Das, was über das Medienverständnis des "Teams Stronach“ ans Licht kommt, hat mit den Werten "Wahrheit, Transparenz, Fairness“ nur wenig zu tun. Wenn man verlangt, dass alles, was veröffentlicht wird, vorab geprüft wird, dass man (außer in Live-Sendungen) nur ungeschnitten on air gehen darf, dass man Anzeigen auch danach platziert, ob die redaktionelle Berichterstattung entsprechend positiv ist, dann hat man offensichtlich nicht verstanden, dass Medien in der Demokratie ihre Rolle als vierte Gewalt nur dann erfüllen können, wenn sie frei und unabhängig sind. Freie und kritische Medien sind Wesensmerkmal der Demokratie. Sie sind kein Instrument, um eigene Botschaften zu transportieren.
Die Demut vor dem demokratischen Gemeinwesen muss auch die Demut vor der Rolle der Medien beinhalten. Auch wenn sie ihre Rolle - wie Politiker auch - nicht immer untadelig wahrnehmen, das Prinzip der Medienfreiheit darf (ebenso wie das Prinzip der Demokratie) nicht infrage stehen. Bloß weil es einige Politiker gibt, die korrupt sind, ist der Beruf zu achten, bloß weil es einige Manager gibt, die ein demokratisches Gemeinwesen mit einer Firma verwechseln, sind ja nicht alle Manager so undifferenziert und bloß weil es einige Journalisten gibt, die zwischen Meinung und Nachricht nicht unterscheiden, ist der Journalismus per se nicht obsolet. Ja, stimmt: Was Medien tun, tut manchen, die in der Öffentlichkeit stehen, weh. Gut so! Denn wie viele Skandale der jüngsten Zeit wären ohne kritische Medien nicht ans Licht gekommen? Denn wie sonst als über freie Medien kann man sich ein Urteil über Zukunftsfragen bilden? Oder wollen wir uns nur mehr den Kunstgriffen der PR Profis und der Spindoktoren aussetzten? Wenn die Politik mit der Berichterstattung zufrieden ist, sollten wir beginnen, uns Sorgen zu machen - auch um den Zustand der Demokratie.
Der Autor ist Prof. f. Kommunikationswissenschaft in Klagenfurt
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