1.jp - © Foto: Architekturzentrum Wien, Sammlung

Kurzweilig mit Tiefgang

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Noch nie war eine Dauerausstellung so inspirierend wie die aktuelle Schau des Architekturzentrum Wien. Nun gibt es zu „Hot Questions – Cold Storage“ einen ebenso anregenden Katalog.

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Noch nie war eine Dauerausstellung so inspirierend wie die aktuelle Schau des Architekturzentrum Wien. Nun gibt es zu „Hot Questions – Cold Storage“ einen ebenso anregenden Katalog.

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Wie erzählt man Architektur? Vor knapp einem Jahr hat das Architekturzentrum Wien (AzW) seine ständige Schausammlung völlig neu erfunden. „Hot Questions – Cold Storage“ heißt die von Angelika Fitz und Monika Platzer konzipierte Dauerausstellung, zu der nun auch der Katalog erschienen ist. Mit der Frage „Was kann Architektur?“ hatte Fitz ihre Direktion begonnen, jetzt stellt die Schau sieben „brennende“ Fragen an Schlüsselobjekte der Sammlung. Diese antworten mit Querverweisen und Denkanstößen. „Wir wollten multiperspektivisch sein“, sagt Kuratorin Monika Platzer. „Es geht auch um die Rolle der Architektur in der Gesellschaft.“

Wissensspeicher der Baukunst

Das Thema Frauen in der Architektur zählt mit der Frage „Macher*innen: Wer spielt mit? dazu. Vor 1938 waren über 200 Architektinnen an Österreichs Hochschulen eingeschrieben, bekannt davon ist den meisten einzig Margarete Schütte-Lihotzky, vor allem aufgrund ihrer Frankfurter Küche. „Wenn ich gewusst hätte, dass alle immer nur davon reden, hätte ich diese verdammte Küche nie gebaut“, wird sie zitiert. Dass sie mit Adolf Loos für die Siedlerbewegung plante, als einzige Frau ein Haus in der Wiener Werkbundsiedlung realisierte und in der Sowjetunion ganze sozialistische Städte entwarf, hätte man sehr gern auch noch erfahren.

Die Ausstellungsgestaltung von tracing spaces (Michael Hieslmair, Michael Zinganel) und seite zwei (Christoph Schörkhuber, Stefanie Wurnitsch) sprüht von Ideenreichtum. Sie löste die „a_Schau“ ab, eine chronologische Gesamterzählung über 150 Jahre österreichischen Baugeschehens, die dem Kanon von Friedrich Achleitner, dem Grandsegnieur hiesiger Architekturerforschung im 20. Jahrhundert folgte. Mit 17 Jahren Laufzeit erreichte die „a_Schau“ ein methusalemisches Alter. Seit ihrer Eröffnung war die Sammlung des AzW um über 100 Nachlässe sowie die Archive von Achleitner und Margherita Spiluttini angewachsen. Das Depot des AzW in Möllersdorf ist heute der größte und umfassendste Wissensspeicher zur österreichischen Architektur. Als Leiterin der Sammlung konnte Monika Platzer bei der Wahl der ausgestellten Objekte treffsicher aus dem Vollen schöpfen. Über 400 Exponate sind zu sehen, viel Überraschendes ist dabei.

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