Aber betrinkt euch nur nicht. Schlage auch keiner wild auf den Tisch. Uns verdrießt's, euch beschämt es. übet lieber mit uns, wie man einander erträgt, auch einander bestaunet und prüft und dem Eignen verbindet. Wer ist so reich, daß er sich täglich und gänzlich genügt? Singen wir nicht auch gern eure Lieder im Chor? Jedes neue freut uns, wenn es gelingt, aber verlangt nicht, daß wir unsre verschweigen!
Euch danken wir's erst, daß sie wieder uns klingen, neu und herrlich.
Was kein Rühmen der Heimat vermocht. Ihr habt dies Österreich wieder dem zögernden Herzen erschlossen. An euch finden wir uns, tiefer nur, als ihr's begreift.
Aus dem Gedichtband .österreichische Trilogie, Verlag Herold, Wien.
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