Dieser Tage fühlte ich mich nicht recht wohl. Das Wetter machte es möglich, kein Zweifel. Der Entschluß war schnell gefaßt: Ein fürs erste nicht genauer definierter Kurzaufenthalt im Bett würde die Situation verbessern. Schließlich soll man die Signale des Körpers ernstnehmen.Also sagte ich alle Termine ab, und einem ruhigen Verlauf der nächsten Stunden lag nichts mehr im Weg.Wohlig verkroch ich mich in die Federn. Das Phänomen des schlechten Gewissens, das einen bei leichteren Erkrankungen angesichts der scheinbar schlagartigen Besserung unter der Decke überkommt, verdrängte ich.
Sie glaubt es nicht, die Gesellschaft oder das, was man landläufig so nennt. Aber es ist so. Sie selber, die Gesellschaft also, hat rund um uns einen riesigen Haufen von Tabus errichtet, während sie gleichzeitig beteuert, es gebe keine mehr. Um diese auf ziemlich schwachen Beinchen stehende Behauptung zu untermauern, ist es modern geworden, mit kräftigen Ausdrücken um sich zu werfen. Seht her, heißt das, wir kennen keine Tabus.Also sind diese Ausdrücke schon eher als extra ordinär statt als ordinär zu bezeichnen und rekrutieren sich demnach fast ausnahmslos aus den Bereichen unterhalb
Es ist eine alte Reminiszenz aus vergangenen Gymnasialzeiten. Wir wollten unsere Deutsch-Professorin ärgern, und dazu war uns jedes Mittel recht.Nicht, daß sie uns unsympathisch gewesen wäre. Es war nur der latente Wunsch, es jemandem, der uns viele Stunden hindurch gequält hatte, indem er uns Goethes Lebenslauf in der langweiligsten Form, derer er habhaft werden konnte, nicht nur vorkaute, sondern ihn hintennach von uns wiederzugeben verlangte, heimzuzahlen. Und so kamen wir auf "nichtsdestotrotz". Ach nein, es war nicht einmal unsere Erfindung. Irgendwo hatte einer von uns das blöde
Es nützt nichts. Ich hab's mir sogar schon zu Silvester vorgenommen, und dann ist aus dem Vorsatz wieder nichts geworden. Dabei wäre es so einfach. Einfach aufpassen.Verlange ich da zu viel von mir?Ich bin in Gesellschaft. Ich gehe auf der Straße. Egal, jemand, den ich kenne, kommt auf mich zu. Aber er tut es nicht allein. Jemand anderer ist bei ihm, den ich nicht kenne.Und jetzt spielt sich das einfachste Zeremoniell ab, für das man nicht zum Elmayer gegangen sein muß, um es zu beherrschen. Der Bekannte teilt dem anderen Bekannten mit, wie der dritte, Unbekannte, heißt. Man sagt dazu,
Jetzt erst, nach dem Besuch einer sommerlichen Freiluftaufführung, ist mir vieles klar. Etwa warum einander in Wien das Kunst- und das Naturhistorische Museum wie zwei feindliche Blöcke gegenüberstehen. Und wieso gar das Technische Museum in weiter Entfernung der beiden Semper und Hasenauer-Gebäude liegt.Kunst und Technik vertragen sich nämlich nicht mit der Natur. Und wo sie es zu tun scheinen, ist's wie mit einer Emulsion, sie vereinigen sich nur zum Schein, streben aber in Wirklichkeit strikte Trennung an.Die Einsicht sollte freilich allen Veranstaltern von Freiluftaufführungen
Nicht, daß wir derzeit keine anderen Sorgen hätten. Die Sümpfe, bloß symbolisch von Schaden, in der Natur willkommene Biotope, schlumpfen ja nur so dahin, man steigt auf Schritt und Tritt in den Morast.Aber irgendwie läuft ja auch das, was ich abseits (und schon dieses Wort führt uns unbeabsichtigt in medias res) vom politischen Tagesgeschehen so beobachte, ins Schlüpfrige, was die Erwähnung des Phänomens berechtigen dürfte. Kurz, es geht um eine sonderbare Gewohnheit der meisten Fußballer.Abstiegskämpfe, Weltmeisterschaften und Derbys werden mir in letzter Zeit immer häufiger via
Nur weil das schon einige Jährchen her ist, ist es seither um nichts schwächer geworden. Ich meine mein schlechtes Gewissen. Oder besser gesagt: mein sehr schlechtes Gefühl. Dabei ist scheinbar gar nicht so viel passiert. Scheinbar.Erlauben Sie mir, daß ich mich bei Ihnen quasi auf die Psychiater-Couch lege und dadurch, daß ich's erzähle, wenigstens vorübergehend ein wenig von diesem bedrückenden Bewußtsein verliere?Es war unsere Maturafeier. Bescheiden fiel sie aus, ein Abend war's in einem gar nicht so noblen, aber recht urigen Wiener Wirtshaus, das sie mittlerweile übrigens
Floskeln kommen, Floskeln gehen. Ihre Erfinder sind so wie jene der meisten Witze kaum eruierbar, und das dürfte ihnen, nämlich den Erfindern, nicht schaden, sind doch die meisten modernen Redewendungen von eher minderer Qualität.Wenn ich nicht irre, ist jedoch der Urheber des Satzanfanges "Ich gehe davon aus, ..." Herr Vranitzky, und er fand für sein Ausgehen schlagartig eine Unzahl von Nachahmern, die bis zum heutigen Tag von diesem Unfug nicht mehr lassen können. Vielleicht wollte der nunmehrige Altbundeskanzler seinem Vorgänger Kreisky und dessen "Ich bin der Meinung, ...", wogegen
Vom haubengekrönten Spitzenwerk der Kochkunst bis zum restlge-spickten Abwaschwasser hängt der Suppe ja jeglicher Buf nach. Hausfrauen wie Wirtshausköche dürften zu diesem zwiespältigen Ansehen ihre Scherflein beigetragen haben, dennoch behauptet sich die in größenwahnsinnigen Speisekarten als Con-somme oder Bouillon angepriesene Brühe mit einer gewissen Berechtigung unausrottbar als Vorspeise heimischer Menüs, wogegen kein Wort zu sagen wäre.Das Haar jedoch, das sich in letzter Zeit immer häufiger nicht so sehr in ihr, als vielmehr auf den gastronomischen Ankündigungstafeln
Langsam - je älter ich werde, umso heller - geht mir ein Licht auf. Und zwar bezüglich der sogenannten guten alten Zeit. Das Gejammer nach ihr kann nicht aus der Luft gegriffen sein, es muß was auf sich haben.Nicht, daß der Wein früher besser gewesen wäre. Oder die Paradeiser. Sehr wohl aber, glaubt man Herrn von Goethe, die Menschen. Er schreibt: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.” Ich weiß, es ist der Optativ. Doch der Satz geht ja weiter: „Denn das unterscheidet ihn ...” und so weiter. Unterscheidet also. Nicht unterscheide. Eine Feststellung. Die muß der Herr
Als Engelbert K. an diesem Spätnachmittag seinen regelmäßigen Rundgang durch die Straßen in seiner Nachbarschaft macht, ist plötzlich etwas anders als sonst. Auf seinem Weg gibt es eine Stelle, an der der behördlich genehmigte Windfang seines Stammcafes an der Häuserseite ein wenig von der Breite des Gehsteigs nimmt. Genau hier wurde vor Jahren an der Straßenseite des Trottoirs, ebenfalls behördlicherseits, eine Halteverbotstafel in den Asphalt gesetzt. Dadurch war nun ein zwar passabler, dennoch bemerkenswerter Engpaß entstanden. Man kann ihn allerdings mühelos sogar mit einem
Ja, ich lese die Zeitungen und Prospekte, ich höre Radio, ich sehe fern, und so bleibt mir die Erkenntnis nicht erspart: Längst zu den sogenannten Erwachsenen zählend, war ich seinerzeit ein armes Kind. Wohl hätschelten mich meine Eltern, ihr Verdienst darf hier nicht unerwähnt bleiben. Sie feierten mit mir Namens- und Geburtstage, ließen mich lange Zeit über Christkind und Osterhasen im unklaren, fuhren mit mir spmmers aufs Land, kauften mir winters eine Rodel, zugegeben nach langem Penzen, einen Schraubendampfer, etwas heutzutage weithin Unbekanntes, nichts anderes bedeutend als jenen
Es war ein später Oktobernachmittag, als mich beim griesgrämigen Spazierengehen das Licht eines Beisels anlockte. Ich beschloß hineinzugehen und mir drinnen vielleicht irgendetwas Eßbares zu kaufen, ich würde mir zu Hause jegliche Wirtschaft mit Essenherrichten und Geschirrwegräumen ersparen.„Se kumman grad no z'recht”, sagte der in der Tür stehende Wirt, „gschwind, gengan'S eine”. Dabei schob er mich in einen angrenzenden Baum, wo bei matter Leuchtstoffröhrenbeleuchtung einige Frauen und Männer ein Auditorium bildeten, das einem Vorsitz von drei weiteren Männern
Das tat' sich kein 03-Moderator trauen. „I can help it” ansagen und nicht gleichzeitig Michel Jackson zu erwähnen. Es wäre vermutlich im Sender, wenn nicht überhaupt, sein letzter Tag. Gleichzusetzen wäre ihm ein Sprecher in Radio Niederösterreich, Steiermark oder Kärnten, der dem Heuler „Seemann, laß das Träumen” nicht sofort die Lo-lita beifügen würde.Ist ja auch klar. Alles muß seine Ordnung haben. Schließlich könnte es ja, rein theoretisch natürlich, sein, daß einer nur „help” verstanden hat und jetzt die Beatles erwartet. Die aber auch nicht unangesagt bleiben
In Hongkong sind die Steuern ganz niedrig. Und die Stadt kennt keine Wirtschaftsprobleme. In Rali gibt es landauf, landab jeden Tag jede Menge Feiern. Und niemand regt sich deshalb auf. In Malawi tritt im Durchschnitt alle zehn Minuten ein vom Scheitel bis zur Sohle unbekleideter Jüngling aus dem Rusch. Und keine und keiner fällt deswegen in Ohnmacht.In New Jersey gibt es 217 eingetragene Frauenvereine. Und kein einziger Mann hat deshalb noch an einer Demo teilgenommen, die seinen Zutritt in diese Zirkel fordert..Pardon, das sind keine selbstgebastelten Ronmots, es sind Feststellungen meines
Letztlich ist es die Sache der Philharmoniker. Der Wiener nämlich. Nein, nicht wie man sie betont. Das macht unsereins auf dem o. Die sie auf der ersten Silbe betonen, haben natürlich die internationale Welt hinter sich, also lassen wir sie auch gelten.Was nicht heißt, daß die internationale Welt in alles dreinzureden hat bei den Wiener Philharmonikern. Auch ich rede ihnen nichts drein, und wenn ich ihnen da vielleicht gegen den Strich schreibe, bitte ich sie um Pardon. Weil ich nämlich dafür bin, daß sie ein Männerverein bleiben. Womit sofort den Mißverständnissen Tür und Tor
Als ich vor einigen Tagen wieder einmal mit mehr Zeit als sonst durch einen Supermarkt schlenderte, fiel mir nach wenigen Minuten ein merkwürdiger Umstand auf. Ich griff zu einem Emmentaler inländischer Herkunft, untersuchte ihn auf sein Ablaufdatum, und entdeckte dabei den Hinweis, daß dieser einer sei, der von glücklichen Bio-Kühen stamme. Natürlich landete er, ich bin ein Tierfreund, in meinem Einkaufswagerl.Sodann studierte ich die Aufschrift eines Quargels und durfte feststellen, daß er ein reines Bio-Produkt sei. Da ich die Abkürzung „Bio” irgendwie mit „Biologie” oder
Es war unumganglich: Der Mensch als Samm-ler und Jager muBte friiher oder spater die Photographie erfinden. Und da er sie erfunden hatte, konnte er seine Motive nach Be-lieben jagen und sammeln. Da aber Gesammeltes nur Freude bereitet, wenn man es mehr oder weniger In-teressierten vorzeigt, hat der Mensch auch das Photoalbum und den Dia-projektor erfunden. Seither stehen diverse Besuche, kaum sind Jause oder Nachtmahl vorbei, unter dem Zei-chen des Urlaubsphotobetrachtens.Der Gastgeber hat namlich das Ge-fiihl, seinen lieben Gasten die Schnappschiisse der letzten zehn Jah-re nicht langer
Mir persönlich war's ja nicht aufgefallen. Aber da saß unlängst mein kleiner Neffe neben mir im Kino, und als der Kriminalkommissar in einem unglaublich spannenden Moment gerade aus seinem Wagen ausstieg, um wenig später den Hauptverdächtigen zu verhaften, stieß mich mein kleiner Nachbar an. „Du”, sagte er, „die sperren nie ihre Autos zu.”Ich konnte eine Diskussion während der darauffolgenden Verbrecherjagd mit Mühe verhindern, aber als wir anschließend auf ein Glas Limonade gingen, lag das Thema klarerweise noch in der Luft. Die Polizei sperrt ihre Autos nicht zu, vermeldete
Ein alter Hut: Der Mensch verbringt mehr Zeit mit seinen Arbeitskollegen, Chefs und Untergebenen als mit seinen Lieben. Dazu kommt, daß «r letztere entweder im morgendlichen Dusel oder in der abendlichen Abgeschlafftheit erlebt, besser: sie erleben ihn. Was nicht immer zu allseitiger Wonne beiträgt.Nun haben ja die Zuhausebleibenden vom Arbeitsplatz mitunter so ihre Vorstellungen. Ständiger Büroschlaf, Pantscherln und Zwischen-durch-Feste nehmen dabei ihre festen Plätze ein. Daß Spiele im Büro ihren festen Platz haben, ist ja unbestritten. Allerdings schauen sie etwas anders aus, als
Das physikalische Gesetz ist ganz einfach: Da, wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein. Wir haben das seinerzeit in der Schule gelernt. Nur die Liebe und der Proporz sind imstande, das Naturgebot aufzuheben: Zwei Liebende können durchaus ineinander verschmelzen, und da, wo etwa ein Direktor genügen würde, sitzen gleichzeitig derer zwei.Sonst aber scheint die Regel unumstößlich. Daß in letzter Zeit immer mehr Menschen versuchen, ihr zuwiderzuhandeln, muß an dem liegen, was man so leichthin Zeitgeist zu nennen pflegt. Die Wiener Kärntnerstraße, Supermärkte und Autobahnen legen
Die Balinesen haben's gut. Die Balinesen kennen keine Jahreszeiten. Die Balinesen kennen daher kein Neujahr. Wenn man einen Balinesen fragt, wie alt er ist, weiß er's nicht oder er sagt einem eine Phantasiezahl. Hundert Jahre etwa. Dabei liegt es ihm fern zu schwindeln oder anzugeben. Bei der Zahl hundert hat er vielleicht die Anzahl seiner erlebten Reisernten ins Treffen geführt. Und würde Beis bei uns wachsen, könnte das mit der Zahl der Jahre leicht identisch sein, denn zwei, drei oder gar vier Ernten kämen in unseren Breiten nicht in Frage, über den Sprößlingen der zweiten Saat
Jetzt hat sich also auch die Mineralölverwaltung unseres Landes dem vorbildlichen Beispiel des ORF angeschlossen und nennt sich fürderhin OMV. Sie tut es, so sagt sie, wegen einer leichteren internationalen Verständlichkeit. Somit dürfte der Tag nicht mehr fern sein, da sich die österreichische Bundesregierung entschließt, die beiden dem Rest der Welt so unbekannten Stri-cherln über dem Anfangsbuchstaben der Republik offiziell zu streichen.Österreich, in seiner bislang lateinischen oder, folgt man dem Barden Fendrich, englischen Fassung Austria so leicht mit dem Känguruh-Kontinent
Nicht, daß ich's nicht verstünde. Als gelernter Österreicher weiß ich um die Vokabel unserer angeblich ebenfalls deutsch sprechenden nördlichen Nachbarn natürlich bestens Rescheid. Der Knast, die Kneipe, die Rullen, das alles kennt man als Konsument der jenseits unserer Grenzen produzierten Fernsehkrimis ebenso wie die uns herübergelieferten Johannisbeersäfte, Aprikosenkonfitüren und Hähnchen, die oft nicht einmal das, sondern, wenn schon, Hühnchen sind und als Henderln vielleicht attraktiver wirken könnten, aber was soll's, die Händler wollen es so. Sie orientieren sich am
Es gibt in unserer Zeit einige Vokabel, die wir zwar noch kennen, die aber im Begriff sind, auszusterben. Sie stehen gewissermaßen auf der Roten Liste der Sprache, und die drückt ja wiederum unsere Gesinnung aus. Drum wird man beinahe schon rot, sobald man Worte wie Bescheidenheit oder Zufriedenheit in den Mund nimmt. Daß sie mich aber unlängst geradezu ansprangen, verdanke icn einem zufälligen zeitlichen Zusammentreffen.Im Radio hatte ich eben einen Bericht über unseren Lebensstandard gehört und über den ich weiß nicht wievielten oberen Weltrang, den wir diesbezüglich einnehmen. Vom
Unlängst hat einer im Radio gesagt, daß er lieber Prominente interviewt als Unbekannte. Weil nämlich das Wimmerl, das der Placido Domingo hinterm linken Ohr hat und von dem er möglicherweise was ausplaudert, vom Publikum mit ungeteiltem Interesse verfolgt wird.Klar, es könnte den Stern einerseits am nächsten hohen C hindern, und andererseits überhaupt. Der Eberhard Meier hingegen kann mit der schönsten Schuppenflechte am ganzen Körper keinen Kommissar Rex vom Quietschpupperl wegholen. Wieder einerseits weil man den Eberhard Meier erst einmal langmächtig vorstellen müßte. Und weil
Wer ein bißchen auf sich hält, halbwegs bei Kassa ist und einigermaßen Zeit hat, fliegt in diesen Tagen irgendwohin, wo 's wärmer ist. Denn es genügt heutzutage nicht, den angeblichen Vitaminbedarf mit afrikanischen Paradeisern und balinesischen Papayas via Import zu decken, man begibt sich vielmehr persönlich zu den Früchten. Was den Vorteil hat, daß man die Ausländer samt Ambiente vor sich hat und einschlägigen Volksbegehren gegen sie zumindest vorübergehend entkommt.Wie uns eifrige Konsumentenschützer empfehlen, sollten jedoch Vor Abschluß diverser Reiseverträge die
Ein niederösterreichischer Bürgermeister hatte vor kurzem eine Idee. Und wer auch nur ein bißchen guten , Willens ist, muß dem Mann stehend Beifall klatschen.Er meint nämlich, jedermann solle zentrale und wichtige Ämter aus allen Teilen des Landes zum Ortstarif anrufen können. Chancengleichheit also für den Hainburger Kleinhäusler wie für den Zwettler Großbauern, die sich beide etwa beim Ovalreferat in Pölten - das „Sankt" ist den Neuhauptstädtern ja mittels der neuen Autokenn-zeichen abhanden gekommen - nach dem Tageskurs für Hühnereier erkundigen möchten. Hut ab also
Der Autor sitzt beim Redakteur der Monatszeitschrift. Sie besprechen das Thema eines Beitrags fürs übernächste Heft.Da sieht der Autor auf dem Tisch des Redakteurs seinen schon gesetzten Artikel, den er für die nächste Nummer geschrieben hat. Und er liest, verkehrt tut er's, einen Satz, den er da einen gewissen Hans sagen läßt: „Ich weiß nicht, warum."„Pardon", sagt der Autor zum Redakteur, „ich sehe da zufällig meinen nächsten Artikel. Den Satz ,Ich weiß nicht warum' habe ich aber ohne Beistrich geschrieben."„Ich weiß", sagt der Redakteur. „Drum habe
Meine Sinne sind ausgeprägt, und besonders was den Geruch und das Gehör betrifft, wird mich nicht so schnell einer übertreffen. Ob's Glück ist oder Pech, sei dahingestellt. Jedenfalls kann ich manche Leute tatsächlich nicht riechen, und da ändert sich erst was dran, wenn sie dazu übergehen, entweder sich zu waschen oder ein frisches Hemd oder ein anderes Deo zu benutzen.Kann aber meine Nase solchen Menschen noch ausweichen, ist's beim Ohr schon schwieriger. Freilich, ich kann Discos meiden und um Baustellen einen Bogen machen, nicht aber ums eigene Auto, in dem ich fahre. Und in diesem
Natürlich habe ich immer recht. So viel ist klar. Unlängst erst bin ich, in einer stillen Stunde, dahintergekommen. Die anderen aber, und das ist das Erstaunliche, haben ebenfalls recht. Und ringsherum, jetzt ist's bereits abenteuerlich, ringsherum ist keiner, der unrecht hat.Ich habe diese bemerkenswerte Erkenntnis, seit ich meine eigenen Erzählungen, wie ich sie beim Zusammensein mit anderen eben so loslasse, genauer beobachtet habe. Ich berichte meinem andächtig lauschenden Gegenüber etwa: „Ich gehe also hin und sage zu ihm -", das folgende ist austauschbar.Dann aber geht's
Ich trete - es ist Viertel sieben - ins Badezimmer. Ich ergreife schlaftrunken die Zahnpastatube, schraube sie auf, drücke ein Würstchen auf die Zahnbürste - doch heute landet das Würstchen nicht auf den Borsten, nein, es klatscht ins Waschbecken. Der zweite Versuch gelingt. Aber aus unerfindlichen Gründen rutscht der Badezimmerteppich während des Zähneputzens unter den Füßen weg, beinahe wäre ich hingefallen, und als ich ihn geraderichte, stoße ich mit dem Kopf an die Badewannenkante, was eine erschrockene, unkoordinier-te Bewegung meinerseits auslöst, die wiederum das
Lebendig steht's noch vor meinen Augen. Es war ein Tag in der vorigen Woche.Mein katalysatorgerüstetes und trotzdem keinen Veilchenduft auspuffendes Auto stand beim Mechaniker. Zwecks Abholung strebte ich diesem zu und tat dies mit der Straßenbahn. Mir gegenüber saß in der locker besetzten Tram - der Generalsekretär einer unserer Parteien. Leibhaftig fuhr er mit diesem Verkehrsmittel offenbar zu seinem Arbeitsplatz.Noch hatte ich mich von der Begegnung nicht ganz erholt, da erlebte ich die zweite der Art. Vor mir, am Annahmeschalter der Autowerkstatt, reklamierte der eindeutig verärgerte
In grausiger Erinnerung ans Maria-Theresien-Jahr sowie ans Türkenjahr, beides jeweils treffliche Gründe, nie wieder irgendetwas von Maria Theresia oder den Türken hören und sehen zu wollen, lege ich mir für die 365 Tage nach jenem Neujahrskonzert, in dem auch der selige Wolferl gespielt werden soll, vorsorglich ein Anti-mozartbewußtsein, kurz ABS, zurecht, das mich auch im Jahre 1992 in die Lage versetzen sollte, die Kleine Nachtmusik ohne größeren Schaden zu vernehmen.Doch ach. Ich hatte nicht bedacht, daß in unseren Tagen, da der Schmelzkäse vier neunzig, ein Paar Schuhe
Daß doch tatsächlich kleine Ursachen große Wirkungen haben können, habe ich vor einigen Tagen erfahren. Einer meiner besten Bekannten, viele Jahre mit mir vertraut, hatte kürzlich einen Heurigen entdeckt, von dem er ab diesem Tag schwärmte. Besonders und unübertrefflich, so lockte er mich, seien dort die Blunzen.Und so war es gar nicht schwer, mich zu einem Besuch dieser Institution zu überreden. Tatsächlich, an vielen Tischen sah man neben goldgelbem Wein die gepriesenen Blunzen auf den Tellern, angerichtet auf die verschiedenste Art. Allein die Zahl der möglichen
Noch einmal schwillt der Ge-räuschpegel auf unsichtbares Kommando an. Dann wird es langsam ruhiger im Saal, einige im Publikum wetzen noch auf ihren Stühlen, um sich in eine gute Sitzposition zu bringen, einige husten noch, es ist zu hoffen bis auf weiteres zum letzten Mal, zwei, drei schneuzen sich, Handtäschchen werden hörbar geschlossen, ein letztes Räuspern, dann herrscht ergriffene Stille.Der Festredner betritt das Pult. Leicht gebückt rückt er sich die Brille zurecht, blinzelt geblendet in die Menge, nestelt am Manuskript, nimmt einen Schluck des bereitgestellten Mineralwassers,
Der Tag, an dem ich eine meiner staatsbürgerlichen Pflichten zu erfüllen habe, rückt in greifbare Nähe. Ich werde wählen, ich hab's mir vorgenommen, und sei's auch nur das relativ kleinste Übel. Und die Parteien wissen das und bestür- men mich in diesen letzten Tagen wie nie zuvor.In bunten Farben der Prospekte, nicht immer sind's jene des Herb- stes, ist meine Wohnungstür be- hängt, aus den Radio- und Fernse- happaraten tönen und starren mir die Empfehlungen entgegen, der Briefkasten geht über, die zumin- dest dafür noch tauglichen Bäume halten Dreieckständer mit Parolen, und
Korsika. Die Insel des Honigs und der Gewürze. Die Insel der Separa- tisten, die keine Franzosen sein wollen, aber auch keine Italiener, sondern eben Korsen. Die Insel aber auch der Kultur. Was dazu führt, daß der liebe Mensch an meinerSeite eines Tages Berg und Strand zu verlassen wünscht und mir Fili- tosa als Ziel angibt.Filitosa. Trockenes Macchialand, in einer Bucht gelegen, wo mit je- dem Kilometer Entfernung vom Meer die Temperatur um einen Gradzunimmt. Es ist völlig windstill, es ist völlig wolkenlos, doch die Kul- tur ruft. Hier, der letzte Getränke- stand ist dreitausend Meter
Wer daran zweifelt, daß an unse- rem Planeten noch irgendetwas zu reparieren wäre, der ist, das muß einmal gesagt werden, selber schuld.Wer in diversen Parteigruppie- rungen oder durch Bürgerinitiati- ven Schlimmstes verhüten will, hat nicht erkannt, daß es dieses Schlimmste ja gar nicht gibt.Glücklicherweise haben wir je- doch genug Sachverständige, Poli- tiker und Firmenbosse, die diesbe- züglich die Übersicht nicht verlo- ren haben („Übersicht" kommt von „übersehen" und hat mit „Über- blick" nichts zu tun, unqualifizier- te Anm. d. Autors). Diese erreicht man, was
An welcher Seite eines Tisches man sitzt, ist meistens egal. Nich- tigkeiten mögen geltend gemacht werden. Hier die bessere Aussicht, hier mehr Störung durch Vorüber- gehende, der weichere Sessel, die Zugluft, die Nähe zum Büffet.An welcher Seite eines Schreibti- sches man sitzt, ist von existenziel- ler Bedeutung. Die Sprache sogar macht den Unterschied. Man kann vor, man kann hinter dem Schreib- tisch sitzen.Der hinter dem Schreibtisch Sit- zende hat die volle Deckung. Durch sein Amt und durch seinen Tisch. Ihm stehen alle Einrichtungen des Tisches zur Verfügimg: das Tele- fon, die
„Die Schlösser san ja a nix wert", sagt Hans Moser in seinem berühm- ten Dienstmann-Sketch, als er den Koffer seines Kunden fallenläßt und daraufhin die Verschlüsse aufbre- chen. Und als der Kofferinhaber einige ungehaltene Worte über die Ungeschicklichkeit des Dienstman- nes verlauten läßt, sagt dieser noch- mals, als habe er vorher nicht zu Ende sprechen können, den zwei- ten Teil des Satzes: „... san ja a nix wert."Der Mechanismus dieser Wieder- holung ist faszinierend. Er gibt nämlich dem Geschädigten keine Chance mehr. Ja, schon: natürlich hat der Dienstmann die
Was wir nicht haben, ist das Meer. Lang haben wir das als Jammer empfunden. Wo doch die in Triest sowieso ständig mit den Franz- Joseph-Bildern herummarschieren, voll von Österreich-Nostalgie, war's doch vielleicht... möglich?Aber langsam erkennen wir, wie wenig attraktiv es ist, heutzutage, ein Land statt nur am Strom auch eins an der See zu sein. Man handelt sich lediglich Zores ein.Bitte, zwar sind die Notizen über die letzten Ölpesten nur noch alsKleingedrucktes in den Zeitungen zu finden (es ist das derselbe Effekt wie bei Versicherungsverträgen und erfüllt eine Alibifunktion:
Ich bin nicht immun gegen die Faszination, die von Gratiskatalogen jeglicher Art ausgeht. Besonders jene, in denen man vom automatischen Zwirneinfädler bis zum ferngesteuerten Rasenmäher alles, schön abgebildet und ausgepriesen, im Fauteuil sitzend bequem begutachten kann, haben es mir angetan. Also ließ ich mir, per Postwurfsendung darauf angesprochen, eines dieser dicken Bilderbücher zuschicken. Vor ein paar Tagen war es soweit; umweltfreundlich in Plastik eingeschweißt, steckte das angeforderte Miniaturschaufenster in meinem Postkasten. • Seit ich hierauf den
Daß man den Herrn von Goethe immer mit gutem Gewissen zitieren kann, dafür hat dieser geniale Mann ausreichend gesorgt, vom Faust bis zum Götz.„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut." Ist es nicht Allgemeingut? Ja, aber.Wer merkt's, daß es ein Postulat und keine Feststellung ist? Ein formales Spurwechseln des Herrn Geheimrat läßt uns, plötzlich ist's eine Tatsachenmeldung, weiterlesen: „Denn das allein unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen." „Unterscheidet" schreibt der Dichterfürst,nicht „unterscheide", was zum „sei" doch besser passen würde, und
Wann, wenn nicht jetzt? Wo, wenn, wenn nicht da? Reden nämlich und schreiben. Vom Zugfahren. Da es doch die Stinker und Brummer tun sollen, da doch alle ihre Blechkarossen verlassen und sich der Umweltfreundlichen anvertrauen sollen, da die neue Bahn, wenn schon nicht in aller Munde, so doch auf Prospekten und Plakaten ist, und besonders da ich es leidenschaftlich gerne mache.Sage mir keiner, der Zauber des Bahnfahrens sei mit der letzten Dampflokomotive verschwunden. Er überkommt mich schon beim telephonischen Auskunfteinholen, beim Fahrkartenkaufen, und vollends beim Betreten des halligen
Wenn die Edith Klinger in ihrer Sendung die Tierquäler bittet, ihre Hunde doch nicht an der Kette zu halten, könnte sie ebenso gut eine Schweigeminute einlegen oder Marschmusik senden.Denn die Kettenhundebesitzer schauen ganz bestimmt nicht zu.Wenn der Adam Kugerl im Wirtshaus Zur Goldenen Wurst eine Parteirede hält, applaudieren die vierzehn Besucher, die das Parteiprogramm längst kennen, freundlieh und zustimmend. Die, die der Kugerischen Weltsicht unkundig sind, sitzen mittlerweile vor dem Bildschirm und freuen sich über das zweite Tor des FC Lauhofen.Wenn die Beatrice Weißler zum
Ich habe mir eine neue Schreibmaschine gekauft. Die alte, über die sich der Händler, der mir dafür freundlicherweise 300 Schilling gegeben hat, fast krummgelacht hat, war elektrisch. Die neue ist elektronisch.Aber natürlich funktioniert sie wie die Vorgängerin elektrisch, was mich zum Lexikon hat greifen lassen. Da erfahre ich, daß Elektron im Altgriechischen das Wort für Bernstein war. Reibt man diesen, steht dort, entsteht ein elektrisches Feld. Und keine elektronisches. Die Frage, ob es neben dem Elektriker jetzt auch oder gar statt ihm den Elektroniker gibt, beantwortet mein Lexikon
In meiner Schulzeit übten an die zwanzig Professoren und Professorinnen Einfluß auf mich aus oder versuchten es zumindest. Ja, und ein Gymnasium-Direktor.Warum ich das erwähne? Weil einer der Professoren, bemerkenswerterweise jener für Religion (er hieß Kornfeld und sei für alles, was er tat, gepriesen: er war klug, streng, humorvoll und unkonventionell, so ganz das Gegenteil der landläufigen Katecheten-Karikatur), weildieser Professor ein beginnendes Anzengruber-Syndrom, vorbereitet von einem leichten Ovid-Trauma, an mir und meinen Mitschülern aufzuheben imstande war. Und das kam
Ich habe nachgerechnet und wenn ich mich nicht sehr irre, sind es nur noch knapp zweihundert Tage und der Hans Weigel ist 30.000 Tage alt. Es wäre eigentlich gar nicht notwendig, den Hans Weigel extra zu feiern, denn er wird alle Tage gefeiert, von mir auf jeden Fall, immer wenn ich seine Bücher lese oder wenigstens sehe, denn siestehen bei mir in der Bibliothek in der vordersten Reihe und ich habe ihnen viel zu danken. Wenn ich also diese 30.000 Tage Weigel erwähne, dann nur deshalb, weil ich glaube, daß uns jede Gelegenheit recht sein muß, diesen Mann feierlich zu erwähnen, und weil
Etwa 130 Jahre ist das nun her, da glaubte man, Schreien sei als Verständigungsmittel zwischen zwei Menschen aus der Mode gekommen. Man hatte das Telephon erfunden, und man hatte ihm, den alten Griechen das Vokabular abschauend, einen recht attraktiven Namen gegeben.Seit man, nicht mehr so humanistisch orientiert, das Ding vielerorts schon mit „f“ schreibt, hat es sich auch sonst einigermaßen verändert. Zum Nachteil. Ich spreche gar nicht von der Gefahr des drohenden Bildtelephons, dem man, bei Anruf vielleicht gerade dem Bade oder anderen intimen Orten entsteigend, notfalls das Auge
Warum machen die Italiener das beste Eis? Gelati. Also nicht nur Reminiszenzen an die Kindertage, auch Rimini, Florenz und Rom erstehen in der bunten, vergänglichen Köstlichkeit. Grazie.Einige wenige Eissalons haben noch Stil und servieren zum Eis im Lokal ein Glas Wasser. Man trinkt es aber nicht. Wasser aus der Leitung, wer weiß. Warum eigentlich heißt ein Laden, in dem Speiseeis verkauft wird, Eissalon?Der altmodische Salon hat sich auf diesem Weg ein Refugium gesichert. Es gibt keinen Wurstsalon, keinen Kaffeesalon, schon gar keinen Biersalon. Also ist Eis was ganz Feines.Natürlich
Natürlich weiß ich, welch toleranter Mens chichbin. Wer weiß das von sich selber nicht Aber auch meine Duldsamkeit hat Grenzen. Und die werden beim Wahrnehmen bestimmter Worte wie auch ■ deren Bedeutung, sprich Realisierung, drastisch erkennbar.Hieher gehören die Verben „Spazierengehen“ (= sinn- und ziellos umherwatscheln), „plaudern“ (jeder, der mit mir p laudern will, sollte strafweise 24 Stunden bei Wasser und Brot mit einem Conferencier der fünfziger Jahre in eine Ausnüchterungszelle gesperrt werden) oder das Substantiv „Schlafzimmer“ (= zwei nebeneinandergestellte
Seit diverse Musikgruppen, die sich zu Unrecht auch des Vorwortes „Volks-“ bedienen, noch weiter vom „Original" in ihren Namen gesetzt haben, bin ich mißtrauisch und neugierig zugleich.Neugierig, weil ich gern jene ken- nenlemen möchte, die, nicht original, die Originale erst zum zitierten Zusatzwort gezwungen haben.Mißtrauisch, weil ich diese Kopien noch nirgends entdeckt habe. Es wird also vermutlich von den einzigen "Hintertupfingem“ vorgetäuscht, so gut zu sein, daß es an ihrem Ruhm mitnaschende Epigonen gibt, von denen es sich abzuheben gilt, indem man sich „Original
Tausendundeine NSchte lang hat sie eizählt. Abendfür Abend. Sie tat es, um ihr Leben zu retten.Scheherezade, das klxige Kind, bezauberte den Sultan, der ihr ans Leben wollte, unterhaltend. Geschichten erfindend, schob sie ein ums andere Mal das drohende Ende vor sich her. Und wählte dabei einen Itick.Zwar berichtete sie immer eine ganze Story, mit Kopf und Fuß, aber schlau wob sie ins Ende den Faden eines weiteren Abenteuers. Ließ anklingen, was da an Neuem sich ergab, \md entheß den gespaimten, aber schon etwas müden Herrscher ins Bettchen, nicht ohne ihm versprochen zu haben, die
Tagungen heißen deshalb so, weil in ihrem Verlauf zumeist mindestens auch eine Nacht fällt. Tagungen von kürzerer Dauer sind keine solchen, sondern simple Sitzungen. Je länger eine Tagung ist, umso beliebter ist sie bei den Teilnehmern. Das ist selbstverständlich, denn alle Tagungsteilnehmer sind an den einzelnen Teilen der Tagung äußerst interessiert.Zu den wichtigsten Teilen einer Tagung gehört das Damen- und das Rahmenprogramm. In unserer emanzipierten Zeit können am Damenprogramm auch Herren teilnehmen, am Rahmenprogramm Herrschaften beiderlei Geschlechts. Das Damenprogramm findet
Die Soziologen, jene Wissenschaftler, die gemeinsam mit den Meteorologen stets a\if der Brücke zwischen dem Alles- vmd dem Nichtswissen stehen, sagen, daß es keine lange Lebenszeit mehr haben wird. Es ist, sagensie, ein veraltetes, unnötige Barrieren errichtendes, aussterbendes Wort samt dessen Begriffs- und Mentalitätsumwelt. Sie meinen das persönhche Fürwort Sie.Und tatsächhch deutet manches auf dessen Hinfälhgkeit hin. Partei-und Gesinnungsfreimde bedienen sich, wenigstens ziun Zeitpunkt ihrer ideologischen Zusammenrottung, nicht des Sie-Wortes. Lehrer und Schüler
Lange schon träume ich vom gro- ßen Geld.Mit dem Lotto funktioniert’s nicht, mit der bisherigen Arbeit schongar nicht, und Erbtantengibt’s keine.Deshalb babe ich Marktforschung betrieben, und ich habe zwar keine Marktlücke entdeckt, aber den gro- ßen Trend unserer Zeit: die Demontage. Darunter ist leider nicht der Abbau unnötiger E-Werke und Schadstoffproduzierer zu verstehen, wohl aber jener ehemaliger Größen aus Kunst, Wissenschaft und Poli- tik. Wobei der bloße Abriß noch nicht die Kassa füllt, die publikumswirk- same Aufbereitung desselben jedoch schon.Es ist also nicht damit
Ich bin zur Kur Da, wo ich bin, halte ich mich auf. Woher im Substantiv Aufenthalt das’ ent’ kommt, weiß ich nicht.Selbst, wenn ich etwas enthielte, war’s ja dann die Enthaltimg, was die Km: jedoch enthält, darüber xmd damit kann man sich kaum aufhalten. (“Halten S’ Ihna net auf!“ sagt die Frau Waberl zur Frau Krk imd meint damit, sie soll sich nicht auf-pudeln). Und aufhalten will ich’s auch lücht.Wiewohl mich die Sorge um meine Gesundheit hierhergetrieben hat, fühle ich mich hier sorgenfrei (wenn auch nicht sorglos und schon gar nicht entsorgt), kann also nicht glauben,
Da hat doch unlängst dieser berühmte Franz Weltnabel Geburtstag gehabt, den 111., glaube ich. Alles war beflaggt. Als ich aber in einer Buchhandlung nach seinem Werke fragte, hatte man dort keine Ahnung, ähnlich erging es mir im Schallplattengeschäft. Nun konnte es natürlich auch sein, daß er der größte Bier- tatzlsammler, Damenfriseur oder Vergaserbrandentdecker war, jedenfalls war ich verunsichert. Doch bekanntlich kommt ja immer, wenn man glaubt, man weiß nix mehr, vom Radio ein Lichtlein her, und so war’s auch letzten Sonntag.Eben, als ich bei Kuchen und Tee saß - Tante
Beelzebub persönlich, den’s auszurotten gälte. Was wir Männer an Ausgeburten der Bos-, Dumm-und Wildheit so alles sind, geht auf keine noch so voluminöse Pin-upgirlhaut. Weshalb sogar dem unpersönlichen Fürwort „man“ der Kampf angesagt wurde, allen Ernstes und amtlich.Dabei stimme ich sogar in den Ruf der Sprachbereirüger mit ein, aber aus ganz anderen Motiven. Wo nämlich das Paradoxon der Ob-, Lands- oder Tormännin zur Feminisierung eines ausschließlich maskulin gedachten Substantivs führt, ohne andrerseits den Frauerich einzuführen, geht’s ja dem Manne an den Nerv und
Redner! Sprecher! Moderatoren! An- und Absager! Hört mich an.Ich will euch ja nichts unterstellen. Nicht, daß ihr euren Beruf nicht mögt. Nicht, daß ihr euren Job nur um des angeblich so schnöden (man blättere im Synonym-Wörterbuch) Geldes wegen ergriffen habt. Nicht, daß ihr die, die euch zuhören, nicht mögt oder daß ihr sie gar verachtet.Das wäre womöglich ehrenrührig, und ich müßte mich von euch- unisono ein Sätzlein gesagt, das frech ist: „Ich darf mich nun von Ihnen verabschieden.“ Ja, das habt ihr gesprochen.Wer aber etwas darf, dem ist’s erlaubt, der freut sich
Es ist einige Abende her, da fiel ich, es war längst das Jahressechstel angebrochen, das unter dem kommerziellen Weihnachtsunstern steht, in einen unruhigen Nachtschlummer. . Im windigen Rascheln des späten Herbstlaubes vor meinem Fenster hörte ich zuerst undeutlich, dann immer klarer die Eröffnungsworte zu einem Marketing-Symposion. Noch ehe ich versuchen konnte, einzugreifen und die Teilnehmer hilfreich an die Urbedeutung des Wortes Symposion zu erinnern, begannen die Fachleute zu diskutieren.Man müsse, sagte einer, im Handel, aber auch im Design und somit bei der Produktion,
Da ist das Kaffeehaus. Da, sind seine Ober. Da bin ich. Und da ist die Nähe zu meinem Büro, das mich die Ober zu vergessen zwingt, da ich sonst meine fürs Cafe besser als fürs Büro geeigneten Gespräche zwei Kilometer weiter entfernt führen müßte. Sie schauen auf den ersten Blick aus wie alle anderen Ober. Auf den zweiten jedoch, und den habe ich längst gemacht, wirken sie verstaatlicht mit allen negativen Aspekten, die man diesem Begriff anhängt. Zwar gehört es zum rechten Verhalten jedes Oberkellners, den Gast zuerst zwar höflich zu begrüßen, ihn dann aber für eine Weile zu
Es ist noch nicht lange her, da hatte ich eine wahrhaft großartige Idee.Wenn jeder meiner Landsleute, wobei ich keine Standes-, Geschlechts- oder Altersunterschiede mache, so-daß ich also auch Aufsichtsräte, Tanten und Polizisten nicht ausschließe, wenn also jeder Einwohner dieser Bundesrepublik Österreich mir einen Schilling spendierte, täte dieser Umstand keinem weh. Guten Gewissens könnte ich also weiterhin, ja mehr noch als bisher,' in den Spiegel schauen, ich hätte niemanden an den Rand des Ruins oder sonstwie in ernste Verlegenheit gebracht. Ich aber hätte auf diese Weise sieben
Wer noch nie Zahnschmerzen gehabt hat, kann darüber nicht mitreden. Er hat vielleicht irgendeinmal an Schmerzen am Knie oder im Bauch gelitten und hält Zahnweh nun für ähnliches, nur eben im Raum der Mundhöhle. Damit ist er aber dermaßen auf dem Holzweg, wie man nur auf dem Holzweg sein kann.Dieses alles beherrschende Ziehen, Stechen, Hämmern entzieht sich völlig jeder Beschreibung, und außer einem guten Zahnarzt gibt es nichts dagegen, die Pharmaindustrie möge mir verzeihen. Auch Hausmittel versagen kläglich, wenngleich man als Leidtragender bereit ist, deren tollste
Bald ist es soweit. Die amtlich verordneten, weil Gebühren einbringenden neuen Autonummern stehen vor der Garagentür.Als fahrende Psychogramme werden sie trotz einschränkender Kürze einiges von der Mentalität der Fahrer, die sie sich ausgesucht haben, skizzieren. Bis dahin bleiben uns jedoch jene Signale und Verhaltensweisen, die jedem Aufmerksamen Schlüssel zur Seele des jeweiligen Lenkers in die Hand geben. Eine grobe Auflistung sei im folgenden angeführt. a) Der Hatdriver. Er trägt sommers wie winters trotz Vorhandenseins eines durchaus dichtenAutodaches im Inneren der
Herr Churchill hat das Victory-V erfunden. Frau Klinger bringt Schäferhunde mit Stehohren bei ihrem Publikum problemloser unter als solche mit Hängeohren. Auf den Werbefotos für Armbanduhren ist es immer zehn vor zwei, niemals fünf vor halb sieben.Strichmanderlgesichter haben, wenn sie Optimismus symbolisieren sollen, Mundwinkel undStrichaugen nach außen hinaufgebogen. Daß auch Teufelshörner nach oben weisen, tut der Anbetung der auch bei den Ab- und Umsatzkurven der Betriebe so begehrten Aufwärtslinie keinen Abbruch.Der Mensch jedoch vergißt hie-bei Wesentliches, nämlich daß
Neulich habe ich im Fernsehen, der Bildungsanstalt, der ich so viele Erkenntnisse verdanke und die an ihrem ORF-0 doch tatsächlich seit ein paar Tagen keinen Depscher mehr hat, in diesem Heimkino also habe ich einen Schlafforscher sprechen gesehen und gehört.Daß es derlei gibt (ich meine Schlafforscher, nicht daß sie sprechen können), wußte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht, aber jetzt begeistert's mich. Denn das war längst überfällig, daß sich da jemand drum kümmert.Vor allem aber, und da horchte ich auf, teilte der Mann mit, daß man eigentlich gar nicht wisse, warum der Mensch
Die fünfundzwanzig Prozent unserer Mitbürger, die laut Inf ratest einmal in der Woche die Wäsche wechseln, denken dabei zweifellos: Wie doch die Zeit vergeht.Die, denen der heimische Rund- * funk täglich einzureden versucht, daß diese im Bild sei, denken sich von der Zeit verblüfft dasselbe, aber jeden Tag während der so genannten Sendung zur gleichen, Zeit nämlich. Und sie hat j a, außer daß sie sich von ein paar Fadisier-ten fallweise und vorübergehend totschlagen läßt, tatsächlich kaum etwas anderes zu tun, als zu vergehen.Man sagt ihr allerdings einiges, meist Unbeweisbares,
Zu meiner Verblüffung war da ein Gartenzwerg in dem geräumigen Grünland rund um die Villa des Gastgebers. Mit allem Drum und Dran stand er zipfelbehaubt und schubkarrenhaltend inmitten der Snobiety, in die ich per Einladung zum Gartenfest geraten war.Noch ehe ich mir über mein eigenes ambivalentes Verhältnis zu Gartenzwergen Rechenschaft ablegen konnte, noch ehe ich den Besitzer desselben insgeheim zum Spießbürger, zum Hundertwasser-Epigonen oder einfach zum Liebhaber des Beschaulichen ernennen konnte, entspann sich angesichts der tatsächlichen Uber-dimensionalität des bunten
Jetzt ist mir das vor ein paar Tagen zum gezählten fünften Mal passiert. Ich war ganz schön down, um das einmal in jener Sprache zu sagen, die in solchen Augenblicken naheliegt.Ich habe nämlich vor.kurzem den fünften Fernsehkrimi nicht verstanden und habe einfach nicht kapiert, was da womit und warum zusammenhing. Dabei schau ich mir Fernsehkrimis sehr gerne an. Mord, Totschlag, Raub und Verwüstung werden da so schön unverbindlich ins Haus geliefert, und nach fünfzig oder siebzig Minuten werden die Übeltäter und -täterinnen wunderbar ausfindig, dingfest und für die nächste Zukunft
Als der Mensch aus den Höhlen auszog, hat er das Haus erfunden. Nachdem ihm das Parterre zu wenig geworden war, hat er den ersten, zweiten und bald auch den dritten Stock erfunden. Notgedrungen hat er daher die Treppe erfunden. Nach der Erfindung des vierten Stockwerks hat er den Aufzug erfunden. Hierauf ist ihm der Bauch gewachsen.Der Aufzug oder Lift, der ebensogut Abzug genannt werden könnte, da ihn die Leute in beidenRichtungen verwenden, ist ein von mir nur in Ausnahmesituationen frequentiertes Gerät.Vor allem traue ich ihm nicht. Er hängt da an ein, zwei oder meinetwegen drei Seilen.
Ich hätte natürlich beschließen können, früher aufzuwachen. Aber ich war so drin im Träumen, und ich war so fasziniert von meinem träumerischen Einfall, daß ich grimmig entschlossen war, das Furchtbare bis zur Unerträglich-keit zu phantasieren.Die nachtmahrische Idee war von ihrer Ausgangsbasis her völlig logisch. Wie es einen Muttertag, einen Vatertag, einen Tag des Baumes, einen des Kindes, des Tieres, des Sparens, der Much, des Brotes oder einen Tag der Arbeit gab, ersann ich nächtens den Tag der Wahrheit.Was mir dabei sofort unangenehm auffiel, war, daß es ihn noch nicht gab.
Montag. N. verspürt leichte Rückenschmerzen sowie ein vielsagendes Jucken im hinteren Rachenraum Richtung Nase, das er kratzen möchte, aber nicht kann. Natürlich geht er ins Büro, wo er zahlreichen Widerwärtigkeiten ausgesetzt ist. Es sind mehr als sonst, und das heißt was.Dienstag. N.s Kreuzschmerzen haben sich verstärkt. Das Rachenjucken ist einer eindeutigen Verkühlung mit Niesen und rechtsseitiger Nasenlochverstopfung gewichen. Halsweh in der Früh bekämpft N. mit außergewöhnlich heißem Kaffee und der Einnahme eines chinin- wie auch Vitamin-C-haltigen Präparates. Mit
Unlängst, in einer sogenannten Unterhaltungssendung, hörte ich die Sprecherin sagen: „Männer sind wie Petroleumlampen. Wenn man ihnen nicht ständig nachgießt, gehen sie aus.“Nun erhob sich mir zwar einerseits die Frage nach den Qualitäten dieser Dame, die ihr Heil beim anderen Geschlecht offensichtlich im Nachgießen sucht, andrerseits erkannte ich schlagartig den Mechanismus jener Aphorismen, ihre Apercus und deren leicht durchschaubare Genesis.Hier und jetzt und unentgeltlich stelle ich sie den werten Lesern zur Verfügung, vorbehaltlich einer Wirkungsweise, deren
Eine Zeitlang wird's noch so gehen wie mit dem Wald, der steht ja auch noch da, und die Unaufmerksamen, die durch ihn gehen, halten ihn für lebendig und für existent. In Wirklichkeit ist's ein Potemkinsches Dorf, fast wie die Burgtheaterkulisse zum Sommernachtstraum, Pappbäume dort, und echte Bäume da, nur aber tot, ihre eigenen Attrappen, hier und dort noch ein Trieb, eine Blüte, ein Blatterl.So, meine ich, ist's mit den Leuten bestellt, die Bücher lesen. In den Buchmessen, in den Buchhandlungen, in den Verlagen, in den Stuben der Dichter tut man noch so, als gäb's jede Menge Leser.Und
Der Automat, der Hirsch und der Präsident haben etwas Gemeinsames: sie lassen sich nach Herrn Grimm nur schwach biegen.Nun sollte das ein Volk, das sich seit geraumer Zeit erstaunlich viel mit seinem Präsidenten befaßt und das sich darüber hinaus aus abertausenden Vereinen und deren Präsidenten zusammensetzt, ein Volk, das im noch immer waldreichen Raum von starkemRotwildbestand begleitet wird und in dessen Grenzen die Automatisierung heftig im Vormarsch ist, eigentlich wissen. Wenigstens die Schriftsteller, Redakteure und Texter dieses Volkes sollten sich darüber im klaren sein. Doch
Unsere Zeit wird, so könnte ich mir vorstellen, dereinst auch als Ära der Preisausschreiben in die Geschichte eingehen.Jede Firma, die auf sich hält, fragt ihre tatsächlichen und ihre potentiellen Kunden in unregelmäßigen Abständen nach Produktvorteilen, Warennamen und Firmenadressen. Dabei sind Fragestellung und eindeutige Vorgabe der richtigen Antworten auf den überall erhältlichen Teilnahmescheinen in einer Art und Weise formuliert, die jeden in den Besitz eines solchen Kärtchens Kommenden berechtigen würden, den Urheber desselben auf Ehrenbeleidigung zu klagen, da dieser ganz
Mir Gutgesinnte sagen es mit listigem Augenzwinkern, Feindselige mit nervösem Augen-zucken: ich bin intolerant. Gut, aber ich bin es differenziert.So ertrage ich Zeitgenossen, die beim Wort „Fasan“ sofort als einzig Mögliches die Assoziation „Speckhemd“ folgen lassen, zwar schwer, aber doch noch eher als jene Spezies Mensch, der bei Schnee nichts anderes als Skifahren einfällt.Daß ab Ende Oktober die Bel-credis und Kletters in ihren humorigen Prognosen so tun, als säße ausschließlich der A-Kader des Skiweltcups vor den Fernsehapparaten, nach fünfzig Zentimeter Neuschnee
Da kommen sie also, es ist die Franziskusandacht in der Wiener Stephanskirche, nicht am 4. Oktober, sondern in vorweihnachtlicher Schau am 12. Dezember einberufen, ohne ihre Tiere kommen sie und zum Teil mit ihnen, da wo's, im Sakristeibereich, erlaubt ist. Von der Seelenlosigkeit der ihnen als immerwährende Kinder Anvertrauten halten sie nichts, aus eigener Anschauung, denn nicht nur Schutzbefohlene sind's, auch Freunde und — in dieser Reihenfolge zwar an sie gemahnend, doch der Polizei in keiner Weise ähnlich*- Helfer.Eine ältere Dame hat eben einen Vogelkäfig aus dicker Leinwand
Päpste, Könige und Konservatoriumsdirektoren sprechen von sich, wenn sie Reden halten, Briefe schreiben und Anweisungen verfassen, in der Mehrzahl. Ich habe diese grammatische Eigenheit, auf die sich jene beziehen, bei den Ovids, Casars und Vergils meiner Schulzeit als Plural der Majestät kennengelernt, und wiewohl mir damals nicht besonders einleuchtend erschien, daß ein Potentat nicht allein kraft seines Amtes respektheischend erscheinen konnte, sondern sich zusätzlich auch noch einer seltsamen, gar nicht vorhandenen Vervielfachung seiner selbst bedienen mußte, nahm ich diese
Nicht genug, daß heutzutage schon alles wegkomponiert ist: eine Dreiklangzerlegung — der Donauwalzer; eine gestotterte Mollterz hinunter - die Schicksalssymphonie; eine Quart hinauf — die Feuerwehr; vorher eine Quint dazu — Also sprach Zarathustra.Es ist nichts mehr da, was noch vor ein-, zweihundert Jahren, brach herumliegend, den Beethovens und Mozarts sich geradezu aufdrängte, sie brauchten nur zuzugreifen.Nicht genug auch damit, daß im wesentlichen auch alles Malbare weggemalt ist. Sonnenuntergänge, spielende Hunde, unbekleidete Herren und Damen, verwelkte Gänseblümchen und
Wenn der Verlag E. in falscher Einschätzung der Marktlage das 398. Buch über die Wiener Philharmoniker ediert, sind seine Tage gezählt.Wenn der Dichter T. im Uberschwang der Gefühle das achtzigtausendste Gedicht über den Herbst und seine Schönheiten verfaßt, kräht kein Hahn danach, und die für eventuell zu beachtende Ergüsse der Poesie vorgesehene Druckerschwärze bleibt in der Tube.Wenn aber der Politiker X die siebenundfünfzigste Meinung zu einer Äußerung seines Parteigegners Y über die zulässige Höchstgeschwindigkeit von Nebenbahnen im Falle des Transports
Unzufriedenheit macht sich breit. Uberall ist Murren zu hören, meist aus weiblichem, immer öfter auch aus männlichem Mund. Und wenn es auch schmerzlich zu sagen ist, so muß der Wahrheit doch eine Gasse geöffnet werden: allem Anschein nach muß die Schuld für den genannten Unmut der Werbung zugewiesen werden.Wiewohl von vielerlei Enttäuschungen heimgesucht, neigt der Mensch ja doch dazu, Gedrucktem sowie über Radio, Film und Fernsehen Bekanntgemachtem immer wieder Glauben zu sehenken und seine Erwartungen, im Besonderen wie im Alltäglichen, daran zu orientieren.Also ist es der Hausfrau
Eine Werbeagentur hat's entdeckt: Wien ist anders. Derzeit erfährt man diesen Umstand in der Bundeshauptstadt allerorten und unter anderem auch dadurch, daß fremdsprachige Gäste schon beim Erreichen der Stadtgrenze in 'ihrem Idiom mit dem bedauernden Satz „Schade, daß Sie uns verlassen müssen“ begrüßt werden.Eine kreative Plakatiererleistung vermutlich.Aber davon einmal abgesehen: Anderssein ist ja nichts Neues. Im Gegenteil, es ist zumindest so alt wie die Menschheit.Das fängt an bei Adam und Eva, wenn ich mir angesichts der argwöhnischen Frau Staatssekretärin diese eingespielte
Aufmerksame, die ihren Fernsehkonsum bisweilen auch auf das pausenfüllende Emblem unserer Rundfunkanstalt ausdehnen, werden es schon bemerkt haben: das O, jener ansonsten runde, hier aber kantige erste Buchstabe des markigen Dreiletternschrift-zuges ORF, hat in seiner mattsilberglänzenden Oberkante seit geraumer Zeit einen Depscher.Daß es gerade das O ist, das diesen — zugegebenermaßen geringfügigen — Makel aufweist, mag Symbolgläubigen zu denken geben. Schließlich steht es, sich international darbietend, abkürzend für „österreichischer“, entbehrt also in möglicherweise