Arbeitsplätze und Frieden

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Befürworter des Staudamm-Projektes hegen große Hoffnungen auf positive Auswirkungen für Land und Leute.

Die Bevölkerung der Region um den geplanten Ilisu-Staudamm in der Türkei ist gespalten: Während die Bürgermeister von Diyarbakir und Batman Unterstützung im Kampf gegen den Bau suchen, fordern andere Bewohner der Region einen raschen Beginn der Arbeiten. Mehmet Celik etwa ist von der nötigen Umsiedlung selbst betroffen, er wird sein Haus räumen müssen. Trotzdem befürwortet er den Staudamm: "Weil es uns endlich Arbeit, neue Straßen und neue Chancen für unsere Kinder bringen wird." Der Kleinunternehmer Tefvik Vural, ehemaliger Bürgermeister der Provinzhauptstadt Dargecit, erwartet, dass die Arbeitslosenrate von 88 Prozent deutlich gesenkt und die Abwanderung der Jungen in den Westen der Türkei oder ins Ausland gestoppt werden kann.

Berechtigte Hoffnung ...

Ob nun Befürworter oder Gegner in der Mehrheit sind, lasse sich wohl nur schwer beweisen, gibt va Tech Hydro-Sprecher Alexander Schwab zu. "Aber ich bin überzeugt, dass die meisten Bewohner der Region für das Projekt sind." Schließlich bringe es Investitionen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro direkt in die Region und rund 7000 neue Arbeitsplätze. Diese und die Investitionen in die Infrastruktur der Gegend böten eine Lebensgrundlage für viele tausend Menschen, die diesbezüglichen Hoffnungen der Bevölkerung seien daher völlig berechtigt. Schwab: "Die Grundbedürfnisse der Bevölkerung werden sichergestellt, es wird Ruhe und Frieden in die Region einkehren."

Nicht nachvollziehbar seien die Aussagen der Gegner, dass es keine ausreichenden Umsiedlungspläne und Entschädigungszahlungen gebe. "Die Türkei hat sich in den vergangenen Jahren an die europäische Gesetzgebung angenähert, die Ansprüche der Bevölkerung sind sichergestellt." 800 Millionen us-Dollar würden im türkischem Budget schrittweise veranschlagt werden. Davon würden nicht nur die Großgrundbesitzer profitieren. Auch diejenigen, die Land bewirtschaften oder bewohnen, ohne rechtlich Eigentümer zu sein, würden finanziell entschädigt. Neben der Möglichkeit der vollen finanziellen Entschädigung gebe es auch die Variante, ein gleichwertiges Stück Land oder ein gleichwertiges Haus zu erhalten beziehungsweise eine Mischform aus Land-und Geldersatz zu bekommen.

Auch das Argument, das gestaute Wasser würde als Waffe gegen Syrien und den Irak eingesetzt, indem den Staaten schlicht das Wasser abgedreht werden könne, hält Schwab "als Techniker für völlig unverständlich." Schließlich handle es sich um einen Stausee zur Stromgewinnung. Während der Regenzeit würde Wasser gesammelt, das dann sukzessive abfließe. "Sonst rinnt es ja bald über die Staumauer. Das lässt sich ja gar nicht nach Belieben unbegrenzt stauen. Und abgesehen davon: Das Wasser nicht fließen zu lassen, würde für das türkische Stromnetz einen Verlust von 1200 Megawatt bedeuten." Zudem sei der Fluß unterhalb des Dammes für viele Kilometer ein Grenzfluss zwischen Syrien und der Türkei. "Würde man das Wasser abdrehen, würde das zu 50 Prozent die Türkei selbst treffen."

... statt Polemik

Leicht verärgert zeigt sich der va Tech Hydro-Sprecher über "manche ngos, mit denen wir seit eineinhalb Jahren im Dialog sind, zum Beispiel mit Eca Watch. Wir haben deren Kritik immer positiv aufgenommen, wenn es konstruktive Verbesserungsvorschläge gab. Aber jetzt ist einiges nur noch Polemik."

So seien etwa auf Anregung der ngos die Übersiedlungspläne überarbeitet und konkretisiert worden, über weitere Zusagen der türkischen Regierung an die Betroffenen in der Region liefen derzeit Gespräche. Missverständnisse bezüglich des Wasserrechts zwischen der Türkei und Syrien beziehungsweise dem Irak seien ausgeräumt worden, sämtliche Berichte und Untersuchungen seien völlig transparent für jeden im Internet einsehbar (siehe unten).

Und die Kulturstadt Hasankeyf? "20 Prozent der Stadt werden überflutet, der Rest bleibt, wie er ist. Rund hundert Millionen Euro werden von der türkischen Regierung und dem Konsortium für die Rettung der Kulturdenkmäler zur Verfügung gestellt, die in einen archäologischen Park oberhalb der Wasserlinie übersiedelt werden." Ohne den Staudamm würde wohl nichts in die Kulturgüter investiert werden. Schwab: "Dann würden sie laut einer Studie binnen zehn Jahren verfallen. So werden sie gerettet."

Weitere Infos des Baukonsortiums zum Projekt: www.ilisu-wasserkraftwerk.com

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