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Kontakte in Linz

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Am selben Tag wurde in Linz — als der zweiten Stadt Österreichs nach Wien — ein „Bauzentrum” und wenige Stunden später, und wenige Straßen weiter, eine neue Kunstgalerie, „Kontakt”, eröffnet. Wie schon die Namen sagen, dienen beide Einrichtungen ähnlichen Zwecken, der Herstellung von Bindungen zwischen den Schaffenden auf dem Sektor der bildenden Kunst, einschließlich Bauwesen und Kunstgewerbe, und den Interessenten. Beide Einrichtungen sind modernst gestaltet und laden zum Verweilen ein.

Daß die Eröffnung der Galerie Kontakt zu einem Ereignis für die Kunstfreunde wurde, liegt vor allem darin, daß ein bedeutender Künstler gewonnen werden konnte, aus seinem reichen Schaffen, das in vielen Weltstädten gezeigt wurde, markante Werke, Bilder und Holzschnitte, zur Verfügung zu stellen: Werner Berg. In dem 1904 in Elberfeld Geborenen ist rheinische Aufgeschlossenheit, westfälische Abgeklärtheit und kämtnerische Herbheit zu einer vollkommenen Harmonie geeint. Seit 33 Jahren bebaut der akademisch Graduierte den kargen Boden des Rutarhofes nahe der Mündung der Vellach in die Drau in Unterkärnten. Er gehört zu den stärksten, durchaus eigenwilligen Künstlerpersönlichkeiten unseres Landes. Nie hat er sich von der gegenständlichen Kunst abgewendet. Er brauchte es nicht, da er es verstand, auch in der Gegenständlichkeit vom Nebensächlichen, Zufälligen zu abstrahieren, nur das Wesenhafte darzustellen, gleichgültig, ob es Menschen sind, landschaftliche Motive, Blumen. Er bringt es fertig, den romantischen Reiz einer Mondnacht, den Frost wesenhaft darzustellen. Die flächige Art des Holzschnittes liegt ihm besonders. Er wendet sie auch in seinen Gemälden an, in seinen Porträts, und erzielt damit stärkste Ausdruckskraft. Der Holzschnitt, der Christine Lavant darstellt, gibt von der Dichterin ein besseres Bild als Worte dies vermögen. Welche unsentimentale Frömmigkeit liegt in den Zügen der Frauen zu „Maria Verkündigung” oder der „Frau hinterm Kanzelaufgang”,’ welcher Ernst des Erlebens der bevorstehenden Passion im Bild „Gründonners tag”. Wer seine „Weinende” inmitten von Blumen sieht, empfindet ihr Leid mit. Welche Kraft verrät sein „Bauer”, das junge „Paar”, die durch Felder „Schreitende”, welch satte Farbenpracht zeigen seine Blumen! Man muß der Galerie „Kontakt” Dank wissen für das vermittelte starke künstlerische Erlebnis.

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