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Digital In Arbeit

Ja, darf man denn das ?

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Redner! Sprecher! Moderatoren! An- und Absager! Hört mich an.

Ich will euch ja nichts unterstellen. Nicht, daß ihr euren Beruf nicht mögt. Nicht, daß ihr euren Job nur um des angeblich so schnöden (man blättere im Synonym-Wörterbuch) Geldes wegen ergriffen habt. Nicht, daß ihr die, die euch zuhören, nicht mögt oder daß ihr sie gar verachtet.

Das wäre womöglich ehrenrührig, und ich müßte mich von euch

- unisono ein Sätzlein gesagt, das frech ist: „Ich darf mich nun von Ihnen verabschieden.“ Ja, das habt ihr gesprochen.

Wer aber etwas darf, dem ist’s erlaubt, der freut sich drüber, den entzückt es. Die Trude Huberin etwa darf mit dem Niki Lauda Abendessen gehen, der kleine Franzi darf sich den Musikantenstadl anschauen, die eingesperrten Stallsäue dürfen für eine Stunde im Freien suhlen. Es ist Glück, es ist Wonne, etwas zu dürfen. Sich verabschieden zu dürfen heißt: Endlich bin ich euch los, mir ist’s genug, ich bin’s leid, ich darf euch verlassen, vergessen.

Wie ich euch aber kenne, würdet ihr doch noch so gerne: eine Ewigkeit plaudern, zehn Minuten Witze erzählen, drei Stunden repor-tieren, einen ganzen Tag lang bleiben.

Ihr habt das Wörterl „dürfen“ nur, weil’s so nach Freundlichkeit schmeckt, mit „verabschieden“, was etwas Trauriges ist, irrtümlich verbunden. Und das reicht an den Ausruf des Herrn mit der eisernen Hand, nehmt es mir nicht übel. „Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus“ hat der gute alte Elvis in einem deutschen Volkslied weinerlich gesungen. Hätte er „Darf i“ getextet, ich wette, seine Fans hätten ihm dabei mit nassen Fetzen geholfen.

vor den Kadi zitieren lassen, ich müßte mich um Wahrheitsbeweise bemühen, ich müßte vor allem, was mir zuwider wäre, mit euch streiten. Wo ihr doch, eigentlich, lauter liebe Leute seid.

Drum, liebe Erzähler und Berichterstatter, liebe Conferenciers und Reporter, sei’s nur als leise, aber bestimmte Mahnung formuliert. Treibt eure vermeintliche Höflichkeit nicht zu weit, so-daß sie euch als etwas ganz anderes ausgelegt werden könnte.

Wenn ihr nämlich nach nicht immer gutem, immerhin aber gutgemeintem Tun das akustische Taschentuch der Trennung zückt, denkt dabei in Zukunft etwas nach. Bisher habt ihr nämlich -Kulenkampff war da wie bei vielem anderen die große Ausnahme

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