Ein Fest für Österreichs Film

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Es ist sein erster Langspielfilm. Und gleich der Eröffnungsfilm der diesjährigen Diagonale: Der gebürtige Südtiroler Marco Antoniazzi studierte an der Wiener Filmakademie bei Peter Patzak. Keine Frage, dass er der österreichischen Filmschau, zu der er, wie er im Interview meint, ein "Naheverhältnis" hat, heuer besonders entgegenfiebert.

Die Furche: Was war der Ausgangspunkt für "Kleine Fische"?

Marco Antoniazzi: Mein Vater hatte, seit ich denken kann, gemeinsam mit seinem Bruder eine kleine Firma, einen Zulieferbetrieb für Baumaterialien. Als Kind wollte ich immer werden, was der Papa ist, hab im Sommer "arbeiten" gespielt und hab mich in den Kartons versteckt. Ich hab die Entwicklung dieses Betriebs miterlebt, das Verhältnis zu den Kunden und so weiter. Am Anfang ist das gut gegangen, dann haben sich die Vertriebsstrukturen geändert und die Firma war zu klein, um zu überleben. Das war der ursprüngliche Zugang für diesen Film: Ich wollte den Strukturwandel in einem Film thematisieren. Die Hauptfigur und ihr Schicksal waren als Erstes da, die Familiengeschichte und der Rest haben sich im Verlauf des Drehbuchschreibens ergeben.

DIE FURCHE: "Kleine Fische" ist Ihr erster Spielfilm - und gleich der Eröffnungsfilm der Diagonale. Wie fühlt sich das an?

Antoniazzi: Sehr gut! Sehr, sehr gut! Beim Prozess des Filmemachens kann man nie mit Bestimmtheit sagen, ob das jetzt gut ist, was man gerade macht. Wir haben aber früh super Feedback bekommen, eine Einladung zum Filmfestival Saarbrücken war schon ein großer Erfolg. Mit der Diagonale-Eröffnung habe ich gar nicht gerechnet, und ich war sehr überrascht, als mich Festivalleiterin Barbara Pichler angerufen hat. Ich freue mich sehr, weil ich ein Naheverhältnis zur Diagonale habe. Ich verdanke der Diagonale viel, weil hier schon während meines Studiums an der Filmakademie meine ersten Filme gezeigt wurde - konstant bis jetzt.

DIE FURCHE: Das heißt, die Diagonale ist wichtig, um hierzulande als Filmemacher wahrgenommen zu werden …

Antoniazzi: Sie war immer die einzige Möglichkeit in Österreich, ein wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. Das Publikum ist sehr gemischt: normales Publikum, aber auch Filmleute aus der Branche, und deswegen lässt sich da gut überprüfen, ob das, was man vorhatte, auch funktioniert. Zugleich sind auch Leute dabei, die analytisch kritisieren und dadurch weiterhelfen.

DIE FURCHE: Was bedeutet die Diagonale für den österreichischen Film insgesamt?

Antoniazzi: Ich kann da von meinen Erfahrungen als Filmstudent berichten. "Kleine Fische" ist ja mein erster Spielfilm, insofern weiß ich noch nicht, wie es für einen Spielfilmregisseur ist. Aber für junge Nachwuchsfilmemacher ist die Diagonale irrsinnig wichtig, weil man Öffentlichkeit kriegt und weil man sich mit dem, was man gemacht hat, konfrontieren muss. Man kann sich nicht verstecken und sich einbilden, dass eh alles passt, sondern da kriegt man Kritik - und die ist teilweise sogar ziemlich hart. Aber erstens macht einen das ein bisschen stärker, und zweitens bringt es einen weiter, als Autor. Als Konsument ist die Diagonale auch sehr wichtig, weil man da einmal im Jahr sieht, was alles passiert, und das ist ein Wahnsinn, das kriegt man sonst kaum mit. Diese Fülle und Vielfalt sieht man sonst kaum, und hier sieht man endlich, wie vielseitig das Schaffen ist und wen es überhaupt alles gibt und was für tolle Filme da entstehen.

DIE FURCHE: Wie charakterisieren Sie die Diagonale, wenn Sie sie mit anderen Filmfestivals vergleichen?

Antoniazzi: Manche Festivals funktionieren wie ein Markt, wo man sich beweisen muss und wo man die besten Leute abwerben kann. Ich schätze die Diagonale sehr, weil ich sie nicht so empfinde - im Gegenteil: Ich habe sie immer als Fest für den österreichischen Film empfunden. Da freut man sich darüber, dass der eigene Film läuft und dass die Filme von Freunden laufen, man freut sich, endlich wieder einmal einen Film von geschätzten Kollegen zu sehen. Ich habe das immer als sehr warm und sehr entspannt miterlebt; es ist wirklich schön, da unten in Graz zu sein: Man feiert sich ein bisschen, klar, aber man feiert vor allem den Film!

Marco Antoniazzi, geb. 1972 in Bozen. Kurzfilme: "Max & Mora - ein Südtirol-Märchen" (1998), "Für einen Moment" (2001), "Das Kettenkarussell" (2004), "Wellen" (2007)

* Das Gespräch führte

Magdalena Miedl

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