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Afrikas Kirche vor ihrer Herausforderung

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Während der Afrika-Synode in Rom (10. April bis 8. Mai 1994) fanden auf dem afrikanischen Kontinent zwei Ereignisse statt. Traurig und katastrophal das eine: der Bürgerkrieg in Ruanda, erfreulich das andere: das Ende der Apartheid in Südafrika. In beiden Ländern spielt die Kirche eine große Rolle, um Stammes- und Rassengegensätze brüderlich zu überwinden. Tribalismus und Ende der Apartheid vrarden in den Debatten der Synode immer wieder behandelt.

Die Bischöfe kamen auf die Synode mit der Bürde ihres Volkes, doch die Synode verfiel nicht in Afro-Pessimismus. Die Hoffnung war lebendig. Kardinal Roger Etchegaray sagte: „Zwei Afrikas koexistieren, ein schwankendes, das man immer zeigt, mit Armut, Korruption und Gewalt, und eines, das man nie zeigt, das aber lebt mit seinen spirituellen Wurzeln und Frühlingsknospen."

Zu den fünf Themen der Synode (Evangelisation, Inkulturation, Dialog, Gerechtigkeit und Frieden, Massenmedien) versuchten die Bischöfe ihre Bedürfnisse und Bestrebungen künftiger Evangelisation gut zu for-muheren. Die afrikanischen Kathoh-ken verbinden mit dieser Synode viele Erwartungen. Ihre Grundfrage geht dahin, wie afrikanische Kultur und katholische Botschaft zusammenleben können. Man muß verstehen, daß afrikanische Theologie seit Jahren zwischen Inkulturation und Befreiung liegt. Die Zukunft wird zeigen, ob die Synode eine Lösung aus diesem Dilemma gefunden hat.

Wichtig war die Thematik Gerechtigkeit und Frieden, denn das Volk kommt immer zur Kirche, damit sie dafür ihre Stimme erhebt. Die Synode richtete eine Botschaft der Besorgnis an jene, die sich in ihrer Not nach Frieden und Gerechtigkeit sehnen. '

Für den Demokratisierungsprozeß in Afrika soll die afrikanische Kirche ihren Gläubigen genug Kraft für das 21. Jahrhundert geben. Die südafrikanischen Bischöfe haben schon verstanden, daß sich die Kirche nach den Wahlen „für ein Apostolat der moralischen Wiederaufrüstung, des Wechsels der Mentalität, der Ausbildung in Demokratie und für wirtschaftlichen Wiederaufbau" einsetzen muß, wie Erzbischof Wilfried Napier von Durban sagte.

Der Erfolg der Synode hängt nicht an Worten, sondern an Taten. Die Kirche Afrikas soll ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Wie sagte Bischof Anselme T. Sanon (Burkina Faso, Präsident der frankophonen Bischöfe Westafrikas): „Wenn ich die Liste der Herausforderungen für Afrika sehe, sage ich mir, daß unser Kontinent auf einer Bombe sitzt und alles explodieren könnte."

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