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Keineswegs umsonst

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Die Vorgänge auf der Bühne sind stets Gegenwart, was sich in fernsten Ländern begibt, spielt sich vor uns ab. Fernste Länder? Weshalb nicht unsere Umwelt? Der Dialekt einzelner Stücke heutiger Autoren läßt allenfalls den Schauplatz als heimisch erkennen, aber genannt werden die Orte nicht. Anders bei Nestroy. Seine Posse mit Gesang „Umsonst“, die derzeit im Volkstheater aufigeführt wird, spielt in der „unsinnig kunstsinnigen“ Stadt Steyr und in Braunau.

Steyr hatte Mitte des vorigen Jahrhunderts ein Theater mit einem Ensemble von siebzehn Personen einschließlich des Kapellmeisters, Nestroy nimmt an, Arthur, einer dieser Schauspieleir, ein drolliger Hochhinaus, sei in Emma, Nichte und Mündel eines reichen Regensburger Fabriksbesitzers, verliebt. Aber die unglaublichsten Anstrengungen, die von beiden unternommen werden, die Pfiffigkeit, die Arthur einsetzt, damit sie zueinan- derfinden, der Wirbel, die Mißverständnisse, die bezwungenen Hindernisse, alles ist „umsonst“, denn sie waren, ohne es zu wissen, von vornherein füreinander bestimmt. Ein prächtiges Possenmotiv.

Nestroy hat sich im Handlungsgefüge an ein Stück des Ungarn Eduard Szigligeti gehalten, aber die Eingangsszenen sind von ihm, und vor allem ist dieser springlebendige Arthur ganz sein Geschöpf, ja, er hat ihm den völlig talentlosen Schauspieler Pitzl, den Nestroy selbst spielte, als Adlatus beigegeben, der den Gewitzten in bedrängter Situation gutmütig vertritt. Aber all die Turbulenz ist nur Springfeder, damit immer wieder Nestroys gutmütiger oder bissiger, fast stets hintersinniger Witz abschnellen kann. Ein Witz, der sich sehr oft in typisch Nestroyschen Wortprägungen essenzartig kondensiert,

Regisseur Gustav Manker bietet eine überaus beschwingte Aufführung, in der Heinz Petters alą Arthur an Spiellust überschäumend exzelliert. Walter Langer hat als Pitzl die Komik des Erfolglosen. Begehrenswert nett wirkt Heidi Picha als Emma, Peter Hey gibt dem Fabriksbesitzer Würde und Kommandierlust. Ein Parallelpaar zu den beiden, die sich unnötig abmühen, zueinander zu kommen, doch mit faktischem Hindernis spielen die stets erstaunte Brigitte Swoboda und der etwas farblose Alfred Ruep- precht. Das väterliche Hindernis von weiblicher Seite her, ein Wirt, erhält durch Rudolf Strobl komödiantischen Zuschnitt. Die recht ansprechende Musik richtete Norbert Pawlicki ein. Einige Kürzungen wären von Vorteil. Umsonst geplagt? Keineswegs. Es wurde ein sehr erfolgreicher Abend mit viel herzhaftem Lachen.

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