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Der weiße Fleck
Die Geschichte der Kartographie. Von Leo B a g r o w, Safari-Verlag, Berlin. 206 Seiten mit 228 Wiedergaben von Karten auf 8 Farbtafeln und 112 Kunstdrucktafeln
Wer gesprächsweise das Wort „Erdkreis“ verwendet, ist sich dabei meist nicht bewußt, daß es einer uralten Vorstellung von der Gestaltungsform unserer Erde entspringt, die uns schon auf babylonischen Tonzylindern entgegentritt. Von ältester Zeit an hat die Erforschung der Gestaltung und die bildliche Darstellung der Erde nicht nur die Gelehrten beschäftigt, sondern auch die Künstler, von denen hier nur Leonardo und Dürer genannt seien. Die Völker aller Kulturkreise haben in fortschreitender Erkenntnis und in wechselnden Ausdrucksformen die Ozeane, Kontinente und Erderhebungen ab- und nachgebildet, und Elemente ihrer Vorstellungswelt hineinverwoben. Nicht viele Wissenszweige haben ja die Phantasie so sehr angeregt und beschäftigt wie gerade die Erdkunde. In den Land- und Seekarten spiegeln sich Sagen und historische Irrtümer, die langsam und nicht selten unter Rückschlägen erhellt und berichtigt wurden. An Stelle chimärischer Gold- und Nebelländer, von Walfischen oder Löwen bevölkert, treten Zug um Zug im Fortgang der tatsächlichen Erderkundung die neu festgestellten realen
Gegebenheiten. Die Zahl der Kartentypen und Systeme, die sich bis zur Gewinnung der letzten, streng wissenschaftlichen Exaktheit folgen, wird noch übertroffen von der Mannigfaltigkeit der darstellerischen Kunstformen und der in Verwendung kommenden technischen Medien.
Das vorliegende Werk will eine Uebersicht über die Geschichte der Karte geben, bis zu jenem — etwa um die Mitte des 18. Jahrhunderts liegenden — Zeitpunkt, da das äußere Bild der Karte, die ästhetische und kunsthandwerkliche Seite in ihrer Bedeutung ebenso zurücktritt wie der geistige, kulturgeschichtliche Gehalt vor dem wissenschaftlichen. Ein bisher nicht zusammenfassend und in großer Schau dargestelltes Gebiet. Ein ungemein reichhaltiges wissenschaftliches Material liegt der Darstellung zugrunde, die einem weiteren Leserkreis zugewendet bleibt. Diese Geschichte der alten Karte, welche zur Kenntnis des jeweiligen geistigen Weltbildes wertvolle Zusammenhänge aufzeigt, ist mit reichhaltigstem, sinnvoll aufgebautem und erläutertem Bildmaterial ausgestattet.
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