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Bei „Civiltä Mitteleuropea” herrscht nicht nur Nostalgie

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Im Januar dieses Jahres fand der erste Kongreß friulanischer Autonomisten in der Sporthalle von Cervignano de’ Friuli statt. Civiltä Mitteleuropea hatte endlich eine Formulierung gefunden, mit der sie sich offiziell und politisch vorstellen konnte. Es ging darum, in die Tat umzusetzen, was die Symbolgestalt Kaiser Franz Josephs für die Veranstalter bedeutet, was man unter „Civiltä Mitteleuropea” zu verstehen hat: Es geht darum, eine kulturelle Einheit von Bozen bis Triest zu schaffen, eine Verbindung zwischen Südtirolem, Ladinern, Friulanem und Triestinem, zwischen den Deutschen von Ploden und des Kanaltals und den italienischen Slowenen von Slavenska Skupnost. Um konsequent zu sein, hatte man auch die „Union Val- dautaine” aus dem französischsprechenden Val d’Aosta eingeladen. Der Kongreß war ein Aufruf zum Widerstand gegen die kulturzerstörende Politik des italienischen Zentralismus in allen seinen Erscheinungen, in seiner faschistischen Form, in seiner Form während der letzten 30 Jahre, in der Form des drohenden „Historischen Kompromisses” zwischen Christdemokraten und Kommunisten. Die Parole des Kongresses hieß: Alpenvölker vereinigt euch! Volksgruppenfront gegen Volksfront!

Das Ziel von Civiltä Mitteleuropea wäre, für die Europa-Wahlen von 1978 eine einheitliche Wahlliste gemeinsam mit allen verstreuten Volksgruppen der Alpen vorzulegen. Dieses Ziel zu erreichen, würde eine Chance bedeuten, die eigene kulturelle Identität bewahren und schützen zu können. Wie der Kampf um Umweltschutz heute von allen Menschen akzeptiert und als selbstverständliche Notwendigkeit empfunden wird, so müßte man eben auch für Kulturschutz eintreten. Für den Schutz aller Kulturen. Es gehe um das Überleben der Kulturen dės Alpenraums bis zur Adria, um deren Schutz vor der Konsumgesellschaft des Kapitalismus und vor der monopolistisch planenden Gesellschaft des Marxismus.

Dr. Paolo Petiziol erzählte mir das, während wir auf den Abschluß der Veranstaltung in Aquileja, das Feuerwerk, den glückbringenden Abwurf der „Cidulinas” vom Glockenturm des Doms warteten. Der Urheber und Obmann der Civiltä Mitteleuropea hat ein freundliches Gesicht mit Schnurrbart, er hat vom Habitus her etwas österreichisches, würde ich sagen, obwohl sein Deutsch ein bißchen unsicher war, als er sich nach dem Feuerwerk von mir mit den Worten verabschiedete: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut.”

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