"Dantons Tod" am Burgtheater: Zärtliche Politgroteske
In Georg Büchners Revolutionsstück „Dantons Tod“ glänzen am Burgtheater in der Regie von Johan Simons Nicholas Ofczarek als Danton und Michael Maertens als Robespierre.
In Georg Büchners Revolutionsstück „Dantons Tod“ glänzen am Burgtheater in der Regie von Johan Simons Nicholas Ofczarek als Danton und Michael Maertens als Robespierre.
Eine Manege voller Clowns fährt Johan Simons für seine Inszenierung von Georg Büchners Revolutionsstück „Dantons Tod“ am Wiener Burgtheater auf. Die bunte Truppe aus Narren ist hochkarätig besetzt. Gleich zwei ehemalige Jedermänner zeigen in diesem so sinnlichen wie komplexen Spiel um Macht und Moral ihr schauspielerisches Geschick. Michael Maertens als tugendhafter Despot Robespierre, der für seine Ideale über Leichen geht, und Nicholas Ofczarek als sein lasterhafter Kontrahent George Danton, an dessen Händen ebenfalls das Blut Unschuldiger klebt.
Der Politiker, Schriftsteller und Mediziner Büchner hatte mit Dantons Tod 1835 ein von der zeitgenössischen Kritik teils hochgelobtes, teils abgrundtief verhasstes Politdrama geschaffen. Doch nicht nur seine politische Brisanz, sondern auch die radikale Ästhetik und „ungenirte“ Sprache werden seit damals heftig diskutiert. Büchners Weggefährte und Förderer Carl Gutzkow sprach von einer „Autopsie“, welche die Mechanismen der Französischen Revolution in einer Mischung aus Historie und Historiografie schonungslos seziert.
Der an Handlung arme, an gesellschaftskritischen Gedanken und dokumentarischen Versatzstücken reiche Text wird bei Simons auf wenige Dialoge reduziert. Auf der halbrunden und mit Holz vertäfelten Bühne treten einander Robespierre und Danton mit ihren Gefolgsleuten ‒ verkleidet als Tramps, Buffos, Jokers und allerlei andere lustige Gestalten (ihre famosen Kostüme stammen von Greta Goiris) ‒ gegenüber, derweil ihre tänzelnden Silhouetten auf der weißen Wand darüber ein spiegelverkehrtes Schattenspiel vollführen.
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