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Dona Rosita in Salzburg

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Am Salzburger Landestheater hat Rudolf Kautek mit poetischem Sinn Federico Garcia Lorcas „Dona Rosita“ inszeniert, so liebenswert und anmutig, daß sie eigentlich an den Mann kommen müßte, auch wenn sie, wie der Originaltitel verrät, ledig bleibt. Aber für. poetisches Theater ist im Alltag der Festspielstadt wenig Platz, schöne Seelen finden heute nur ein kleines Publikum, und „Dona Roaita“ wird sitzenbleiben. Dabei ist diese Granadiner Dichtung vielleicht das wunderbarste Gleichnis des Gegenwartstheaters für die Flüchtigkeit des Glücks, die Hinfälligkeit der Liebe und die Vergeblichkeit des Daseins. — Rosita wird von ihrem Verlobten im Stich gelassen und verraten. Nicht böswillig, denn er liebte sie ja wirklich und ehrlich, als er nach Amerika ging, wohin er sie nachholen wollte. Aber Zeit, Entfernung und menschliche Schwäche, die heimlichen Todfeinde der Liebe, tun das Ihre. Nur Rosita bewahrt sich die Liebe. Ihre Liebe ist ihre Würde, und ihre Würde ist ihr Leben, ein tiefes Licht, das im Fließen der Zeit, in all dem Vergehen und Verblühen, nicht erlischt und selbst in der Resignation der verlorenen Jugend einen Bannkreis ehrfürchtiger Teilnahme um die Einsame schafft.

Die Sprache der Dichtung bewegt sich in vielen Bereichen: im lyrischen der Legende von der „rosa mutatoilis“, die blüht und erblaßt wie das liebende Herz, ebenso wie in der urtümlich erdhaften Welt bäuerlichen Aberglaubens oder im Salon einer sich aufgebenden Gesellschaft. Immer aber, in der Entrückung wie in der profanen Wirklichkeit, wird hinter dem Wort die Transzendenz des Daseins evident. Die Regie Kauteks tat recht daran, der Dichtung aus dem Wort Gestalt zu geben. Cornelia Oberfcogier fesselt in der Titelrolle durch die ihr zu Gebote stehenden Nuancen und Zwischentöne, in denen das Ungesagte vernehmbar mitschwingt. Daß sie von der frühen Brautzeit bis zur verblühten Altjüngferlichikeit alle Lebensalter verkörpern soll, stempelt die Rolle zu einer der schwierigsten und restlos wohl kaum zu lösenden ihres Faches. Der rosenzüchtende Onkel F. M. Westens gewinnt durch sein feines, gütiges Wesen Sympathie und ist noch in dem Vakuum spürbar, das diese Figur nach ihrem Tode zurückläßt. Lola Kneidinger überzeugt als das Inbild einer Dame andalusischen Stils, besonders in der Leere eines freudlosen Alters berührt sie durch Schlichtheit und stilles Bescheiden. Isolde Stiegler, als tyrannisch liebende Haushälterin von sklavischer Treue, ist das rustikale und komische Element in dieser vielstimmigen Partitur. Daneben wird manches outriert. manches unterspielt, gibt es Gutes und Schwächeres, wie es ein mittleres Ensemble eben mit sich bringt. Eugen Wintterle bekennt sich in seinem Bühnenbild zu weiser Beschränkung und räumt dem Wort des Dichters den Vorrang ein.

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