"Es ist Vorsicht geboten"

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Gertraude Steindl, Generalsekretärin der Aktion Leben Österreich, zieht über die Parlamentarische Bürgerinitiative Bilanz.

Die Furche: Mehr als 50.000 Menschen haben Ihre Bürgerinitiative unterzeichnet. Zufrieden?

Gertraude Steindl: Absolut. Das ist ein großes Zeichen des Vertrauens.

Die Furche: Was soll die Bürgerinitiative bewirken?

Steindl: Nachdem gerade das Fortpflanzungsmedizingesetz novelliert wird, möchten wir darauf Einfluss nehmen, dass nicht Dinge in Österreich Gesetz werden, die viele Bürger ablehnen.

Die Furche: Laut einer Umfrage von Fessel-GfK lehnen tatsächlich 69 Prozent die Präimplantationsdiagnostik (PID) ab. Gleichzeitig geben zwei Drittel an, den Begriff "Bioethik" noch nie gehört zu haben. Wissen die Menschen, die unterschrieben haben, überhaupt, wovon die Rede ist?

Steindl: Insgesamt handelt es sich natürlich um ein schwieriges Thema. Unter dem Begriff "Bioethik" wird nicht sehr viel verstanden, aber bei der PID gab es doch sehr deutliche Voten dagegen: Diese Selektion von Embryonen wird als gefährliche Entwicklung eingestuft.

Die Furche: Es ist trotzdem wahrscheinlich, dass sich die Bioethikkommission kommenden Mittwoch mehrheitlich für eine - sehr beschränkte - Zulassung der PID aussprechen wird ...

Steindl: Das sind jetzt Mutmaßungen. Auch die deutsche Ärztekammer wollte die PID im Prinzip unter ganz strengen Indikationen erlauben, wobei es am Ende in ganz Deutschland rund 80 Fälle gegeben hätte. Umgerechnet auf Österreich wären das sechs bis acht Fälle pro Jahr. Wenn man das bedenkt, sieht die Situation schon wieder anders aus. Aber oft wird die PID ja als Methode verstanden, die In-vitro-Fertilisation zu optimieren, und dazu sagen wir ganz sicher nicht ja. Man kann ja nicht die Lebensfähigkeit eines Embryos untersuchen und vor allem anderen - etwa einer Trisomie 21 - die Augen verschließen. Und für mich ist die Trisomie 21 keine schwere oder schwerste Behinderung. Es ist also Vorsicht geboten.

Die Furche: Der Vorsitzende der Bioethikkommission, Johannes Huber, hat vergangenen Mittwoch bei einer Diskussion des Katholischen Akademikerverbandes das Engagement seiner "Freunde bei der Aktion Leben" für den Wert des Lebens grundsätzlich begrüßt, sich den Zugang zum Thema aber "differenzierter und netter" gewünscht...

Steindl: Die Aktion Leben hat in dieser Frage immer eine klare Linie verfolgt und sie auch mit Bestimmtheit vertreten. Manche, die sich heute ihrer Differenziertheit rühmen, haben ihre Meinung im Diskussionsprozess öfter geändert. Warum wir nicht nett sein sollten, ist mir ein Rätsel. Wir haben uns auch bei untergriffiger Kritik immer bemüht, sachlich zu bleiben. Als einzige Gruppe, die nicht kirchlich oder parteilich gebunden ist, haben wir einen Standpunkt entwickelt und in der herrschenden Diskussion dagegengehalten - und das honorieren die Leute. Deshalb unterschreiben sie bei uns.

Das Gespräch führte Doris Helmberger.

Informationen:

www.aktionleben.at

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